Das wissen nur wenige: Der Dom von Bozen hatte schon einmal zwei Türme, der südliche Turm stürzte aber ein. Ein Bozner schlägt jetzt vor, der Kathedrale die alte Herrlichkeit wieder zu geben. Was sagen der Bischof und Bozens Dekan dazu?<BR /><BR /><i><BR /><BR />von Evi Seebacher</i> <BR /><BR />Ettore Frangipane ist einer, der keine Ruhe geben kann. Und so verwundert es nicht, dass er im Alter von 86 Jahren noch mit einer Idee aufhorchen lässt. Der Bozner Dom sollte um einen zweiten Turm erweitert werden.<BR /><BR /> Die Idee dazu, sagt er, sei ihm gekommen, als er wieder einmal die Heimatstadt seiner Großeltern besuchte: Oschatz, eine sächsische Kleinstadt mit 14.000 Einwohnern, etwa 55 Kilometer von Leipzig entfernt. Die evangelisch-lutherische St.-Aegidien-Kirche sorgte bei Frangipane für ein Dèjà-vu: „Diese beiden Kirchtürme habe ich schon einmal gesehen.“ Und effektiv haben die Türme Ähnlichkeit mit dem Bozner Pfarrturm. Auch die Erbauung weist Gemeinsamkeiten auf: Der Bozner Turm wurde 1519 von Hans Lutz von Schussenried gebaut, die Oschatzer Kirche entstand 1443. <BR /><BR /><b>„Bereicherung für den Dom“</b><BR /><BR />Frangipane weist darauf hin, dass man an der Südseite des Domes in Bozen genau erkennen kann, dass hier ursprünglich einmal 2 Türme geplant waren. „Der Bozner Dom scheint unausgeglichen, der grazile Kirchturm steht dem massigen Bau des Kirchenschiffes gegenüber. Mit dem zweiten Kirchturm wollte der Bauherr den Dom sicherlich homogener gestalten und eine zusammengehörige Einheit schaffen“, erzählt Frangipane. Der Zwillingsturm wäre eine Bereicherung für den Dom, ist Frangipane überzeugt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="602024_image" /></div> „Harmonischer“? So könnte der Dom mit 2 Türmen aussehen. <BR /><BR /> <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Der Bozner Dekan Bernhard Holzer meint dazu: „ Nach Josef Weingartner gab es den Südturm tatsächlich einmal. Die beiden Türme sind allerdings nicht gleichzeitig entstanden, sondern der Südturm war jünger. Der Nordturm als Glockenturm entstand im 13. Jahrhundert, der Südturm um 1300.“ Und weiter weiß der Dekan zu berichten: „Offenbar hatte man in Bozen die Absicht, ähnlich wie in anderen süddeutschen Städten, einen eigenen Turm für den Nacht- und Feuerwächter zu erbauen.“<BR /><b><BR />Südturm stürzt 1348 nach einem Erdbeben ein</b><BR /><BR />Infolge des Erdbebens vom 25. Jänner1348 in Friaul und Kärnten stürzte der Südturm ein. Er bestand wohl – im Gegensatz zum Nordturm, der als Glockenturm viel robuster erbaut worden war – nur aus recht dünnem Mauerwerk und musste infolge der großen Schäden abgetragen werden. <BR /><BR />In Zeiten wie diesen, ernsthaft an die Errichtung des zweiten fehlenden Turms zu denken, „ist und bleibt eine schöne Vision“, ist Bernhard Holzer überzeugt. Auch Bischof Ivo Muser schließt sich dieser Meinung an.