<a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/studie-zur-gesundheitsversorgung-suedtirol-floppt-trient-glaenzt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">STOL hat bereits am gestrigen Donnerstag berichtet.</a> Eine Stellungnahme bzw. Einordnung der Studienergebnisse war vom Gesundheitsressort auch am Freitag nicht zu bekommen: Auf mehrfache – auch schriftliche – Nachfrage teilte das Ressort mit, in der kommenden Woche werde Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher eine Pressekonferenz zu dem Thema halten und dabei den Sachverhalt aufklären.<BR /><BR />Die Gimbe-Studie, laut der Südtirol im Regionenvergleich schlecht abschneidet, hat indes in Italien für viel Aufmerksamkeit gesorgt:<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="869246_image" /></div> <BR />Nicht nur in Südtirol sorgte die Studie für Aufhorchen, Medien überall in Italien berichteten über sie.<BR /><BR />Während unsere Nachbarn im Trentino Spitzenplätze in der Gimbe-Studie, die 2020 durchgeführt wurde, einnehmen, gibt es für Südtirol in Sachen gesundheitliche Grundversorgung schlechte Noten (als Grundversorgung versteht die Stiftung Gimbe die Leistungen, die der staatliche Gesundheitsdienst erbringt – kostenlos oder gegen Bezahlung).<BR /><BR /> Für die Einhaltung der grundlegenden Betreuungsstandards (LEA) vergibt die Stiftung, die seit 1996 im Sanitätsbereich forscht, maximal 300 Punkte. Während beispielsweise das Trentino in der Studie auf 259,6 Punkte kommt (Platz 3 in der Rangliste), erreicht Südtirol gerade einmal 176,2 Punkte und liegt damit in der Rangliste auf Platz 17. <h3> Südtirol einziger roter Fleck im Norden Italiens</h3>Schlusslicht mit einem „ungenügend“ in allen 3 Teilbereichen ist Kalabrien. Mit 2 „ungenügend“ befindet sich Südtirol in „guter“ Gesellschaft mit Kampanien und der Basilikata sowie mit Sardinien und dem Aostatal. Alle anderen haben ein (Abruzzen, Ligurien, Sizilien und Molise) oder gar kein „ungenügend“.<BR /><BR />Die Schwelle liegt pro Teilbereich bei 60 Punkten, drüber ist ausreichend, darunter eben nicht. Im Bereich der Prävention kommt Südtirol auf 51,9 Punkte (Platz 18), in der Bezirksversorgung auf 57,43 (Platz 17) und lediglich in der Krankenhausversorgung schafft man mit 66,89 Punkten gerade mal so den Sprung über die 60er Schwelle (Platz 13). Trient schafft es im Bereich der Prävention mit 88,4 Punkten auf Platz 3, im Bezirksbereich mit 78,07 Punkten auf Platz 10 und im Krankenhausbereich mit dem Spitzenwert von 93,07 Punkten sogar auf Platz 1.<h3> Das Trentino schafft es auf Platz 1</h3>Aber auch die anderen Regionen im Norden des Staatsgebietes haben teils wesentlich bessere Werte als Südtirol. So hängen uns im Bereich der Krankenhausversorgung Regionen wie die Emilia Romagna mit 89,52 Punkten oder auch die Toskana mit 80 Punkten oder Venetien mit 79,67 Punkten locker ab. Selbst Sizilien liegt mit 69,26 Punkten noch vor Südtirol.