„Wir haben in diesem Jahr einen starken Anstieg der Schwarzarbeit bemerkt“, erklärte Regionalkommandant Francesco Attardi heute auf einer Pressekonferenz in Bozen. Kontrollen hätten einen Anstieg von über 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr ergeben.Landeskommandant Giovanni Avitabile, der die Daten präsentierte, ergänzte: „Wir haben insgesamt 900 nicht vorschriftsmäßig gemeldete Arbeiter entdeckt, 320 davon waren Schwarzarbeiter“. Der Unterschied: Während Schwarzarbeiter gar nicht gemeldet sind, sind erstere zwar gemeldet, allerdings nicht vorschriftsmäßig und mit teils falschen Angaben.Vor allem im Bausektor (40 Prozent) und im Hotel- und Restaurantsektor (26 Prozent) gibt es die meisten schwarzen Schafe. Danach folgen der Handel (17 Prozent) und die Landwirtschaft (4 Prozent).„Weniger Kontrollen, mehr Erfolge“Zu tun hatten die Beamten der Finanzwache vor allem auch bei Steuerkontrollen. Es seien im vergangenen Jahr zwar weniger Kontrollen durchgeführt worden, „allerdings haben wir mehr Erfolge zu verbuchen“, erklärte Attardi.Im Laufe des Jahres 2009 wurden 1470 Kontrollen und 750 Steuerprüfungen durchgeführt. Das sind fünf Prozent weniger als noch 2008, im Vergleich zu 2007 sind die Untersuchungen gar um 16 Prozent zurückgegangen. „Allerdings waren 90 Prozent der durchgeführten Steuerprüfungen erfolgreich“, unterstrich Landeskommandant Avitabile. Insgesamt habe die Finanzwache 300 Millionen Euro hinterzogene Einkünfte, 130 Millionen Euro nicht gezahlte Mehrwertsteuern und zehn Millionen Euro hinterzogene IRAP-Steuern entdeckt. 143 Personen wurden im Zuge verschiedener Kontrollen an die Gerichtsbarkeit gemeldet – etwa 55 Prozent mehr als im Jahr 2008. Wegen Steuerhinterziehung bei Gesellschaften wurden 270 Personen gemeldet. Insgesamt haben sie 200 Millionen Euro an Steuern und 55 Millionen an Mehrwertsteuern hinterzogen. Betroffen waren vor allem der Handels- (35 Prozent) und der Bausektor (21 Prozent).Schlag gegen Produktpiraterie geglücktStolz sei man auf einen besonderen Erfolg: Im Zuge der Operation „Küssen“ ist der Finanzpolizei Anfang Dezember ein Schlag gegen eine Organisation gelungen, die mit gefälschten Kleidungsstücken gehandelt hat.Bei dieser Operation wurden über drei Millionen gefälschte Kleidungsstücke im Wert von 800.000 Euro beschlagnahmt. Drei Unternehmen, die mit der Bekleidungsware gehandelt haben, wurde das Handwerk gelegt. 99 Personen wurden angezeigt, zwölf verhaftet. „Auch auf internationaler Ebene wurde von diesem Schlag gegen die Kriminalität gesprochen“, betonte Avitabile. „Operation 99“Mit einer weiteren Operation machte die Finanzwache 2009 von sich reden: Im Mai dieses Jahres wurden über 15.000 kosmetische Pflegeprodukte beschlagnahmt, in denen der verbotene Konservierungsstoff „Methyldibromo Glutaronitril" (MDGN) enthalten ist. Die Finanzpolizei war in „99 Cent-Shops“ auf die gesundheitsschädigende Ware aufmerksam geworden. Die Produkte wurden von einem deutschen Unternehmen hergestellt und über eine Firma mit Bozner Sitz unter der Billigmarke „Nine-T-Nine“ italienweit vertrieben.Drogen und 117Acht Kilogramm harte Drogen (Heroin und Kokain) und über 56 Kilo leichte Drogen (Haschisch und Marihuana) hat die Finanzwache im Jahr 2009 aus dem Verkehr gezogen. Dazu kommen noch fünf Autos, die im Zuge von Rauschgiftkontrollen beschlagnahmt wurden.„Vor allem auf der Brennerachse waren wir erfolgreich“, so Landeskommandant Avitabile. Insgesamt seien 15 Personen verhaftet und 25 angezeigt worden.Erfolg habe man auch mit dem Telefondienst „117“. Unter dieser Nummer kann sich jeder an die Finanzwache wenden, um Unregelmäßigkeiten zu melden. „Die Hinweise haben in diesem Jahr zugenommen“, weiß Avitabile. Die anonymen Anrufe seien hingegen weniger geworden. Barbara Raich