„Es war ein großes Glück, dass meine Mutter damals zu spät zum Bahnhof gekommen ist“, sagt ihre Tochter. <BR /><BR /><BR /><BR />Magdalena Seebacher war kürzlich bei der Eröffnung des neu gestalteten Klobensteiner Bahnhofs. Nach der Pressekonferenz erzählte sie ihre berührende Geschichte. Die überaus rüstige Rittnerin war im fernen Jahr 1964 schwanger und am 3. Dezember bei ihrem Arzt in Bozen vorgemerkt. Zu dieser Zeit fuhr das Rittner Bahnl nicht nur auf dem Hochplateau wie heute, sondern noch über die steile Zahnradbahnstrecke bis hinunter nach Bozen, mit Endstation Waltherplatz.<BR /><BR /> Magdalena Seebacher hatte damals mit ihren 3 Kindern einiges zu tun und war an jenem Vormittag des 3. Dezember ein wenig spät dran; denn damals gab es noch keinen Bus von Oberinn und sie musste hochschwanger zu Fuß den Weg von Oberinn nach Klobenstein zum Bahnhof des Rittner Bahnls zurücklegen, weil sie ja pünktlich beim Arzt sein wollte.<BR /><BR /><b>Unfall mit Toten und Verletzten</b><BR /><BR />Als sie aber die Fahrt in Richtung Landeshauptstadt antreten wollte, hörte sie plötzlich vom Personal mit ernster Miene, dass die Rittner Bahn plötzlich bis auf weiteres gesperrt sei. Der Grund: In St. Magdalena sei zwischen 8 und 9 Uhr die Zahnradbahn entgleist, es habe einen schweren Unfall gegeben. Später erfuhr man, dass es auch Tote gegeben hatte. Da verstand Seebacher erst, dass sie großes Glück gehabt hat. Denn sie hatte den Zug um Haaresbreite versäumt und sich noch darüber geärgert.<BR /><BR />Die Arztvisite in Bozen hat die Rittnerin später nachgeholt; ihr Kind kam am 21. Jänner 1965 gesund zur Welt. Es war der heute weitum bekannte Lamazüchter Walter Mair, der auch dafür bekannt wurde, dass er mit Freunden und seinen Lamas im Jahr 2018 zu einer Papstaudienz nach Rom gepilgert ist. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="681221_image" /></div> <BR /><BR />Seine Mutter Magdalena Seebacher ist 1937 geboren und seit 1987 Witwe. Sie musste nach dem frühen Tod ihres Mannes 6 Kinder und einen Hof auf 1350 Metern in steilem Gelände weiterbringen.<BR /><BR /> Sie hatte immer große Zuversicht und Gottvertrauen und so habe sie alles gut gemeistert, sagt ihre Tochter Rita Hermeter und fügt hinzu: „Es ist eine Geschichte, die das Leben so schreibt, denn es war ein großes Glück, dass meine Mutter damals zu spät zum Bahnhof gekommen ist“. Rita Hermeter ist mit der Bahn gut vertraut und arbeitet im Rittner Tourismusbüro in Oberbozen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="681224_image" /></div> <BR />Der 3. Dezember 1964 ging als ein Schicksalstag in die Geschichte der Rittner Bahn ein. An diesem Tag fuhr Wagen Nummer 4 von Klobenstein hinunter nach Bozen, als bei Kilometer 2,61 um 8.40 Uhr in einer starken Kurve und bei höchster Steigung plötzlich ein ruckartiges Zittern durch den Zug ging, worauf die 100 Fahrgäste und das Personal erschraken. <BR /><BR />Gleich danach entgleiste die Dampflokomotive mit der hinteren Achse. Der gesamte Zug schlitterte in der Folge talwärts, und die querstehende Lokomotive wurde von einer bergseitigen Hangmauer aufgehalten. Danach stürzten der viele Tonnen schwere Triebwagen und der mitgeführte Güterwagen in einen Weinberg, wo sie völlig zertrümmert zum Stillstand kamen. Arbeiter der damals im Bau befindlichen Rittner Straße hatten den Lärm gehört und die Rettungskräfte verständigt. <BR /><BR />Die tragische Bilanz des Zugunglücks im Dezember 1964: Zugführer Agostino Olivotto starb sofort in der zertrümmerten Lokomotive; außerdem gab es infolge des starken Aufpralls bei insgesamt rund 100 Fahrgästen weitere 3 Tote und 58 Verletzte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sich die hochschwangere Frau im Zug befunden hätte.