Tobias (Name geändert) hat sich sehr auf den Kindergarten gefreut. Zwei bis drei Stunden am Tag hätte der dreijährige Bub mit anderen Kindern spielen und für ein paar Momente seinen Alltag vergessen dürfen. Ein Alltag, der geprägt ist von viel Schmerz und Leid. Denn der kleine Junge kam vor drei Jahren mit einer Leukämieerkrankung auf die Welt. Über ein Jahr seines kurzen Lebens hat das Kind einer Pusterer Familie bereits stationär in Krankenhäusern im In- und Ausland verbracht, so berichtet die „Zett“.Dorfkindergarten hatte sich auf Tobias gefreutZwar konnte sein Blutkrebs nun erfolgreich behandelt werden, doch seit dem Ende der Therapie verweigert Tobias das Essen. Sechs Stunden täglich hängt das Kind mit Beeinträchtigung seitdem am Tropf, um ausreichend ernährt zu werden.Einmal mehr hätte es Tobias' Eltern darum gefreut, ihrem Sohn wenigstens für ein paar Stunden ein Stück Normalität und Kind-sein zu ermöglichen. Auch im Dorf-Kindergarten hatte man sich auf Tobias gefreut. „Wir haben alle Vorkehrungen getroffen und eine Begleitung zugesichert, damit er in den Kindergarten kommen kann“, sagt Sigrid Hasler, die Direktorin des Kindergartensprengels Bruneck. Doch die Bemühungen scheinen vergebens gewesen zu sein. Andere Kinder nicht geimpft: Risiko für Tobias zu großNach Rücksprache mit der Kinderonkologin am Krankenhaus Bozen Dr. Laura Battisti, hat die Familie jetzt nämlich beschlossen, den Bub nicht in den Kindergarten zu schicken. Der Grund: „Sein eigenes Immunsystem ist zu schwach für eine Impfung. Damit ist er nicht vor Kinderkrankheiten geschützt. Masern oder Windpocken könnten für ihn lebensbedrohlich werden“, so die Ärztin gegenüber der „Zett“.Der Vater des Jungen, der anonym bleiben möchte, sieht das Problem nicht an seinem Kind, sondern beim Impfsystem – und spricht damit eine sensible Thematik an: Das System lasse nämlich zu, dass gesunde Kinder ohne Pflichtimpfung in den Kindergarten gehen dürften. Damit steige für seinen Sohn, der sich aus medizinischen Gründen nicht schützen kann, die Gefahr, sich mit einer Kinderkrankheit anzustecken.„Klar sind Kinder im Kindergarten nie vor einem grippalen Infekt gefeit, aber wir hätten dies noch in Kauf genommen, um unserem Sohn wenigstens ein bisschen Lebensqualität zu schenken und soziale Kontakte zu ermöglichen“, so der Vater. Jedoch habe er erfahren, dass im Kindergarten mehrere Kinder von bekennenden Impfgegnern eingeschrieben seien.Einschreibung zurückgezogenSo überlegte er nicht zweimal und zog die Einschreibung zurück: „Wir könnten es uns nie verzeihen, wenn es wirklich zu einem Mumpsfall kommen und unser Sohn sterben würde. So haben wir den ärztlichen Ratschlag beherzigt und ihn vom Kindergarten ausgeschrieben“, erzählt der Vater enttäuscht und richtet darum einen Appell an alle Impfverweigerer: „Wir möchten niemanden an den Pranger stellen. Doch Eltern, die ihre gesunden Kinder nicht impfen lassen, sollten sich bewusst sein, dass sie mit ihrem Verhalten Kindern wie Tobias, der schon so viel mitmachen musste und sich aus medizinischen Gründen nicht schützen kann, viele Möglichkeiten in der Entwicklung nehmen.“Der Dreijährige bleibt also daheim und wird von seiner Mutter – die ihren Beruf aufgeben musste – betreut. Obschon der kleine Junge mit der langen Krankenakte den Wirbel um ihn nur am Rande mitbekommt, spüren seine Eltern: Tobias ist traurig.Zett/mh