Geistesgegenwärtig greift die Frau nach dem Lenkrad und befördert das Auto noch auf den Pannenstreifen der Brennerautobahn. Ein größerer Unfall ist damit abgewendet, doch ihr Mann, der das Auto bisher sicher vom Gardasee in Richtung Deutschland gesteuert hatte, ist auf dem Fahrersitz zusammengesackt. Herzinfarkt! <BR /><BR />Alles ging so schnell, wie soll man richtig rea<?TrVer> gieren? Lebenszeichen sind nicht spürbar. Doch just im Mo<?TrVer> ment des größten Unglücks kommen zwei Schutzengel in ih<?TrVer> rem Auto angefahren.<BR /><BR />Diesen 2. Oktober 2022 werden al<?TrVer> le Beteiligten nicht so schnell vergessen. <?Uni SchriftWeite="92ru"> Andreas Hofer und Anna Frötscher<?_Uni> fahren wenige Sekunden später am Ort des Geschehens na<?TrVer> he Klausen vorbei. Ei<?TrVer> gentlich auf dem Weg zu einem entspannten Wellness-Tag in der Brixner Acquarena, bemerken sie, dass hier etwas nicht stimmt. So<?TrVer> wohl der Sarner als auch die Rittnerin sind beim Weißen Kreuz – und sie zögern in dieser Situation nicht einzugreifen. Sie halten an. Während Frötscher die Warnwesten und einen Erste-Hilfe-Rucksack organisiert, widmet sich Hofer sogleich dem Mann im Auto. „Er hatte schon eine graue Farbe im Gesicht und war über dem Lenkrad zusammengesackt“, erinnert sich der 24-Jährige.<BR /><BR />Der Sarner überprüft die Atmung und trägt den Mann schließlich aus dem Auto, um ihn für eine Reanimation auf die Notspur zu legen. Inzwischen war der Notruf getätigt worden – bis der Notarzthubschrauber allerdings an Ort und Stelle ist, braucht es ei<?TrVer> nige Augenblicke. „Wir hatten einen Beatmungsbeutel dabei, den wir einsetzten“, erklärt Frötscher. Bis der Hubschrauber eintrifft, gelingt es dem Paar, den Mann soweit zu re<?TrVer> animieren, dass der Notarzt schließlich intervenieren kann.<BR /><BR /><h3> „Ich staune bis heute“</h3>Doch der Einsatz von Frötscher und Hofer ist damit noch nicht beendet. Sie bemerken die total aufgelöste Frau. Während sich bisher alles darauf konzentriert hatte, das Leben ihres Gatten zu retten, gilt es nun, die unter Schock stehende Frau zu beruhigen. Sie schildert den beiden, wie ihr Mann gesagt habe, dass er sich nicht gut fühle, wenige Augenblicke später sei der 55-Jährige zusammengesackt. Sie selbst hatte dann das Auto noch si<?TrVer> cher auf die „Notspur“ manövriert. <BR /><BR />„Ich staune bis heute, wie sie das in dieser Situation so geschafft hat“, betont Hofer. Sie wird schließlich von einem anderen Auto aufgelesen und nach Klausen gebracht. Bis dorthin begleiten sie auch Frötscher und Hofer. Das Paar wartet mit ihr, bis Freunde, die gerade ebenfalls in der Nähe urlauben und von der Frau informiert wurden, eintreffen. Schließlich übergeben der Sarner und die Rittnerin die nun schon deutlich gefasstere Frau in die Obhut ihrer Freunde – nicht ohne vorher die Kontaktdaten auszutauschen. Man möchte über das weitere Schicksal im Bilde bleiben.<BR /><BR />Für Anna Frötscher und Andreas Hofer ist dieses tragische und am Ende doch noch glückliche Ereignis ein gutes Beispiel dafür, warum rasches Eingreifen so wichtig ist. „In solchen Situationen gilt es schnell zu handeln“, so die Rittnerin. Der Rettungshubschrauber sei zwar schnell eingetroffen, doch ohne Erste-Hilfe-Maßnahmen wäre der Zwischenfall wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Mit je<?TrVer> der Minute, in der der Körper keinen Sauerstoff bekommt, nimmt die Überlebenschance um zehn Prozent ab.<BR /><BR /><h3> Ein besonderes Wiedersehen</h3>Das letzte Kapitel der Geschichte war damit aber noch nicht geschrieben. Denn die Frau aus Deutschland meldete sich schließlich immer wieder bei den beiden und gab ein Update über die Genesung ihres Mannes. Nachdem der 55-Jährige – Michael, wie dem Paar nunmehr bekannt ist – wieder auf dem Weg der Besserung war, kontaktierte er selbst seine Schutzengel. Er bedankte sich bei den beiden. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen jemals danken soll“, so die Worte des <?Uni SchriftWeite="94ru"> Deutschen, die Frötscher und Hofer sehr bewegt haben. <BR /><BR />Er habe<?_Uni> einen Defibrillator eingesetzt bekommen, damit solch ein Zwischenfall nicht mehr passieren sollte. Dann schließlich bat er noch um eine Adresse, damit er in Zukunft einmal bei seinen Schutzengeln vorbeischauen und ihnen persönlich danken könne. Dieses Versprechen löste der 55-Jährige schließlich vor ein paar Wochen ein. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="929593_image" /></div> <BR /><BR />Michael und seine Frau verbrachten ein paar Tage im Sarntal und trafen sich schließlich auch mit je<?TrVer> nen beiden Südtirolern, die im Moment der größten Not zur Stelle waren. Dabei kochten die Emotionen über: „Die Tränen sind gleich geflossen“, verrät Andreas Hofer. Mittlerweile haben Michael und seine Frau auch gelernt, die schweren Stunden mit Humor zu bewältigen. Von ihrem damaligen Urlaub am Gardasee weiß der 55-Jährige indessen nichts mehr. „Im<?TrVer> mer, wenn er sich über neue Klamotten seiner Frau wundert, sagt diese zu ihm, sie habe sie am Gardasee gekauft. Das ist ihre Art, die schmerzhaften Erinnerungen zu besiegen“, erzählt Anna Frötscher vom bewegenden Treffen. <BR /><BR />Die Rittnerin und ihr Freund sind froh zu sehen, dass es Michael wieder gut geht. Umso mehr, da sie mittlerweile wissen, dass er zweifacher Familienvater ist. Den Kontakt wird man sicher weiter aufrechterhalten, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Und zum Schluss schicken Frötscher und Hofer eine Botschaft hinterher: „Man muss ehrlich sein. So etwas kann jedem passieren – und bis die Rettungskräfte eintreffen, kann es zu spät sein. Deshalb ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich wissen, wie man Erste Hilfe leisten kann. Davon kann tatsächlich ein Leben abhängen.“ So wie jenes von Michael. <BR />