„Hier gehen unsere Privacy-Bestimmungen eindeutig in die falsche Richtung“, findet Ärztekammerpräsidentin Dr. Astrid Marsoner. „Die gesetzlichen Vorgaben sind einzuhalten“, mahnt hingegen Dr. Luigi Rubino (Fimmg).<BR /><BR />Mittlerweile gibt es mehrere Möglichkeiten für Ärzte, ihren Patienten ihre Rezepte zukommen zu lassen. Besonders einfach geht dies über die elektronische Gesundheitsakte (EGA). Aber auch über spezielle Applikationen kann der Patient sein Rezept sicher erhalten. Schon bei WhatsApp und E-Mail sinkt die Sicherheit. <h3> Nur Patient selbst darf die Daten weitergeben</h3>Was gesetzlich allerdings nicht erlaubt ist, ist die direkte Übermittlung des Rezeptes etwa aus der Hausarztpraxis an eine Apotheke. „Das dürfte niemals stattfinden“, betont Dr. Rubino, Landessekretär der Hausärztegewerkschaft Fimmg. Denn nur der Patient selbst (oder dessen rechtlicher Vertreter) darf seine Daten weitergeben. Zudem hat er die gesetzlich garantierte freie Wahl der Apotheke. „In der Regel sind es die – meist älteren – Patienten selbst, die digital nicht so fit sind oder sich einfach überfordert fühlen, die den Arzt um diese direkte Übermittlung bitten“, sagt Dr. Rubino. Und immer wieder, so weiß er, kämen Kollegen solchen Bitten gut meinend nach. Dennoch: Gesetzeswidrig bleibe gesetzeswidrig. Und im Falle einer Kontrolle riskiere der Arzt saftige Strafen. Kontrollen seitens der Carabinieri-Sondereinheit NAS und Strafen hat es in der Tat auf Staatsgebiet bereits gegeben. <BR /><BR />Und noch einen Aspekt wirft er auf: Liefen die Rezepte korrekterweise über den Patienten, komme auch kein Arzt in den Verdacht, eine bestimmte Apotheke zu bevorzugen. <BR /><BR />„Der Gesetzgeber hat hier völlig falsche Vorstellungen, was es heißt, die Privacy zu schützen“, ärgert sich hingegen Dr. Marsoner über die Regelung. „Der Patient hat die Hoheit über seine Daten, und wenn er deren Übermittlung vom Hausarzt direkt an die Apotheke seines Vertrauens nicht nur erlaubt, sondern sogar darum ersucht, dann sollte das vor dem Gesetz reichen“, findet sie. „Gerade ältere Menschen sind mit den vielen neuen digitalen Möglichkeiten überfordert, kommen mit Apps nicht zurecht und sind froh, über diesen direkten Weg“, erklärt sie. Warum diese dann nicht über die Übermittlung ihrer eigenen Daten entscheiden dürften, sei unverständlich. <BR /><BR />Das Problem verschwinde von alleine, sagt hingegen Apotheker Stephan Peer: „Mittlerweile nutzt ein guter Teil der Kunden die EGA andere haben die speziellen Applikationen auf dem Handy“, weswegen direkte Übermittlungen eigentlich nicht mehr vorkämen.