„Wer kein Arzt ist, darf ja auch nicht operieren“, wundert sich Mitinitiator der Gruppe Schulleiter und Integrationslehrer Helmut Haller darüber, wie aus seiner Sicht leichtfertig Laien die Bildung unserer Schüler anvertraut wird. „Fakt ist, dass nicht nur zu wenige Maturanten sich für ein Lehramtsstudium entscheiden, sondern viele Südtiroler, die für dieses Studium ins Ausland gehen, dort dann auch eine Stelle annehmen“, erklärt Haller, und das, da ist er sich sicher, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70632406_quote" /><BR /><BR />Für die Besetzung der Lehrerstellen in Südtirol fehle demnach ausgebildetes Personal. „Als Lückenfüller werden nun immer mehr Laien eingestellt“, beklagt Andrea Perger, Sprecherin der Gruppe. „Doch wenn man einfach so Lehrer machen könnte, dann bräuchte es dafür ja kein Studium. Oder andersherum, wenn es ein Studium braucht, um guten Unterricht machen zu können, dann können Laien nicht unterrichten“, findet sie. <h3> Fachwissen allein reicht nicht</h3>Einen guten Teil des Studiums nimmt die Didaktik ein, also die Kunst der Wissensvermittlung. Hinzu kommt eine fundierte pädagogische sowie eine psychologische Ausbildung. Natürlich muss ein Lehrer auch sein Fach beherrschen, aber „nur weil man gut rechnen kann, ist man noch kein Mathelehrer“, stellt Perger klar. <BR /><BR />Und die beiden sehen sich durch die Realität an Südtirols Schulen in dieser Auffassung bestätigt. Denn es sei eben genau diese fundierte spezifische Ausbildung, die es ermögliche, individuell und richtig auf einzelne Schüler eingehen zu können. Zu verstehen, mit welcher Unterrichtsmethode in welcher Klasse bzw. bei welchem Schüler anzusetzen sei und auch komplexe Situationen in der Klasse meistern zu können. <h3> Stellen müssen finanziell attraktiver werden</h3> „Schüler sind heute psychisch belasteter als früher, Verhaltensauffälligkeiten und Diagnosen nehmen zu, die Klassen werden kulturell heterogener und das Sprachproblem ist allgemein bekannt. Gerade bei solchen Herausforderungen ist die Ausbildung doppelt wichtig und ein Scheitern von Laien nicht verwunderlich“, mahnt Perger. <BR /><BR />Es brauche also mehr – ausgebildete – Lehrer, „und um die zu bekommen, müssen die Stellen in Südtirol finanziell attraktiv sein“, sind sich beide sicher und betonen: „Bei unseren Protestmaßnahmen geht es um viel, viel mehr als nur um unser Gehalt.“<h3> Lehrermangel auch in Österreich</h3> Die Argumentation ist Bildungslandesrat Philipp Achammer nicht neu. Aber aufgepasst, sagt er: „In Österreich sind die Gehälter zwar höher, Lehrermangel gibt es aber auch dort.“ Zudem seien Quereinsteiger „nicht von vornherein negativ zu sehen“, findet er. Problematisch werde es allerdings, das gibt er zu, wenn es zu viele Quereinsteiger im Bildungssystem werden. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70636530_quote" /><BR />Und ja, die Zahl steige auch in der Südtiroler Schule. Verzichten könne man aber nicht auf sie, weswegen er überzeugt ist, dass die ökonomische Aufwertung, an der die Landesregierung arbeite, alleine nicht reichen werde: „Wir müssen ähnlich wie Österreich massiv Quereinsteiger berufsbegleitend ausbilden.“ <BR /><BR />Für die Grundschule haben wir gerade einen Lehrgang erfolgreich abgeschlossen. Und mit der neuen Regelung für die Nebentätigkeiten der öffentlichen Bediensteten, maximal flexibel angewendet, erhofft man sich zusätzliche „Teilzeit-Quereinsteiger“. Warum, so fragt er, „sollte nicht ein Koch am Wochenende in der Küche stehen können und unter der Woche zwei, drei Tage in der Berufsfachschule unterrichten?“