Der Primar für Pädiatrie am Krankenhaus Brixen, Dr. Markus Markart, der Primar für Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Bozen, Dr. Martin Steinkasserer, und der Vahrner Kinderarzt Dr. Günther Goller klären auf.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033740_image" /></div> <BR /><BR />„Letzthin hatten wir viele Fälle von Ringelröteln“, berichtet der Primar der Abteilung für Pädiatrie am Krankenhaus Brixen, Dr. Markus Markart. Zuvor seien jahrelang kaum Infektionen aufgetreten. Für Kinder sei diese Viruserkrankung ganz harmlos. Wenn eine schwangere Frau bereits Kontakt mit den Ringelröteln gehabt hatte und folglich vor der Schwangerschaft Antikörper entwickelte, so besteht auch für sie keine Ansteckungsgefahr. Denn wer einmal die Infektion überstanden hat, ist sein Leben lang geschützt und erkrankt kein zweites Mal. Schwangere, die hingegen nie mit dem Virus in Kontakt kamen, sind gefährdet. In diesem Fall kann es bei einer Infektion zu schwerer Anämie (Blutarmut) beim ungeborenen Kind kommen, erklärt Dr. Markart. Das Knochenmark werde angegriffen, es würden keine blutbildenden Zellen mehr produziert.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033743_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Sollte bei einer Schwangeren eine Virusinfektion nachgewiesen werden, so kann es in 30 bis 50 Prozent der Fälle auch zu einer Infektion des Ungeborenen kommen, berichtet der Primar der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Bozen, Dr. Martin Steinkasserer: „Und bis zu 10 Prozent dieser Ungeborenen können dann Probleme mit der Blutarmut bekommen. In solchen Fällen werden dann engmaschige Ultraschallkontrollen durchgeführt. In extrem seltenen Fällen kann es dann notwendig werden, am Ungeborenen eine therapeutische Bluttransfusion über die Nabelschnur durchzuführen.“ In nur einem Fall habe man diese Therapie heuer durchführen müssen – mit Erfolg, berichtet Dr. Steinkasserer. Inzwischen seien die Ringelröteln wieder beim Abflauen. Es sei davon auszugehen, dass mit Ferienbeginn und Schließung der Kindergärten und Schulen auch die Infektionsraten weiter zurückgehen werden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033746_image" /></div> <BR /><BR />Gefährlich werden kann das Virus nicht nur für Schwangere, sondern auch für Menschen mit einer Abwehrschwäche – etwa aufgrund eines Tumors, wenn ein Patient beispielsweise gerade einer Chemotherapie unterzogen wird, erklärt der Vahrner Kinderarzt, Dr. Günther Goller. Ein Risiko seien die Ringelröteln aber auch für Patienten mit einer vererbten Krankheit des Blutsystems. Diese Viruserkrankung ist nicht meldepflichtig, sagt Dr. Goller. In den Kinderarzt-Foren sehe man es aber: Die Fallzahlen steigen in fast allen europäischen Ländern. <BR />Martin Enders vom Konsiliarlabor für Parvoviren in Stuttgart erklärt sich den Anstieg damit, dass in der Pandemie aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen die Fallzahlen sehr niedrig waren und dass dem Virus nun eine deutlich höhere Zahl an Wirten zur Verfügung stehe. In den 3 Jahren der Pandemie hätten sich viele Kinder angesammelt, die nicht immun sind. Und dort breite sich das Virus jetzt aus.<BR /> Ringelröteln sind sehr ansteckend und sie sind zu unterscheiden von den Röteln, welche von anderen Viren hervorgerufen werden. Die Verbreitung der Ringelröteln erfolgt durch erregerhaltige Tröpfchen – beim Husten oder Niesen beispielsweise. Auch Schmierinfektionen sind möglich, etwa über Türgriffe.<BR /><BR />Ringelröteln werden durch das Parvovirus B19 hervorgerufen. „Eine Impfung gibt es nicht“, erklärt Dr. Goller. Oft hätten die Kinder keine Symptome. Manchmal seien sie dann etwas müder, Fieber könne auch auftreten, ebenso Rötungen an den Wangen, Kopfschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Zu dem Zeitpunkt, wo ein Ausschlag sichtbar werde, sind die Kinder nicht mehr infektiös, berichtet Dr. Goller.