<BR /><BR />Im Bereich der Versorgung in den Bezirken erreicht Venetien mit 98,37 Punkten beinahe die volle Punktezahl, aber auch die Emilia Romagna und die Lombardei lassen mit 95,16 bzw. 95,02 Punkten Südtirol weit hinter sich. Über 90 Punkte haben auch die Toskana (92,94 Punkte), die Marken (91,68 Punkte) und das Piemont (91,26 Punkte). Schlechter als Südtirol schneiden hingegen nur Kalabrien (48,18 Punkte), Sardinien (48,95 Punkte), das Aostatal (56,58 Punkte) und Kampanien (57,14 Punkte) ab. <BR /><BR />Besonders die Indikatoren „Anteil der Patienten, die in der integrierten häuslichen Pflege behandelt werden, aufgeschlüsselt nach Pflegeintensität (CIA 1, CIA 2, CIA 3)“, „Prozentsatz der Rehospitalisierungen zwischen 8 und 30 Tagen in der Psychiatrie“ und „Anteil der vom Palliative-Care-Netz betreuten Krebstodesfälle an der Zahl der Krebstodesfälle“ fallen für Südtirol negativ ins Gewicht.<h3> Schlechte Durchimpfungsrate fällt bei der Vorsorge ins Gewicht</h3>Im Bereich der Vorsorge kommt zwar keine Region auf Werte über 90 Punkte, aber Umbrien kommt mit 89,64 Punkten nahe heran. Es folgen die Emilia Romagna mit 89,08 Punkten, das Trentino mit 88,42 Punkten und die Toskana mit 88,13 Punkten. Auch Venetien erreicht mit 80,74 Punkten einen guten Wert. <BR /><BR />Schlechter als Südtirol sind in diesem Bereich lediglich Kalabrien – mit einem sehr schlechten Wert von nur 32,73 Punkten absolutes Schlusslicht –, Sizilien mit 43,44 Punkten und Ligurien (50,85 Punkte). Alle anderen liegen vor Südtirol mit seinen 51,9 Punkten, allerdings erhalten auch die Abruzzen (54,03 Punkte) und die Basilikata (57,07 Punkte) in diesem Teilbereich nur ein „Ungenügend“. <BR /><BR />Kritische Punkte sieht die Stiftung in Südtirol in dem Bereich etwa in der geringen Durchimpfungsrate von Kindern (Polio, Diphtherie, Tetanus, Hepatitis B, Keuchhusten, Masern, Mumps und Röteln), aber auch beim Anteil der Personen, die sich im Rahmen eines organisierten Programms einer Erstuntersuchung für Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs unterzogen haben.<h3> Freiheitliche: „Das grottenschlechte Abschneiden Südtirols macht Sorgen“</h3>Kritik kommt von den Freiheitlichen: „Angesichts des miserablen Abschneidens Südtirols bei einer staatsweiten Studie zur Gesundheitsversorgung in den einzelnen Regionen fordern die Freiheitlichen Gesundheitslandesrat Kompatscher auf endlich Maßnahmen zu ergreifen, um die Betreuungsstandards zu erhöhen“, heißt es in einer Aussendung vom Freitag.<BR /><BR />„Das grottenschlechte Abschneiden Südtirols bei der aktuellen Gimbe-Studie macht mir Sorgen. Die überlangen Wartezeiten sind ein Indiz für die Missstände. Es kann doch nicht sein, dass Südtiroler Bürger ins Trentino ausweichen müssen, um zeitnah betreut zu werden“, wird die Freiheitlichen-Obfrau Sabine Zoderer darin zitiert. Die Probleme bestünden seit Jahren, ohne dass die Landesregierung etwas unternehme. Der Privatsektor müsse stärker eingebunden werden, um das öffentliche System zu entlasten, es brauche aber auch eine Neuausrichtung der Personalpolitik: „Zu viele Südtiroler, die in den medizinischen Berufen ausgebildet werden, arbeiten in Österreich oder der Schweiz. Uns fehlt dann schlichtweg das Personal“.<BR /><BR />Dazu schreibt der freiheitliche Vizeobmann Otto Mahlknecht: „Warum bieten wir bis heute keine muttersprachliche Ausbildung für Krankenpfleger an? Die Zweisprachigkeit an der Claudiana schreckt viele ab, die sich dann für eine Ausbildung in Innsbruck entscheiden, wo sie dann auch zum Arbeiten bleiben.“<BR />