Die Digitalisierung im Sanitätsbetrieb ist sozusagen Dauerpatient. Noch immer arbeiten die Bezirke mit unterschiedlichen Systemen. Mit der Entwicklung und Implementierung eines einheitlichen Krankenhausinformatiksystems wurde 2015 die SAIM (Südtirol Medizin und Informatik), eine öffentlich-private Partnerschaft (PPP), beauftragt. <BR /><BR />Die beauftragte SAIM (Insiderinformationen zufolge soll sie selbst nur mehr einen Projektmanager haben), hat den Auftrag ihrerseits an ihren privaten Gesellschafter GPI aus Trient weitergegeben. Und dort bastelt man nunmehr seit Jahren am neuen Südtiroler Krankenhausinformatiksystem NGH (New Generation His). <h3> System sollte laufen</h3>Mit Ende dieses Jahres endet der vom vormaligen Generaldirektor Florian Zerzer zuletzt nochmals um 2 Jahre verlängerte und um die Telemedizin erweiterte Vertrag mit der SAIM – und das System sollte laufen. Doch davon ist man noch weit entfernt. In Meran und Bozen hat man mit der Implementierung begonnen – und rauft sich teils die Haare. <BR /><BR />So hat man etwa in Meran den Software-Baustein für die Verwaltung der Steuernummern in Betrieb genommen – die Unzufriedenheit ist laut Indiskretionen massiv. Die Umstellung auf den Baustein für die Notaufnahme in Meran laut eben diesen Indiskretionen ein Desaster.<BR /><BR /><embed id="dtext86-63479897_quote" /><BR /><BR /> Vom Baustein für die Online-Vormerkungen soll bislang ebenso wenig zu sehen sein wie vom gesamten Bereich der Telemedizin. Und das, obwohl seit 2016 daran „gearbeitet“ wird, und der Sanitätsbetrieb Jahr für Jahr Millionen dafür bezahlt. „Mittlerweile dürften sich die Kosten auf 80 bis 90 Millionen Euro oder mehr aufsummieren“, sagt Landtagsabgeordneter Paul Köllensperger (Team K). <BR /><BR />„Das System hat noch viele Kinderkrankheiten“, weiß Landesrat Messner von ersten Rückmeldungen. Das gleiche System habe im Übrigen auch die Lombardei und das Veneto von GPI angekauft, auch dort gebe es Probleme. Zudem scheine es auch bei der Betreuung der Mitarbeiter bei der Einarbeitung in die neue Software zu hapern. <BR /><BR />„Das werden wir einfordern“, verspricht der neue Landesrat. Das System lasse also zu wünschen übrig, er werde sich den Vertrag nun genau ansehen. Notfalls müsse man auch rechtliche Schritte erwägen. Allerdings wisse er auch, dass es Neuem gegenüber immer auch einen gewissen Widerstand gebe. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="996745_image" /></div> <BR /><BR /> Und in der Tat hat man insbesondere in Bruneck und Brixen, wo man bislang mit dem Informatiksystem IKIS gut gefahren ist, so gar keine Freude mit der Umstellung. „Ein Festhalten an IKIS wird es nicht geben“, stellt Messer hier klar. Ganz einfach deswegen, weil das System jedem Mitarbeiter im Sanitätsbetrieb Einblick in die Gesundheitsdaten der Patienten gibt. „Das widerspricht der Privacy, wonach nur der behandelnde Arzt bzw. die Pflegekraft Zugang haben dürfen“. Das gelte darüber hinaus auch für die Schnittstelle zu den Hausärzten: Ab April soll die digitale Patientenakte erweitert werden „und allein der Patient die Hoheit über seine Daten haben“, so Messner.<BR /><BR />Bleibt die Tatsache, dass NGH nicht rund läuft und noch nicht vollständig ist. Das Ganze ist dabei nicht nur ärgerlich, es ist eben auch teuer. „Ich habe daher vergangene Woche den Rechnungshof eingeschaltet“, sagt Köllensperger, weil er es als Oppositioneller als seine Aufgabe ansehe, „darauf zu schauen, wie mit den Steuergeldern der Bürger umgegangen wird“.<BR /><BR /> Dabei will er auch wissen, ob der Sanitätsbetrieb für die nicht eingehaltenen Termine wenigstens Pönalen kassiert hat. Aus der Landesregierung habe er darauf keine Antwort erhalten. Der Dauerpatient Digitalisierung der Sanität könnte durchaus in den Fokus des Rechnungshofes geraten, denn auch bei der Vergabe eines Auftrages an eine Inhouse- bzw. Mischgesellschaft sind die Preise mit denen auf dem Markt zu vergleichen und eine Verhältnismäßigkeit einzuhalten.