Jahre dauerte die Suche nach Geldgebern für die aufwendige Runderneuerung des antiken Wahrzeichens der Ewigen Stadt. Und lange feilten Archäologen und Kulturexperten an ihren Plänen für eine „Wiedergeburt“ des jährlich von mehr als fünf Millionen Touristen aus aller Welt besuchten Amphitheaters. Bei viel Medienauftrieb gab es am Mittwoch nach Sonnenuntergang mitten im Kolosseum den Auftakt zum Neustart: Ende Juli sollen die Aufträge vergeben werden, und zwei Monate später beginnen dann die Arbeiten.Die Schönheitskur für das durch Umweltdreck, Verkehrsvibrationen und den „Zahn der Zeit“ mürbe gewordene Prachtbauwerk der alten Römer wäre jetzt nicht möglich ohne „Schuhkönig“ Diego Della Valle, Chef des Luxuswarenkonzern Tod's. Der Mann aus dem Adria-Ort Sant'Elpidio a Mare machte 25 Millionen Euro locker, um – als einziger Sponsor – der tief in den roten Zahlen steckenden Hauptstadt unter die Arme zu greifen. Gewerkelt wird über jeweils zwei bis drei Jahre an drei Großbaustellen, während der Strom der Besucher anhält. Dann soll das größte Amphitheater der Antike in hellstem neuen Glanz als ein Symbol für „Made in Italy“ erstrahlen.Gerade in weltweiten Krisenzeiten sollten die Unternehmer doch bitte etwas von ihrem Profit für ihr Land und die Leute abtreten, so wirbt Diego Della Valle um Nachahmer seines Engagements: „Wir hoffen, bald konkret auch über Restaurierungen im antiken Pompeji am Fuß des Vesuvs, in Venedig und Florenz zu berichten.“ Er will so auch zeigen, dass Italien allen Horrormeldungen über politische und wirtschaftliche Stagnation zum Trotz „funktioniert“. Es geht um das Image und die Glaubwürdigkeit – und so hat sich er sich die Stätte früherer Gladiatorenkämpfe zum werbewirksamen Steckenpferd erkoren.Was jetzt in Angriff genommen wird, soll die begehbare Fläche des Kolosseums um ein Viertel ausweiten. Draußen entsteht in der Nähe des Konstantinbogens ein modernes „Service-Zentrum“. Dort gibt es später eine erste Anlaufstelle für Besucher, einen Bookshop, den Verkauf der Eintrittskarten und sanitäre Anlagen. Das schafft Platz im Kolosseum selbst. Die völlig verdreckte Nord- und Südfassade des Monuments wird mit einer bewährten Wasserzerstäubungstechnik unter atmosphärischen Druck von der Staubschicht und den starken schwarzen Verkrustungen befreit – ganz ohne Lösungsmittel oder andere chemische Substanzen.Was abgebrochen ist, wird zwischendurch neu befestigt, Metallteile werden behandelt, geplatzter Gips geglättet. Und das alles auf einer Fassadenoberfläche von mehr als 21.000 Quadratmetern. Zudem müssen die Wandelgänge und das faszinierende unterirdische Terrain restauriert werden. Die unteren Arkadengewölbe erhalten ein neues Gittersystem, um das Kolosseum nach außen abzuschließen. Bei diesem Riesenaufwand konnten Roms Bürgermeister Gianni Alemanno und der Kulturminister Giancarlo Galan nicht anders, als dem privaten Sponsor in höchsten Tönen zu danken. Immerhin möchte Rom eine Kulturmetropole bleiben. dpa