Drängende Fragen, die jüngst auf der Tagung „Robotics in Active and Assisted Living & Healthcare“ an der Bozner Melittaklinik im Fokus standen. Einer, der weiß, wovon er da redet, ist Produktionsingenieur Julius Michael Waldner.<BR /><BR /><b>Wird uns künftig ein Roboter waschen, wenn wir bettlägrig im Spital oder im Altersheim liegen?</b><BR />Julius Michael Waldner: Nein, in der Pflege am Menschen wird praktisch nichts automatisiert. In Japan hat man Aufstehhilfen entwickelt und es gibt intelligente Betten, die das Pflegepersonal unterstützen, aber nicht ersetzen können. <BR /><BR /><b>Also spielen Künstliche Intelligenz und Robotertechnik in der Pflege keine Rolle?</b><BR />Waldner: Doch, aber mehr im Hintergrund zur Entlastung des Personals. Oder auch zur Unterhaltung bzw. Begleitung der Betreuten. Sie können zum Beispiel als Tutor für Bewegungsübungen eingesetzt werden. Oder für die Begleitung im Haus, denn sie können Aufzüge holen und Türen öffnen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69937830_quote" /><BR /><BR /><b>Ist das für ältere Personen nicht sehr befremdlich?</b><BR />Waldner: Eine Studie aus Vorarlberg zeigt, die Akzeptanz der Betreuten ist da. Und zwar eher bei Robotern, die im Aussehen nicht vermenschlicht sind. Bei den menschenähnlichen Robotern reagieren die Betroffenen dagegen eher zurückhaltend. Prinzipiell sind sie aber mit dem „Unterhaltungswert“ der Robotik zufrieden. <BR /><BR /><b>Und welche Aufgaben kann die Technologie im Hintergrund übernehmen?</b><BR />Waldner: Roboter können z. B. Reinigungsarbeiten einschließlich der Desinfektion – etwa der Türklinken – übernehmen, das Essen auf die Zimmer bringen und sie können die Medikamente für jeden einzelnen Patienten zuweisen. Das hat gleich zwei Vorteile: Die so gewonnene Zeit bleibt dem Personal für die Pflege am Patienten, und der Roboter verarbeitet alle Daten und stellt die vollständige Nachverfolgbarkeit sicher. Menschliche Übertragungsfehler entfallen somit und alle Daten fließen automatisch in der elektronischen Patientenakte zusammen. Überhaupt wird der größte Sprung in den kommenden Jahren bei der Datenverarbeitung und der Vernetzung von Geräten passieren müssen, um die Effizienz weiter zu steigern.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69937834_quote" /><BR /><BR /><b>Wie muss man sich das vorstellen? </b><BR />Waldner: Bei einer Untersuchung mit Hilfe eines technischen Gerätes wird dieses in Zukunft die Ergebnisse direkt in die klinische Datenbank einspeisen. Allerdings muss man sagen, noch hält hier das gesetzliche Regelwerk nicht mit und die Behandlungsleitlinien müssen angepasst werden. <BR /><BR /><b>Und was passiert sonst noch in der Medizin der Zukunft?</b><BR />Waldner: OP-Roboter sind mittlerweile schon fast „Standard“, sie haben aber einen Schwachpunkt: Sie sind extrem teuer. Mehr Entwicklungspotenzial sehe ich in der Reha: Wir an der Melittaklinik entwickeln derzeit beispielsweise eine ganz neue Reha-Gerätegeneration, die selbst lernen kann und die Bedienung erleichtert. Diese Geräte helfen z. B. nach einem Schlaganfall beim Gehenlernen, trainieren Finger und Hände oder das Gehirn.<BR /><BR /><i>Julius Michael Waldner leitet u.a. die Entwicklung und Produktion von medizinischen Geräten und Medizinprodukten an der Melittaklinik.</i>