Was nach dem Mord passiert ist, hat die Brixnerin im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht.<BR /><BR />Die Bluttat hatte im April 2018 die Stadt erschüttert. Im Stadtteil Stufels wurde damals die 57-jährige Monika Gruber erstochen in der ehelichen Wohnung aufgefunden. Kurze Zeit später konnte der heute 61-Jährige Robert Kerer, Ehemann des Opfers, am Brixner Bahnhof festgenommen werden. Dort soll er zuvor versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Bei seiner Festnahme hatte er einen Zettel bei sich, auf dem „Ich bin ein Mörder“ geschrieben stand. <BR /><BR />Seitdem sitzt Robert Kerer im Gefängnis – im Oktober 2019 am Bozner Landesgericht in erster Instanz wegen Mordes an seiner Frau verurteilt, hat das Urteil mit Herbst 2020 Rechtskraft erlangt. Kerer bleibt für 15 Jahre in Haft.<h3> 2 Jahre nach der Tat schwer erkrankt</h3>Nach den jüngsten Femiziden, kommen bei Maria aus Brixen heute, nach fünfeinhalb Jahren, die schlimmen Erfahrungen nach dem Mord an Monika Gruber wieder an die Oberfläche. Als Schwester eines Mörders wisse sie genau, wie es den Angehörigen nach einem Mordfall ergeht. „Fakt ist, dass niemand daran denkt, was nach so einer schrecklichen Tat mit den Angehörigen der Opfer und Täter passiert“, sagt sie. <BR /><BR />Sie selbst habe die Tat ihres Bruders und wie danach mit seinen Angehörigen umgegangen wurde, im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht. „Jeder im Dorf hat mit dem Finger auf mich und meine Familie gezeigt“, berichtet sie. „Durch die von Robert begangene Bluttat habe ich auch Freundschaften verloren.“ <BR /><BR />2 Jahre nach dem Mord ist Maria schwer erkrankt. „Das muss ja nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang mit dem Mord an meiner Schwägerin haben“, sagt sie. „Meine Familie hat mir immer wieder gesagt, ich solle mir das Geschehene und wie die Leute in der Folge mit uns umgegangen sind, nicht so sehr zu Herzen nehmen.“ Dass der Umgang mit ihr und ihrer Familie aber Mitschuld an ihrer Erkrankung gewesen ist, daran glaubt Maria dennoch.<h3> Kein Kontakt zum Bruder</h3>Heute geht sie ganz offen damit um, dass ihr Bruder ihre Schwägerin erstochen hat. „Was soll ich auch anderes tun? Er hat die Tat begangen und sitzt dafür in Padua im Gefängnis“, sagt sie. Wohltuend sei aber, dass sie von niemandem mehr nach dem Befinden ihres Bruders gefragt werde. Bis auf einen Brief, den sie ihm in die Haft geschrieben und auf den Robert auch geantwortet hat, hätten sie und ihre Geschwister auch keinen Kontakt mehr zum Bruder. <BR /><BR />Sehr wohl Kontakt hat Maria hingegen nach wie vor zur Familie von Opfer und Täter. „Vor allem zu meinen beiden Neffen“, sagt sie. Dabei müssten die beiden jedes Mal eher sie trösten als umgekehrt. „Denn immer wenn ich die beiden sehe, habe ich Robert und Monika vor Augen – und das schmerzt nach wie vor sehr“, berichtet sie. <BR /><BR />Ein Schmerz, der mit jedem neuen Femizid hochkommt. „All die roten Bänke, die da aufgestellt werden, sind zwar eine rühmliche Geste, effektiv bewirken tun sie aber nichts“, sagt Maria. Ob eine von vielen geforderte Verschärfung den Frauen denn wirklich helfen würde? „Im Extremfall wohl kaum“, sagt Maria. „Wirklich helfen würde wohl nur ein Umdenken bei den Männern. Die müssen endlich einsehen und verstehen, dass das Nein einer Frau ein Nein ist.“<BR />