Blenden wir zurück: Es war im Oktober 1944, als 2 Flugzeuge im Sarntal von der deutschen Flugabwehr abgeschossen wurden. Dabei kamen 2 Piloten ums Leben, ein dritter überlebte. Die 2 Toten wurden am jeweiligen Unfallort begraben und lange Zeit galten sie als vermisst. Erst als die US-Armee damit begann, ihre gefallenen Soldaten heimzuholen, wurden im Jahr 2000 die sterblichen Überreste eines der amerikanischen Piloten gefunden. <BR /><BR />Der dritte Pilot, Leutnant Lowell Twedt, blieb weiter verschollen. Doch immer wieder kursierte im Sarntal das Gerücht, dass es dabei einen mysteriösen Vorfall gab. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="999628_image" /></div> <BR /><BR />„Diese Geschichte von den 4 verschwundenen Ringen des toten Piloten erzählte man sich im Sarntal hinter vorgehaltener Hand zwar schon länger, aber nur wenige wussten davon“, sagt Bürgermeister Christian Reichsigl. Laut den Gerüchten habe ein Offizier die wertvollen Ringe des toten Piloten an sich genommen. 75 Jahre blieben sie verschwunden. <BR /><BR />Die Aufklärung begann, als sich Giampaolo Clerico, der 12 Jahre lang Kommandant der Sarner Carabinieri war, damit befasste. Der Sarner Geschichtsverein hatte 2 Augenzeugen gefunden: Sie konnten sich gut an die abgeschossenen US-Flugzeuge erinnern und genaue Angaben zum Absturzort machen. 2018 begann ein amerikanisches Grabungsteam im Sarntal, nach den Überresten des Flugzeugs zu suchen. Vom ersten Tag an war Feldwebel Giampaolo Clerico mit dabei.<h3> SS- Männer gruben Piloten wieder aus</h3>Laut Zeitzeugen wurde der verunglückte Pilot am Absturzort begraben. „Einige Zeit später kam dann eine Gruppe von SS-Männern, die den Toten wieder ausgruben. Da der Leichnam schon teilweise verwest war, mussten sich mehrere Anwesende übergeben und entfernten sich. Nur ein Mann blieb beim Leichnam zurück“, erzählt Giampaolo Clerico.<BR /><BR /> Dieser wollte dem Toten die 4 kostbaren Ringe abnehmen, was ihm nicht gelang. Kurzerhand schnitt er ihm 4 Finger der rechten Hand ab und nahm die Ringe an sich. Der Vorfall wurde jedoch von Einheimischen beobachtet.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="999631_image" /></div> <BR /><BR />Als Giampaolo Clerico von diesem Vorfall hörte, beschloss er, der Sache auf den Grund zu gehen. Er wusste, dass die Geschichte nur zu beweisen war, wenn die Knochen des vermissten Piloten oder die Seriennummer des Flugzeugs gefunden würden. <BR /><BR />Im August 2018 suchte ein Grabungsteam vergeblich nach Flugzeugresten. „Am vorletzten Tag beschloss ich, außerhalb des abgesteckten Gebietes zu suchen und tatsächlich fand ich nach ein paar Stunden ein Stück rostigen Blechs mit der Matrikelnummer des Flugzeugs von Leutnant Lowell“, erinnert sich Clerico. So begann im darauffolgenden Sommer die schwierige Suche nach den sterblichen Überresten des abgestürzten Piloten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="999634_image" /></div> <BR /><BR />Ein Spezialteam des amerikanischen Verteidigungsministeriums suchte mit Metalldetektoren jeden Zentimeter ab, fand aber nichts. „Die Augenzeugen hatten mir erzählt, dass die Leiche unter 2 Bäumen, die teilweise verbrannt waren, begraben liegt und so suchte ich nach Brandspuren. Als ich diese fand, bestand ich darauf, dort weiter zu suchen“, sagt Clerico. Tatsächlich schlug der Metalldetektor an und als erstes fand das Grabungsteam die 4 Knochen der abgetrennten Finger. Schließlich wurde das gesamte Skelett freigelegt. „Die starken Wurzeln der Bäume hatten das Skelett umhüllt, als ob sie es schützen wollten“, erzählt Giampaolo Clerico.<h3> „Sie waren immer im Sarntal“</h3>Die Geschichte der verschwundenen Ringe ließ den Mann nicht mehr los und so stellte er Nachforschungen an. Eines Tages erschien eine Person mit einer Blechdose in der Carabinierikaserne mit den 4 Ringen. Sie war Angehörige jenes Mannes, der dem Toten damals die Ringe abnahm und inzwischen gestorben war. „Ich habe der Person versprochen, dass ich ihre Identität nicht preisgebe. Ich kann nur sagen, dass die Ringe 75 Jahre lang im Sarntal waren“, sagt Clerico. <BR /><BR />So konnten die Ringe dann mit den sterblichen Überresten nach Amerika überführt und dem Sohn von Lowell Twedt übergeben werden. „Ich bin glücklich, dass diese schwierige Mission ein gutes Ende genommen hat und die Ringe an den Erben zurückgegeben werden konnten“, sagt Oberstabsfeldwebel Clerico.