„Wir Kinderärzte wurden in unseren Praxen regelrecht überrollt“, berichtet Kinderarzt Dr. Günther Goller aus Vahrn. Dr. Domenico Bossio, Hausarzt in Lana, ist sich sicher: Dieser Winter war in punkto Infekte ein Rekordwinter. Ursache dafür war einerseits die fehlende Immunität aufgrund des jahrelangen Masken-Tragens – aber auch die lang anhaltende Trockenheit, berichten die Ärzte.<BR /><BR />„Gerade in der letzten Novemberwoche und in den ersten beiden Wochen im Dezember waren sehr viele Kinder krank“, erzählt <b>Dr. Günther Goller</b>. „Um die 50 Visiten am Tag waren die Regel. Es dominierten Infekte der oberen und unteren Atemwege mit verlängerten Krankheitsverläufen. Normalerweise dauert ein Infekt der Atemwege rund 8 bis 10 Tage. Diesen Winter waren Verläufe von mehreren Wochen nicht selten. Die Kinder husteten trotz Inhalationstherapie, Hustensaft und Hustentropfen und hatten teilweise hohes Fieber. Die Kinder waren sehr geplagt und die Eltern waren nahezu am Verzweifeln.“ Bei den grippalen Infekten sei in diesem Winter auffallend gewesen, „dass auch viele Eltern sich durch ihre kranken Kinder ansteckten und das Bett hüten mussten.“ Dr. Goller betont: „Die Impfstrategie bei der Grippeimpfung sollte individuell überdacht werden. Es zeigt sich, wie wichtig die Grippeimpfung für Kinder <i>und </i>Erwachsene ist.“<h3>Heuer auffallend viele Fälle von Scharlach</h3>Auch <b>Dr. Richard Wolfsgruber</b>, Kinderarzt in Naturns, berichtet von vielen kranken Kindern. „Eine Zeit lang war es ganz schlimm. Viele Kinder hatten virale Infekte. Besonders auffällig war der hartnäckige Husten, den man kaum wegbekommt. Auch andere Krankheiten traten häufig auf – wie Mandelentzündungen und Ohrentzündungen.“ Lungenentzündungen habe es hingegen sehr wenige gegeben. Häufig verbreitet war allerdings die Bauchgrippe. Zudem habe es sehr viele Scharlachfälle gegeben, manche Kinder seien sogar 2-mal daran erkrankt.<h3>Zahl der Corona-Fälle wieder im Steigen</h3>Im Winter 2021/22 sei die Grippe in Südtirol nicht spürbar gewesen, heuer war sie hingegen sehr stark verbreitet, erzählt<b> Dr. Domenico Bossio</b>. Jahrelang hätten die Bürger eine Schutzmaske tragen müssen – jetzt nicht mehr, deshalb seien sie inzwischen viel anfälliger. „Wahnsinnig viele Grippefälle“ habe es in diesem Winter gegeben – auch mit hohem Fieber. Oft hätten die Patienten dann lange zuhause bleiben müssen. Diese starke Grippewelle war zu erwarten, meint Dr. Bossio. Schließlich habe es in Australien schon im Juni eine schlimme Welle gegeben und „diese kommt dann immer auf uns zu“. Auch viele Lungenentzündungen seien im heurigen Winter diagnostiziert worden. Auffallend auch: Die Zahl der Corona-Fälle sei in den vergangenen Wochen „vehement gestiegen“. Davor seien monatelang nur wenige Corona-Fälle aufgetreten. Inzwischen teste sich aber fast niemand mehr, bemängelt der Lananer Hausarzt.<h3>Tagelang hohes Fieber bei Kindern</h3>Die Grippe ist heuer bei manchen Kindern sehr stark verlaufen: Einige hatten tagelang 40 Grad oder sogar 41 Grad Fieber, berichtet <b>Dr. Alfons Haller</b>, Kinderarzt in Kurtinig. In solchen Fällen steige das Komplikationsrisiko. Auch Dr. Haller betont: Die Immunität ist gesunken wegen des jahrelangen Masken-Tragens. Weil die Grippe nicht mehr kursierte, hätten die Patienten weniger Antikörper dagegen entwickelt. Somit komme es dann auch zu einem schwereren Verlauf. Treten viele Infekte auf, dann steige auch die Zahl der Scharlach-Fälle: Den könne man aber gut behandeln. „Wenn es einem Patienten schon nach 2 bis 3 Tagen wieder besser geht, dann braucht er nicht einmal ein Antibiotikum“, sagt der Kinderarzt. Dass heuer manche Kinder sehr oft erkranken, hänge damit zusammen, dass die gesamte Immunität gesunken sei. Wenn nach einem Infekt die Schleimhautbarriere noch nicht gut repariert sei, dann werde ein Kind anfälliger und es könne zum nächsten Infekt kommen und schließlich zu einem Teufelskreis mit immer neuen Infekten, erklärt Dr. Haller.