Orthopädie und Traumatologie, Notaufnahme und Allgemeinchirurgie sind jene Abteilungen in Südtirols Krankenhäusern, die am häufigsten mit Schadenersatzforderungen von Patienten konfrontiert sind: Durchschnittlich 168 Forderungen pro Jahr sind in den vergangenen 10 Jahren an den Sanitätsbetrieb gestellt worden. <BR /><BR />Die österreichische Versicherung Uniqa hat in diesen 10 Jahren 27,1 Millionen Euro an Schadenersatz und Prozesskosten ausbezahlt. Aber 458 Fälle sind noch offen – und dafür hat die Uniqa weitere 39,5 Mio. Euro als Rücklage verbucht.<BR /><BR />Dies teilt Paolo Martini, Direktor des Amtes für Versicherungsrisiken, Schadensfälle und allgemeine Dienste auf Anfrage mit. Wie berichtet, wird die Versicherungsgesellschaft Sham (die sich jetzt aber Relyens nennt) künftig für 9,8 Millionen Euro pro Jahr den etwa 8000 bis 9000 Bediensteten im Südtiroler Gesundheitswesen den Versicherungsschutz bieten – ohne Selbstbehalt. <h3> Viel Geld, aber kein gutes Geschäft</h3>Der Sanitätsbetrieb hat an die Uniqa in den vergangenen 10 Jahren rund 75 Millionen Euro überwiesen für Polizzen, um Ärzte, Krankenpfleger, usw. zu versichern. Viel Geld zwar, für den Sanitätsbetrieb war es unterm Strich aber ein gutes Geschäft, meint Martini – weniger hingegen für die Uniqa. „Diese hat sich aus diesem Bereich zurückgezogen“, erklärt der Amtsdirektor. Denn aufgrund der Kosten, die für die Versicherung anfallen, um all die Fälle abzuwickeln, schauten für die Versicherung unterm Strich keine Gewinne mehr heraus. <BR /><BR />Nun wird die Versicherung für den Sanitätsbetrieb deutlich teurer – allerdings entsprechen die 9,8 Millionen Euro pro Jahr der derzeitigen Situation auf dem Markt, meint Martini. Auch die anderen Versicherungs-Mitbewerber hätten finanziell ein ähnliches Angebot gemacht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="854198_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Ein Blick zurück: In den vergangenen 10 Jahren wurden insgesamt 1673 Schadenersatzforderungen an den Südtiroler Sanitätsbetrieb gestellt – in den allermeisten Fällen wegen Schäden an Patienten. <BR /><BR />In 25 Prozent der Forderungen ging es hingegen um verloren gegangene oder beschädigte Sachen. Da gab es beispielsweise Patienten, bei denen ein Hörgerät verloren ging, eine Zahnprothese oder eine Uhr. Skurril: In einem Fall verlangte ein Bürger Schadenersatz für seine kaputte Jacke, weil er im Krankenhaus an einem Nagel an der Wand hängen geblieben war.<h3> Traumatologie, Notaufnahme, Chirurgie</h3>Die geforderten Summen liegen meist weit über dem, was dann am Ende als Schadenersatz tatsächlich anerkannt und ausbezahlt wird, erklärt Martini. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Schadenersatzforderungen zurückgegangen – auch Corona-bedingt. So lag die Zahl der Forderungen 2020 bei insgesamt nur 120. Orthopädie und Traumatologie, Notaufnahme und Chirurgie sind nicht nur in Südtirol, sondern auch gesamtstaatlich jene Abteilungen, die am meisten mit Forderungen konfrontiert sind, sagt Martini. <BR /><BR />Mehrmals musste die Uniqa in den vergangenen 10 Jahren einen Schadenersatz von mehr als einer Million Euro für Patienten in Südtirol ausbezahlen: 1,5 Millionen Euro wurden 2019 überwiesen – für einen Fall, der sich im Jahr 2016 in der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Krankenhauses Brixen zugetragen hat, teilt Amtsdirektor Martini auf Anfrage mit. 2020 wurden hingegen 1,1 Millionen Euro ausbezahlt für einen Schaden, den ein Patient 2015 in der Abteilung für Neurochirurgie des Landeskrankenhauses Bozen erlitten hatte. Und ein Fall in der Abteilung für Pädiatrie im Krankenhaus Meran im Jahr 2013 wurde 3 Jahre später – 2016 – mit ebenfalls 1,1 Millionen Euro an Schadenersatz abgegolten. <BR /><BR />Nicht jede Schadenersatzforderung führt am Ende zum gewünschten Erfolg: In den vergangenen 5 Jahren blieben 27 Prozent der Forderungen am Ende „ohne Folgen“- also unberücksichtigt. <BR />