Kein Bock auf Schule? Doch was steckt dahinter, wenn Jugendliche sich verweigern? „Notendruck, Überforderung, Desorientierung, Antriebslosigkeit, der jugendliche Drang, Grenzen auszutesten, der Einfluss digitaler Medien, Mobbing ...“, die möglichen Gründe sprudeln bei der LBE-Vorsitzenden Silvia Cadamuro nur so hervor. Ein besonders heikler Moment, so weiß sie, ist der Übertritt von der Mittel- in die Oberstufe – mit den wachsenden schulischen Anforderungen in einer entwicklungspsychologisch schwierigen Zeit. <BR /><BR />„Wenn ein junger Mensch die Schule abbricht, ist das kein individuelles Versagen, sondern oft Ausdruck einer Vielzahl von Belastungen. Und: Schulabbruch ist fast immer ein schleichender Prozess und meist komplex“, meint auch Daniela Höller. Weswegen jeder Schüler auch ganz individuelle Unterstützungsmaßnahmen brauche.<h3> Bestehende Angebote oft unzureichend</h3>Ressourcen gibt es, von Schulsozialpädagogen über pädagogische Fachkräfte im außerschulischen Bereich bis hin zu niederschwelligen Beratungsstellen. Doch die bestehenden Angebote reichten oft nicht aus, auch schulpädagogische Dienste seien vielerorts noch unzureichend verfügbar und vor allem, so Cadamuro, müsse bei den Schulpsychologen aufgestockt werden. Doch selbst wenn das Problem erkannt sei, greife noch nicht alles reibungslos ineinander, mahnt Höller. <BR /><BR />Haben sich Jugendliche schon so weit abgewendet, dass ein Regelschulbesuch unmöglich erscheint, dann, so Höller, haben sich sogenannte Time-out-Modelle bewährt und etabliert. Darunter versteht man alternative Lernangebote in einer (zeitbegrenzten) Auszeit vom Regelunterricht, mit dem Ziel der Rückkehr in die Schule und eines Bildungsabschlusses. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69788118_quote" /><BR /><BR />„Sie sollten weiter gefördert werden“, findet Höller. Doch bevor sich ein Jugendlicher komplett verweigere, gebe es Warnsignale, so Cadamuro: „Deswegen wäre es wünschenswert, wenn auch schon Lehrkräfte entsprechend geschult wären, um sich anbahnende Probleme rechtzeitig erkennen und Unterstützung holen zu können.“ <h3> Schüler bei Umorientierung unterstützen</h3>Bildungslandesrat Philipp Achammer nimmt das Problem ernst. Und kann der Idee der Lehrerschulung einiges abgewinnen. Recht gibt er Cadamuro auch beim „heiklen Übertritt“: „Die erste Klasse Oberstufe ist in der Tat eine riesige Baustelle“, sagt er. Hier müsse es insbesondere darum gehen, Schülern die Umorientierung zu erleichtern, wenn sie feststellten, die falsche Wahl getroffen zu haben. Zudem arbeite man – neben schon bestehenden Maßnahmen – auch an Programmen, die speziell auf junge Erwachsene ausgerichtet seien, die auf regulärem Weg zu keinem Abschluss kämen. <BR /><BR />„Das Phänomen ist aber nicht so hoch, wie es die Statistik nahelegen würden, denn darin verbergen sich auch Lehrlinge, die zwar die Lehre absolviert, aber die Abschlussprüfung nicht gemacht haben. Eine Arbeit haben sie meist dennoch. Aber Tatsache bleibt: Jeder Schüler, den wir verlieren, ist einer zu viel.“