Das Projekt Reschenbahn scheint im Tauziehen um eine Anbindung der Vinschger Bahn an das internationale Bahnnetz ins Hintertreffen zu geraten. Doch die Initiative Reschenbahn will das so nicht hinnehmen, wie deren Sprecher Siegfried Gohm deutlich macht. <BR /><BR /><BR /><b>Auf Schweizer Seite wird mächtig Druck gemacht für den Bau der Verbindung Mals – Scuol. Fürchten Sie, dass das Projekt Reschenbahn auf das Abstellgleis geraten könnte?</b><BR />Siegfried Gohm: Wir sind überzeugt, dass das Projekt Reschenbahn mit einer Zuglinie Landeck - Mals und einer Anbindung des Engadin von Nauders/Sellesrücken für alle 3 Regionen die beste Lösung ist. Dazu möchte ich bemerken, dass die Engadiner Initiative in keiner Weise die Interessen des untersten Engadin von Scuol bis Martina berücksichtigt; und selbst die Südtiroler Seite lässt die Reschenregion/Nauders ebenfalls außer Acht lässt. Für diese von uns präferierte trilaterale Lösung sprechen sowohl die Machbarkeit, als besonders auch die Kosten. Von Schweizer Seite wird immer wieder eine Zusage von Landeshauptmann Arno Kompatscher verwiesen, nämlich dass Südtirol inklusive EU-Förderung 75 Prozent der Kosten übernimmt und Graubünden demnach nur 25 Prozent der Kosten aufbringen müsste. Die Frage stellt sich allerdings: von welchen Kosten? Noch zuletzt beim Webinar der Südtiroler Initiativgruppe „Pro Bahn terra raetica“ hat der Bahnexperte Paul Stopper von Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro gesprochen. Unsere Experten gehen demgegenüber von Kosten von zumindest 1,66 Milliarden Euro aus.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="650195_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie sehen Sie die Chancen, dass eine direkte Bahnverbindung zwischen Landeck und Mals gebaut wird, wie sie vor mehr als 100 Jahren schon geplant und teilweise umgesetzt worden war?<BR /></b>Gohm: Das Bundesland Tirol hat das Projekt Reschenbahn bereits in das Zielnetz 2040 für die Bahninfrastruktur in Österreich eingebracht und auch der Planungsverband Oberes Gericht hat einstimmig einen Beschluss für dieses Projekt gefasst. Natürlich ist die Verwirklichung des Projektes eine Frage der EU-Förderung. Wir gehen davon aus, dass die EU sehr wohl sich für ein Projekt von 3 Ländern erwärmen könnte. Ob es die Nationalstaaten alleine stemmen können, ist jedoch überaus fraglich. Umso mehr müssen nach unserer Auffassung alle 3 Regionen an einem Strang ziehen. 2 bilaterale Projekte – Mals - Scuol und Landeck - Mals – werden sich finanziell nicht ausgehen.<BR /><BR /><b>Wird das Projekt Reschenbahn auch weiterverfolgt, falls die Entscheidung für eine Anbindung des Vinschgaus an die Schweiz fällt?</b><BR /> Gohm: Tirol wird jedenfalls am Projekt Reschenbahn festhalten, unabhängig ob das Projekt Mals - Scuol kommt.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-49324378_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Als der große Pluspunkt der Reschenbahn wird die Anbindung von Tourismusregionen im Oberen Gericht und in der Region Reschenpass genannt. Gibt es weitere Vorteile für das Dreiländereck, die für Ihr Projekt sprechen?</b><BR />Gohm: Neben der Anbindung der Region Reschen/Nauders mit den Skigebieten und einem Potenzial von 1 Million Nächtigungen kann auch die Region Serfaus-Fiss-Ladis mit einer Zubringerbahn von Ried aus angebunden werden. Der besondere Vorteil liegt aber in der Anbindung an ein höherrangiges Bahnnetz – einmal West/Ost (Zürich - Wien), aber auch Nord/Süd (München-Mailand/Verona). Außerdem ist die Anbindung der Lombardei über Bormio-Tirano mit der Reschenbahn viel direkter machbar.<BR /><BR /><b>Auf welche politische Unterstützung können Sie für das Projekt Reschenbahn zählen?</b><BR />Gohm: Die Frage nach der politischen Unterstützung wird in der ersten Frage bereits teilweise beantwortet. Auch die Bürgermeisterkonferenz des Bezirkes Landeck wird baldigst einen Beschluss fassen. Mit Kandidatur des Projektes im Zielbetz 2040 ist die politische Haltung des Landes klar. Landeshauptmann Günther Platter sieht die Reschenbahn besonders auch im Zusammenhang mit der Fernpassbahn und der damit verbundenen Anbindung für den Raum Ulm, Augsburg und München.<BR /><BR /><b>Letztendlich ist die Frage der Finanzierung ausschlaggebend. Wie sieht es diesbezüglich für das Projekt Reschenbahn aus? Gibt es schon konkrete Zusagen, auch von Seiten Südtirols?</b><BR />Gohm: Von Südtiroler Seite gibt es zum Projekt Reschenbahn noch keine Zusagen. Wir versuchen durch direkte Information bei den Bürgermeistern des Vinschgaus, zuletzt bei Bezirkspräsident Dieter Pinggera , ein Umdenken herbeizuführen. Bei vielen ist die Meinung vorherrschend, dass eine Bahn über den Reschenpass nicht möglich ist. Mit unserer Initiative wollen wir jedoch beweisen, dass es sehr wohl möglich ist. <BR /><BR /><BR /><b>Näheres dazu auf der Webseite www.reschenbahn.com</b><BR /><BR /><BR /><BR />