„Die Sparmaßnahmen der Regierung erscheinen uns, was die Schule betrifft, disproportional“, erklärte Sandro Fraternali, Landessekretär im SGB/CISL, heute auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Bozen. Vom Lehrerpersonal würden mehr Opfer verlangt, als von den übrigen Staatsbürgern. „Die Schule wird nämlich dreifach bestraft.“Neben der Blockierung der Vertragsverhandlungen für die Jahre 2011 – 2013 und der sofortigen Anhebung des Pensionsalters für Frauen auf 65 Jahre, erwartet die Lehrerschaft die Aussetzung der Gehaltsvorrückungen für drei Jahre. Blockierung der Gehaltsvorrückungen kostet Lehrern 1700 bis 4000 Euro im JahrEnttäuscht zeigten sich die Gewerkschaftsvertreter heute aber vor allem von der Landesverwaltung. Denn obwohl das staatliche Gesetzesdekret noch nicht in ein geltendes Gesetz umgewandelt wurde, habe das Land beschlossen, die Aussetzung der Lohnerhöhungen auf Provinzebene schon jetzt durchzusetzen. Erst gestern habe man über einer Mitteilung des deutschen und italienischen Schulamtes erfahren, dass die Erhöhung der Landeszulage mit sofortiger Wirkung ausgesetzt werde, berichtete Sabine Giunta von der Schulgewerkschaft im CGIL/AGB. „In anderen Provinzen wird das nicht so gehandhabt.“Verwundert sei sie vor allem deshalb, weil „die Autonomie normalerweise ein Vorzug ist“, so Giunta. In diesem Falle werde sie nicht ausgeschöpft.„Wir sind enttäuscht“, erklärt auch Hubert Kainz, stellvertretender Landessekretär im SGB/CISL. „Wir haben uns erhofft, dass man in Südtirol eine andere Lösung findet.“Die Beeinträchtigung der Gehaltsvorrückungen trifft die Lehrer am empfindlichsten. „Das bedeutet große Gehaltseinbußen“, gibt Fraternali zu bedenken. Ein Grundschullehrer im dritten Unterrichstjahr – die erste Gehaltsklasse geht von ein bis drei Dienstjahren – bekommt damit rund 1720 Euro weniger Gehalt im Jahr (brutto). Auf drei Jahre gerechnet sind das 5160 Euro (siehe Tabelle im Anhang). Ein Oberschullehrer in den Anfangsjahren büßt 2520 Euro jährlich ein (7560 Euro in drei Jahren).Am härtesten trifft es dabei die Berufsanfänger, da sie die erste Gehaltserhöhung bereits ab dem dritten Dienstjahr bekommen würden. Danach gibt es eine Erhöhung nach neun, 15, 21, 28 und 35 Unterrichtsjahren. „Schlimm ist es besonders für die, die kurz vor der Gehaltsvorrückung stehen, und denen diese jetzt verweigert wird“, betonte Heidi Frötscher von der Schulgewerkschaft im ASGB. Dabei sei sie selbst das beste Beispiel: „Ich hätte am 1. Jänner 2011 in Pension gehen wollen und hätte da die Gehaltsstufe 21 bis 27 beendet.“ Wenn ihr jetzt die Gehaltsvorrückung verwehrt bleibt, bedeutet dies für die Lehrerin weniger Pension. „Also kann ich noch nicht in Pension gehen.“ Lehrerinnen müssen bis 65 Jahren arbeitenAußerdem könnte Frötscher eine weitere Maßnahme treffen, die das Sparpaket für die Lehrer vorsieht: die Anhebung des Rentenalters für Lehrerinnen auf 65. Es sei ein Dilemma, so Frötscher: „Wenn ich nämlich noch warte, dann falle ich unter die neue Pensionsregelung“.Dass das Pensionsalter für Frauen auf 65 Jahre angehoben werden soll, ist für die Gewerkschaften eigentlich nichts Neues. „Allerdings hätte dies in kleinen Schritten bis 2018 geschehen sollen“, weiß Hubert Kainz. Vertrag für das wirtschaftliche Biennium 2009 -2010 ausständigDen dritten Punkt, den die Schulgewerkschaften durch das Sparpaket zu befürchten haben, ist die Blockade der der Vertragsverhandlungen für die Jahre 2011 - 2013. „Wir wollen deshalb endlich den Landeskollektivvertrag für die Schule abschließen, der mit 2009 ausgelaufen ist“, so Kainz. Bevor die Landesregierung nicht die Erhöhung des bereichsübergreifenden Kollektivvertrags, den sogenannten BÜK-Vertrag, definiert, könne die Kollektivvertrag für die Schule nicht erneuert werden. „Dieser muss sich nämlich am BÜK orientieren“, erklärt Kainz.Die Gewerkschaften fordern deshalb die Definition des BÜK-Vertrages, um den Vertrag für das wirtschaftliche Biennium 2009 -2010 für das unterrichtende Personal abzuschließen. Streiks nicht ausgeschlossenIn der kommenden Woche wird es ein Treffen zwischen Gewerkschaften und Landesämtern geben, bei dem über die Aufnahme in die Stammrolle gesprochen wird. Dabei ist auch eine Aussprache zum Thema Lohnerhöhungen und Sparpaket zu erwarten.„Wir werden das nicht alles sang- und klanglos über die Bühne gehen lassen“, betonte Heidi Frötscher heute. Dass es im Herbst zu Streiks kommen könnte, schließe sie deshalb nicht aus. Die laufenden Abschlussprüfungen sind durch etwaige Lehrerproteste allerdings nicht in Gefahr: Prüfer und Aufsichtspersonen dürfen nicht streiken.ba