Der Schlachthof Bozen ist der mit Abstand größte in Südtirol. Jährlich werden dort 15.000 Tiere gekeult – die Hälfte aller Schlachtungen im Lande. Seit 1999 führt der Kleintierzuchtverband die Anlage. Ebenso lange wiesen die Kleintierzüchter darauf hin, dass der Schlachthof aus den 70er-Jahren veraltet ist, das Gebäude augenscheinlich verfällt und die Führungskosten zu hoch sind – bis es reichte. Seit 1. Juli ist die Rinderschlachtlinie zu. Für Kräne und Förderbänder zur Bewegung großer Fleischteile fehlt die technische Abnahme.<BR /><BR />Der daraufhin erfolgte allgemeine Aufschrei brachte Bewegung in die Sache. Plötzlich gab es Lokalaugenscheine, Anpassungen wurden in die Wege geleitet. Derzeit ist der Schlachthof komplett zu, auch die Schlachtung von Lämmern und Schafen. „Die Arbeiten werden innerhalb November abgeschlossen. Der genaue Termin hängt von der Komplexität der Arbeitsschutzmaßnahmen ab, die durchzuführen sind“, so Bozens Vizebürgermeister Stephan Konder. In der Zwischenzeit schlachtet jeder, wo er kann, viele im gut geführten Schlachthof Brixen.<BR /><BR />Offen ist derzeit, wer den Schlachthof künftig führt. Allseits wurde vom Kleintierzuchtverband ausgegangen. Über die Anpassungen hinaus hat die Politik aber den Bau eines neuen Schlachthofs zugesagt – und andere springen nun auf den plötzlich interessanten Karren auf. Bei einer Interessensbekundung der Stadt Bozen hat sich auch Kovieh eingeklinkt. <BR /><BR />„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern wollen gemeinsam als Verbände Stärke zeigen“, sagt Kovieh-Geschäftsführer Martin Tröger. Ganz anders sieht dies der Verband der Kleintierzüchter. „Gemeinsam Stärke zeigt man nicht, indem man getrennt auftritt“, so Obmann Lorenz Müller. 26 Jahre habe man den Schlachthof allein weitergezogen, doch der Neubau mache Appetit. Doch das allein sei nicht der Grund. Vielmehr sei er Landesrat Luis Walcher auf den Schlips getreten, indem er sich direkt an den Landeshauptmann gewandt habe. „Jetzt soll der Kleintierzuchtverband gestutzt werden“, so Müller. Auf die Interessensbekundung folgt jetzt eine Ausschreibung. „Ziel ist der Abschluss des Vertrags innerhalb Oktober“, so Konder.<BR /><BR />Bei Kovieh geben die großen Rinderzuchtverbände den Ton an. Da Kovieh in Bozen Süd bereits die Viehversteigerungen durchführt, wäre die Übernahme der Führung des Schlachthofs durch Kovieh nicht abwegig. <BR /><BR />Wahr ist allerdings auch, dass der kleinste Verband bei Kovieh, nämlich die Kleintierzüchter, vor 26 Jahren als Einzige die Schneid hatten, den Schlachthof zu übernehmen. Und zwar, als die Verwertungsgenossenschaft VIVES, die im Größenwahn der 70er-Jahre viel zu groß gebaut hatte, pleiteging. Nun bleibt zu schauen, ob der Mohr seine Schuldigkeit getan hat und gehen muss.