Über eine halbe Million Euro muss Heinrich Erhard für frühere Abschussdekrete zahlen; eine Wohnung, die er derzeit vermietet, wird er verkaufen müssen. <BR /><BR /><BR />Fast 40 Jahre lang war Heinrich Erhard im Landesdienst, und rückblickend dürfte er wohl fast die Hälfte seines Beamtenlebens nur für das Begleichen der vom Rechnungshof geforderten Schadenersatzsumme gearbeitet haben. Die Zentralsektion des Rechnungshofes hat Erhard zur Zahlung von 468.125 Euro verurteilt, weil dem Staat ein Schaden entstanden sei – durch die Abschüsse der laut Staatsgesetz nicht jagbaren Tiere. Über Sonderermächtigungen des Landeshauptmannes und von Erhard mitgetragen waren die Abschüsse damals möglich gemacht worden.<BR /><BR /> Luis Durnwalders und Heinrich Erhards Rekurse vor dem Kassationsgericht wurden für unzulässig befunden. Zwar bleibt noch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, aber die Hoffnung ist gering, über diesen letzten Rechtsweg etwas zu erreichen, denn man müsse erst sehen, ob diese Causa überhaupt zugelassen werde, berichtet Erhard. <BR /><BR /><b>„Hatte doppeltes Pech“</b><BR /><BR />Für den langjährigen Amtsdirektor kommen zu den 468.125 Euro noch etwa 40.000 Euro an Gerichtsspesen, Anwalt- und Gutachterspesen hinzu. Die Anwaltsspesen richten sich nach der Streitsumme, die zunächst sogar bei 568.125 Euro lag, denn anfangs waren Erhard und auch Durnwalder noch die Ausstellung von Dekreten angelastet worden, die gar nicht in ihre Amtszeit fielen. Dies wurde dann aber korrigiert. <BR /><BR /> Zu dieser riesigen finanziellen Herausforderung kam bei Erhard gleich nach seiner Pensionierung noch ein weiterer schwerer privater Schicksalsschlag dazu: „Ich hatte doppeltes Pech“, erzählt der frühere Amtsdirektor. „Meine Tochter Silke hatte etwa eineinhalb Monate nach meiner Pensionierung im Jahr 2014 eine Gehirnblutung, sie war an Moyamoya erkrankt und erblindete in der Folge – sie wurde zum Pflegefall. Meine Frau und ich haben sie gemeinsam gepflegt – mit Unterstützung.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-49394455_quote" /><BR /><BR /> Das Geld, welches sich Erhard bis dahin erspart hatte, wollte er seiner Tochter zukommen lassen, damit sie finanziell abgesichert war, wenn sie ihre beiden Eltern eines Tages nicht mehr hatte. Doch dazu kam es aber nicht mehr: Silke starb schon 2018, mit nur 35 Jahren. <BR /><BR />„Nach dem Urteil durch die Zentralsektion des Rechnungshofes war ich am Anfang total deprimiert“, erzählt Erhard. „Es ist ein ungerechtes Urteil – politische Überlegungen waren da mit im Spiel. Und all die Argumente, die wir vorgebracht haben, wurden nie angehört. Ich war damals im Garten, als mich mein Verteidiger Domenico Laratta angerufen und mir das Urteil mitgeteilt hat. Dann bin ich aber gleich aktiv geworden. Ich habe meine Lebensversicherung und jene meiner Frau aufgelöst.“<BR /><BR /><b>Die ganze Familie hilft mit</b><BR /><BR /> Inzwischen hat Erhard bereits 2 große Raten der geforderten Summe von 468.125 Euro zurückerstattet – insgesamt 291.000 Euro. Er hätte die Raten länger zeitlich strecken können, entschied sich aber dafür, zügig zu zahlen, um die Sache irgendwann auch abzuschließen. Damit bleiben noch etwa 176.000 Euro, die Erhard an den Staat überweisen muss, zuzüglich kommen die 40.000 Euro an Gerichts-, Rechtsanwalts- und Gutachterspesen. <BR /><BR />Erhard hat einen privaten Kredit aufgenommen von 165.000 Euro. „Mein Schwager hat seine Firma verkauft und sich großzügigerweise bereit erklärt, mir dieses Geld zu leihen“, erzählt Erhard. „Auch meine Geschwister und andere Familienmitglieder meiner Frau unterstützen mich.“ Trotzdem werde er eine Wohnung in Marling, die er vermietet habe, wohl irgendwann verkaufen müssen – er habe sie bereits schätzen lassen. Auch wenn die Sache bitter für Erhard ist: „Diese Geschichte bringt mich nicht um“, meint der 72-Jährige.<BR />