Tausenden von Südtirolern flattert dieser Tage unliebsame Post von der Agentur der Einnahmen ins Haus. Was können sie tun, wenn sie plötzlich Geld zahlen sollen, das sie gar nicht schuldig sind?<BR /><BR /><BR />„Man bezahlt als braver Bürger termingerecht seine Steuern, und dann kommt einem so eine Forderung ins Haus! Das ist nur ärgerlich!“ Marion aus Bruneck ist einfach nur wütend. Die Agentur der Einnahmen hält ihr vor, 2018 fällige Abgaben nicht entrichtet zu haben. Nun soll sie diese nachzahlen – in ihrem Fall ein paar 100 Euro. Das habe laut dem Schreiben eine Kontrolle in der Zentrale in Rom ergeben. So wie Marion ergeht es derzeit vielen im Land. <BR /><BR />Bei den Steuerbeistandszentren, an die sich auch Marion sofort gewandt hatte, weiß man von dem Problem. „Bei uns melden sich täglich mehrere Leute, die eine solche Forderung erhalten haben“, sagt Waltraud Wörndle vom Steuerbeistandszentrum des ASGB. Besonders nach dem coronabedingten Aufschub der Steuerrückforderungen häufen sich die Fälle. Die Zahl der Betroffenen liege aber wohl weit höher. Viele würden nämlich die eingeforderte Summe einfach bezahlen, weiß sie, vor allem dann, wenn es sich um kleinere Beträge handle. <h3> Fehler bei automatisierten Kontrollen</h3>Der Grund für die ungerechtfertigten Steuerforderungen liegt in den automatisierten Kontrollen, die in der Zentrale in Rom an den abgegebenen Steuererklärungen durchgeführt werden. Dort werden Abgaben – etwa die Vorauszahlung für zu erwartende Mieteinnahmen –, die in der Bank als Modell F24 getätigt und nicht über den Lohnstreifen in Abzug gebracht worden sind, nicht erkannt. Folglich scheint die Steuer als nicht bezahlt auf. Dem Steuerpflichtigen flattert die Forderung ins Haus – obwohl die Abgabe längst entrichtet worden ist. <BR /><BR />Wer den Irrtum der Steuerbehörde aufklären will, stößt derzeit dann gleich auf die nächste Hürde. In der Agentur der Einnahmen in Bozen erhält man dafür so gut wie keinen Termin für eine Richtigstellung. Selbst für die Steuerbeistandszentren, die in der Agentur eine Vorzugsschiene hätten, heißt es: Keine Termine verfügbar. <h3> Werden Arbeitnehmer und Rentner abkassiert?</h3>Offensichtlich sind aber nicht alle Steuerzahler gleichermaßen von diesen Forderungen betroffen. Eine Rückfrage bei Steuer- und Wirtschaftsberatern von Betrieben und Unternehmen zeigt, dass diese keine Probleme damit haben. Das erhärte den Verdacht, dass der Staat einmal mehr bei Arbeitnehmern und Rentnern Kasse machen wolle, heißt es beim ASGB.<BR /><BR />Die Lösung des Problems wäre denkbar einfach: „Ein Blick in die eigenen Archive würde ausreichen, und die Steuerbehörde würde sehen, dass die geforderte Summe längst bezahlt ist“, sagt Wörndle. Damit würde die Behörde sich, den Steuerbeistandszentren und den Steuerzahlern jede Menge an Zeit und Ärger ersparen.<BR />