von Karl Tschurtschenthaler <BR /><BR />Für den Forstinspektor des Bezirkes Oberpustertal, Günther Pörnbacher, ist der Vorfall in Niederolang ziemlich eindeutig. „Die Schafe zeigen den typischen Kehlbiss“, erklärt er. Das deutet darauf hin, dass Wölfe für den Angriff verantwortlich sind.<BR /><BR />Die Herde, etwa ein Dutzend Tiere, befand sich auf einer Heimweide unterhalb von Niederolang, zwischen der Rienz und dem Bahndamm. Ein Herdenschutzzaun sollte die Tiere eigentlich vor Angriffen bewahren. Trotzdem wurden vier Schafe in der Nacht auf Sonntag getötet. „Ein Teil des Zaunes war niedergedrückt“, sagt Pörnbacher. Wie es dazu kommen konnte, ist unklar – ob durch den Wolf selbst oder durch äußere Einflüsse, lässt sich nicht sagen.<BR /><BR />Auffällig ist, dass die Schafe zwar gerissen wurden, aber fast nicht angefressen wurden. Das ist eher ungewöhnlich für Wölfe, die ihre Beute normalerweise auch nutzen. Auch die Tatsache, dass nur erwachsene Tiere gerissen wurden, während die Lämmer verschont blieben, wirft Fragen auf. „Das passt nicht ganz zum üblichen Verhalten der Wölfe“, sagt Pörnbacher.<BR /><BR /><BR />Um Gewissheit zu erhalten, wurden Proben genommen, mit denen man die DNA der Angreifer bestimmen kann. Die Auswertung wird einige Zeit dauern. Dennoch gehen die Behörden schon jetzt davon aus, dass Wölfe hinter dem Vorfall stecken.<BR /><BR />Ein weiterer Angriff passierte nur wenige hundert Meter weiter westlich – in der Fraktion Nasen in der Gemeinde Percha. Dort wurden am Donnerstag oder Freitag sechs Schafe getötet, zwei davon auf Rasner Gebiet. Das bestätigte der frühere Bürgermeister Martin Schneider am Wochenende. Die Tiere standen auf Heimweiden unweit von zwei Bauernhöfen.<BR /><BR />Der Brunecker Forstinspektor Wolfgang W. Weger bestätigt die vier toten Schafe in der Gemeinde Percha. In diesem Fall sei der Schutz der Tiere nicht ausreichend gewesen, meint er.<BR /><BR />Die Spuren zeigen ein klares Bild: „Die Tiere wurden so verletzt, wie es für einen Wolfsangriff typisch ist“, erklärt Weger. Auch dort wurden DNA-Proben genommen. Man will herausfinden, ob es ein einzelner Wolf war oder ob mehrere Tiere beteiligt waren. Weger hält es für sehr wahrscheinlich, dass dieselben Wölfe wie in Niederolang auch in Nasen zugeschlagen haben.<BR /><BR />Woher die Wölfe kommen, weiß niemand. „Vermutlich bewegen sie sich zwischen Antholz und Enneberg“, sagt Pörnbacher. Während sich der Angriff in Olang in einer ruhigen Gegend ereignete, passierte der Vorfall in Nasen nahe der stark befahrenen Pustertaler Straße und dem Portal des neuen Umfahrungstunnels. Es ist dort also recht laut – trotzdem wagten sich die Wölfe nah an bewohnte Gebiete heran.<BR /><BR />„Wir beobachten mittlerweile öfter, dass Wölfe sich nahe von Dörfern aufhalten“, erklärt Weger. „Offenbar gewöhnen sie sich an die neue Umgebung im Pustertal und passen sich daran an.“<BR /><BR />Die Forstbehörden mahnen nun zur Vorsicht, vor allem bei der Haltung von Nutztieren in abgelegenen oder schlecht geschützten Bereichen. „Ein funktionierender Herdenschutz ist wichtig, bietet aber keinen absoluten Schutz“, betont Pörnbacher. Die DNA-Analysen sollen nun genauere Auskünfte geben – insbesondere zur Anzahl der beteiligten Wölfe.