In den vergangenen Jahren hatte der Schülertransport, auf den die 5 Familien aus Oberkarneid angewiesen sind, laut eigener Aussage immer gut funktioniert. Auch für das laufende Schuljahr war die Strecke wieder genehmigt worden.<BR /><BR />„Wir bringen unsere Kinder (8 Volks- und Mittelschüler sowie 2 Oberschüler) dennoch seit über 2 Wochen selbst zur Schule. Dafür brauchen wir mindestens 3 Autos. Außerdem liegen unsere Wohnorte bis zu 4 Kilometer auseinander, mit unterschiedlichen Zufahrtsstraßen. Nachmittags haben Mittel- und Grundschüler zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss. Wir wissen nicht mehr, wie wir uns organisieren sollen“, beklagt sich eine betroffene Mutter, Verena Huck.<BR /><BR /><b>Noch 3 Dienste in Südtirol unbesetzt</b><BR /><BR />Auf Anfrage von STOL erklärt das Amt für Personenverkehr den Grund für den ausgebliebenen Schülertransport: Der Zuschlagsempfänger „Konsortium Südtiroler Mietwagenunternehmer“ (KSM) konnte trotz vermehrter Anstrengungen bisher kein Unternehmen (weder Mitglied des KSM noch Nicht-Mitglied) finden, das bereit ist, den genannten Dienst durchzuführen. Es werde nach wie vor intensiv versucht, einen Fahrer für diesen Dienst zu finden.<BR /><BR />Mit demselben Problem hatten seit Anfang September nicht nur die Familien aus Oberkarneid zu kämpfen. „Mit Beginn des Schuljahres konnten 18 von etwas über 380 Diensten nicht vergeben werden. Derzeit gibt es für 3 Dienste noch keinen greifbaren Lösungsansatz. Für 8 Dienste ist eine Lösung nach Mitteilung des KSM in Aussicht und für weitere 7 Dienste konnte inzwischen eine Lösung gefunden werden (wobei ein Dienst erst ab Oktober gefahren wird) – der Stand der erfolgten und noch ausständigen Übergaben wird täglich abgeglichen“, erklärt Amtsdirektor Mikro Waldner in einem Schreiben an die Redaktion.<BR /><BR />Für Verena Huck, die sich neben ihrem Vollzeitjob und der Bewirtschaftung des heimischen Hofes nun auch um Schulweg der Kinder kümmern muss, kommen die Bemühungen zu spät: „Das Problem mit den Mangel an Busfahrern für die Schulbeförderung ist bereits seit Juni bekannt. Man hätte den ganzen Sommer Zeit gehabt, um sich zu organisieren. Die Leittragenden sind wir Familien.“<BR /><BR />Warum die Besetzung einiger Dienste immer wieder scheitert, ist für das Amt teils schwer nachzuvollziehen: „Als Besteller der Dienste führen wir die Verhandlungen mit den ausführenden Unternehmen nicht selbst und haben in Bezug auf die Gründe für die Ablehnung des Dienstes nur indirekte Kenntnis. Hierzu haben wir verschiedenen Teilbegründungen gehört, unter anderem auch jene des Fuhrparks.“<BR /><BR /><b>Qualität statt „Dienste um jeden Preis</b><b>“</b><BR /><BR />Ein Grund sind die erhöhte Anforderungen an den Fuhrpark für den Schülertransport: Die eingesetzten Fahrzeuge müssen seit dem 1. September 2019 der Norm „Euro 6 d temp“ entsprechen. Die Betreiber der Dienste müssen diese Voraussetzungen nach einer 12-monatigen Übergangszeit erfüllen.<BR /><BR />„Das bedeutet in der Praxis, dass mit Beginn des nächsten Schuljahres alle Betreiber die Dienste mit Fahrzeugen durchführen, die nicht älter als 4 Jahre sein dürfen. Gegenüber der normalen Nutzdauer eines Mietwagens mit Fahrer erscheint uns diese Auflage als angemessen, wenn man die Lebensspanne eines Mietwagens bedenkt, die aufgrund der ständigen Nutzung deutlich kürzer als bei Pkw für die Privatnutzung ist“, unterstreicht Waldner.<BR /><BR /> Grund für die Entscheidung ein Qualitätsparameter vorzusehen, seien primär die Sicherheit der Fahrgäste, aber auch der Umweltaspekt gewesen. Mit der Abteilung Wirtschaft des Landes werde an einer Förderschiene für die Beschaffung von umweltfreundlichen und sicheren Fahrzeugen für Mietwagen mit Fahrer gearbeitet.<BR /><BR />Laut Waldner sei es außerdem wichtig, den Kontext im Blick zu behalten, in dem diese Qualitätsanforderungen beschlossen wurden: „Zum Schülerverkehrsdienst werden nur jene Familien zugelassen, die abseits des bestehenden ÖPNV-Netzes wohnen. Sehr oft sind dies abgelegene Weiler oder Höfe, die nur über teils schmale Bergstraßen erreichbar sind. Im Winter kommt es häufig zu Schneefall, Eisbildung und allgemein schwierigen Verhältnissen, die sowohl Fahrer als auch Material fordern. Es ist deshalb wichtig, dass diese Dienste mit angemessenen und nicht zu alten bzw. abgenutzten Fahrzeugen durchgeführt werden. Wir sind der Meinung, dass es – um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten – keinen 'Dienst um jeden Preis' geben sollte, sondern auch bestimmte Qualitätsparameter eingefordert werden müssen.“<BR /><b><BR />Ausstellung neuer Lizenzen in Italien blockiert</b><BR /><BR />Ein weiteres Problem stellen die Lizenzen für Mietwagenfahrer dar, deren Neuausstellung auf dem gesamten Staatsgebiet in Erwartung der Errichtung eines digitalen Registers blockiert sind. <BR /><BR />Am vergangenen Donnerstag wurde dazu in Zusammenarbeit mit dem Gemeindenverband ein klärendes Rundschreiben der Abteilung Mobilität an alle Gemeinden Südtirols verschickt.<BR /><BR />„Damit wird es möglich sein, bestehende, nicht genutzte Lizenzen an interessierte Unternehmer zu vergeben. Da es laut Auskunft einiger Gemeinden sehr viele solcher ungenutzter Lizenzen gibt, gehen wir davon aus, dass hier zusätzliche Unternehmer für den Schülertransport gefunden werden können“, erklärt Waldner.<BR /><BR />Diese Hoffnung teilen auch die Familien aus Oberkarneid. „Wir haben bisher keinerlei Rückmeldung erhalten, ob wir in naher Zukunft mit einer Schulbeförderung rechnen können. Solange müssen wir weiterhin selbst unsere Kinder in die Schule bringen“, so Huck abschließend.<BR /><BR />Anfang September sorgte ein Fall im Gsierer Tal für Aufsehen, bei dem der Schülertransport zunächst verwehrt, schließlich aber doch vom Land anerkannt wurde. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/schuelertransport-dienst-nach-kritik-genehmigt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Lesen Sie hier mehr dazu.</a><BR />