In Bozen Süd werden jährlich 15.000 Tiere geschlachtet – die Hälfte aller Schlachtungen in Südtirol. Seit 1999 führt der Kleintierzuchtverband die Anlage. Ebenso lange weist er darauf hin, dass der Schlachthof aus den 70er Jahren veraltert ist, das Gebäude augenscheinlich verfällt und die Führungskosten zu hoch sind – bis es ihm reichte.<BR /><BR /> „Für mich ist es als Obmann nicht mehr möglich, die Verantwortung für die Struktur zu übernehmen, ohne die Gewissheit, dass zeitnah Investitionen erfolgen“, teilt Obmann Lorenz Müller Land und Gemeinde Bozen am 12. Juni mit, dass sich der Verband der Kleintierzüchter nicht mehr an der Ausschreibung für die Fortführung des Schlachthofs beteiligen wird. Auch kein anderer Bewerber hat dies getan, sodass die Ausschreibung leer ausging.<h3> Dringende Wartungsarbeiten nicht durchgeführt</h3>Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb den Metzgern vor 10 Tagen mitgeteilt wurde, dass der Schlachthof Bozen ab 1. Juli den Betrieb einstellt. Für Kräne und Förderbänder, mit denen große Fleischteile im Schlachthof bewegt werden, fehlt die technische Abnahme. Dringende Arbeiten wären vorzunehmen gewesen, gemacht wurden sie nicht – auch weil die Frage wer bezahlt, zwischen Bozen und Land stets offen bleib.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70580061_quote" /><BR /><BR />Den Super-GAU vor Augen haben sich Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Luis Walcher, Bürgermeister Claudio Corrarati und Vizebürgermeister Stefan Konder zu einer dringenden Aussprache getroffen. Folge 1: Bozen bekommt einen neuen Schlachthof. Kleiner und modern. Teile des Areals werden frei um den aus allen Nähten platzenden Bozner Recyclinghof zu erweitern. „Der Neubau wurde vor kurzem ins Hochbauprogramm des Landes eingefügt“, so Walcher. <h3> Das Land zahlt, Stadt Bozen übernimmt</h3>Bis er verfügbar ist, dauert es aber Jahre, weshalb mit dem alten weitergezogen wird. Das Land zahlt den Großteil der Anpassungen; vorgenommen werden sie von der Stadt Bozen. Diese muss zudem eine neue Ausschreibung starten. Beides dauert. Wie lange, weiß keiner, sicher bis Herbst. „Wer auch immer, aber hier hat jemand geschlafen“, sagt Konder. Man habe vor der letzten Ausschreibung gefragt, ob technisch alles in Ordnung sei und keine negative Rückmeldung erhalten.<BR /><BR />Wo bis dahin die in Bozen angelieferte Rinder, Schweine und Lämmer geschlachtet werden sollen, ist offen. In Südtirol gibt es 8 öffentliche Schlachthöfe. „Die 7 anderen sind aber um ein Vielfaches kleiner als Bozen“, so Barbara Mock vom Kleintierzuchtverband. „Jahrelang wurde auf Bozen als zentrales Schlachthaus hingearbeitet und jetzt sagt man uns, dass nichts mehr geht“, wettert Metzger Mair. Meran sei zu klein, Brixen für das Geflügel. Biofleisch werde überhaupt nur in Bozen geschlachtet, heißt es.<BR /><BR />Mair befürchtet Engpässe beim regionalen Fleisch mit dem Qualitätszeichen Südtirol. Die Tiere dazu müssen nämlich in Südtirol geboren, gemästet und geschlachtet werden. „Jetzt aber haben wir nach langer Vorarbeit, Tiere, Bauern, Restaurants und Kunden – aber kein Schlachthaus“. <h3> 3 Fragen an Metzger-Obmann Klaus Kofler</h3> <b>Herr Kofler, am Bozner Schlachthof geht nichts mehr. Was nun?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Klaus Kofler. Gute Frage, ob die noch keiner eine Antwort hat. Wir wurden kurz zuvor avisiert, dass mit 1. Juli keine Schlachtungen mehr durchgeführt werden und haben bis jetzt keine klare Auskunft erhalten, wie lange das so bleibt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70579882_quote" /><BR /><b><BR />Können die anderen Schlachthöfe einspringen?<BR /></b><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Kofler: Wenn Bozen 70 Tiere geschlachtet hat, so sind es in Meran 5 und es fehlt an Mitarbeitern. Ich bin am Deutschnonsberg und hätte einen Trentiner Schlachthof in drei Kilometern, aber bei Schlachtung im Trentino ist nichts mehr mit dem Südtiroler Qualitätszeichen, das wir mit IDM aufgebaut haben. Insgesamt ein Armutszeugnis.<BR /><BR /><b>Hat das Auswirkungen auf die Konsumenten?<BR /></b><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Kofler: Spesen werden höher, wenn man Tiere weit weg zum Schlachten führen muss, einiges wird vielleicht knapp und Muslime werden Schafe wohl wieder in der Garage schächten.