Die 5 FSME-Fälle sind wohl nur die Spitze des Eisbergs, warnt die stellvertretende Direktorin des Betrieblichen Dienstes für Hygiene und öffentliche Gesundheit (SISP), Dr. Livia Borsoi.<BR /><BR /><BR />Aufhorchen lässt nicht nur die Zahl der – immerhin 5 – Infektionen. Zu denken geben vor allem die Fälle außerhalb des Gesundheitsbezirks Bozen, denn bisher haben die Zecken vor allem dort Angst und Schrecken bei vielen besorgten Bürgern ausgelöst.<BR /><BR />Im Pustertal hatte es 2020 einen ersten FSME-Todesfall gegeben – der etwa 80-jährige Mann dürfte in seiner Umgebung von einer Zecke gestochen worden sein. Und offenbar lauern im Gebiet Pfalzen/Gais/St. Georgen gar einige FSME-Zecken, denn dort gibt es einen kleinen Infektionsherd. 2 Bürger sollen heuer dort infiziert worden sein. Dabei ist es für Bürger und auch Ärzte oft gar nicht leicht, eine FSME-Infektion zu erkennen – gerade in Covid-Zeiten. Dr. Livia Borsoi geht deshalb von einer beträchtlichen Dunkelziffer aus. Es gebe ja auch nicht selten einen asymptomatischen Verlauf nach dem Stich von einer infizierten Zecke. <BR /><BR />Oft bemerken die Bürger nicht einmal, dass sie von einer Zecke gestochen wurden. Die Symptome ähneln danach häufig einer Sommergrippe. Nach einer symptomfreien Zeit von etwa einer Woche können dann neurologische Folgen auftreten wie Hirnhautentzündung, Hirnentzündung oder Rückenmarkentzündung. Nicht immer kommt es aber zu neurologischen Beschwerden: Einer der Südtiroler FSME-Patienten hatte starken Durchfall – und verlor an Gewicht, bevor er im Krankenhaus versorgt wurde. <BR /><BR /><b>Oft auch tödlich</b><BR /><BR />Generell lässt sich sagen: Bei 10 Prozent der Bürger kommt es nach einer FSME-Infektion zu einem schweren Krankheitsverlauf, erklärt Borsoi. Und bei diesen 10 Prozent verlaufe etwa jeder 10. Krankheitsfall tödlich. Bei schweren Verläufen bestehe bei Erwachsenen die Gefahr von bleibenden neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, manchmal auch Anfallsleiden oder lange andauernden Kopfschmerzen. FSME kann nicht nur über Zecken übertragen werden, sondern in seltenen Fällen auch über rohe, nicht pasteurisierte Milch, wenn die Tiere sich angesteckt haben, berichtet die Vizedirektorin. <BR /><BR />Borsoi gibt zu bedenken, dass es nur eine symptomatische Therapie gegen FSME gebe und keine kausale: „Ein Mittel gegen das Virus gibt es nicht – im Unterschied zur Lyme-Borelliose, diese Bakterien können antibiotisch behandelt werden.“<BR /><BR /><b>Aufruf zur Impfung</b><BR /><BR /> Borsoi ruft die Bürger in ganz Südtirol dazu auf, sich gegen FSME impfen zu lassen, weil sich das Virus immer weiter ausbreite. Die Impfung könne nicht nur in den Hygieneambulatorien, sondern auch bei den Hauärzten vorgenommen werden – wenn diese an der Impfkampagne teilnehmen. Impfungen nehmen auch die niedergelassenen Kinderärzte vor. Die FSME-Impfung ist nach wie vor für alle in Südtirol ansässigen Bürger kostenlos und besteht aus 3 Dosen: Die zweite Dosis erfolgt einen Monat bis 2 Monate nach der ersten Dosis, und die dritte Dosis 5 bis 12 Monate später. Auch eine Schnell-Variante ist möglich, erklärt Borsoi: Die zweite Dosis werde dann bereits 14 Tage nach der ersten Dosis verabreicht und die dritte Dosis nach 5 bis 12 Monaten. Bei der Schnell-Variante sei der Schutz nach der zweiten Dosis leicht niedriger, der Vorteil sei aber, schneller immunisiert zu sein, erklärt die Vizedirektorin.<BR /><BR />Derzeit müsse man für eine Impfung nicht sehr lange warten. Dass es im Pustertal FSME-Fälle gab, hat sich offenbar bereits herumgesprochen: Denn es werde vermehrt nachgefragt um Impftermine – oft für gesamte Familien. Weil diese Impfungen relativ schnell abgewickelt werden können, sei es möglich, solche Termine auch einzuschieben, berichtet Dr. Borsoi.