<b>Von Christoph Höllrigl</b><BR /><BR />Eigentlich ist alles in Ordnung – also zumindest laut Untersuchung bei der Augenärztin oder dem Augenarzt. Die Augen des Kindes funktionieren nämlich tadellos. Aber in Wirklichkeit ist keineswegs alles gut: Das Gehirn verarbeitet die Bilder vielmehr unvollständig oder fehlerhaft – was zu enormen Problemen führen kann <i>(siehe Info-Kasten unten)</i>.<BR /><BR />Ein solches Störungsbild wirkt sich freilich auf die kindliche Entwicklung aus und führt häufig zu Schwierigkeiten in der Schule. Eltern und Lehrer wissen oft nicht, was die Ursache ist und wie den Kindern geholfen werden kann. Und zum Teil eben auch nicht einmal ärztliches Personal.<BR /><BR />Das liegt daran, dass das Themenfeld der cerebral bedingten Sehbeeinträchtigungen (CVI) recht neu und unerforscht ist, betont Stefanie Antelmi, Diplom-Orthoptistin im Blindenzentrum St. Raphael in Bozen und Schulberaterin für sehbeeinträchtigte und blinde Schüler. „Die Kinder fallen im Kindergarten oder in der Schule auf, weil sie nicht richtig zeichnen oder abschreiben können, die Farben nicht kennen oder Schwierigkeiten beim Zusammenbauen von Legosteinen haben.“ <BR /><BR />Weil das Problem aber hinter dem Auge – also bei der Verarbeitung der visuellen Eindrücke – bestehe, verlaufe eine Untersuchung bei Augenärzten meist ergebnislos.<h3> Vielfältige Ursachen für CVI und die schwierige Diagnose</h3>Die Diagnose CVI sei auch deshalb schwierig, so Stefanie Antelmi, da es unterschiedlich starke Ausprägungen gebe, „was vor allem davon abhängt, wo eine Schädigung stattgefunden hat und wie stark diese ist“. CVI entstehe prinzipiell durch Hirnschädigungen – sei es während der Schwangerschaft oder auch danach. „So sind Kinder, die diagnostizierte Hirn- entwicklungsstörungen haben, häufig von CVI betroffen, ebenso Frühchen, Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma, Sauerstoffmangel bei der Geburt, Kinder mit Gehirntumoren, Schütteltrauma, Kinder mit Zerebralparesen, Epilepsie und Hydrocephalus.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1083384_image" /></div> <BR /><BR />Wichtig ist laut Stefanie Antelmi eine Differenzialdiagnose, weil CVI viele Gemeinsamkeiten habe <?Uni SchriftWeite="96ru"> mit ADHS, Autismus-Spektrumsstörungen,<?_Uni> Intelligenzminderung, Lese-Rechtschreibstörung, Dyskalkulie usw. Werde eine Fehldiagnose gestellt, würden die Kinder teils eben auch falsch unterstützt.<BR /><BR /><h3> Dunkelziffer „extrem hoch“ – Sensibilisierung wichtig</h3>Experten schätzen, dass cerebral bedingte Sehbeeinträchtigungen (CVI) in den Industrienationen mit über 25 Prozent die Hauptursache für Sehschädigungen im Kindesalter darstellen. „Die Dunkelziffer ist jedenfalls extrem hoch“, betont Antelmi. Genauere Zahlen gebe es nicht, „weil hier auch die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt“. Selbst in die Klassifikationsliste der Welt<?Uni SchriftWeite="97ru"> gesundheitsorganisation (ICD-10)<?_Uni> ist CVI bislang noch nicht aufgenommen. „Gerade deshalb ist es uns wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren“, erklärt die Diplom-Orthoptistin; etwa mit Fortbildungen für Lehrer und medizinisches Fachpersonal.<h3> Was tun bei CVI?</h3>Dabei gehe es u.a. darum, wie den Kindern mit pädagogischen und didaktischen Maßnahmen geholfen werden kann. Das erfolge sehr individuell. Generell gehe es in der Schule etwa um „übersichtlich strukturierte Arbeitsblätter mit klaren Botschaften und um Bilder, bei denen der visuelle Informationsfluss möglichst minimiert ist“, so Antelmi.<BR /><BR />Sie selbst ist als landesweite Schulberaterin für sehbeeinträchtigte und blinde Schüler An<?TrVer> sprechperson für alle Seiten – Kinder, Eltern, Lehrer und medizinisches Fachpersonal. Über das Blindenzentrum St. Raphael und den dortigen Dienst der Pädagogischen Hausfrühförderung für Kinder mit Sehbehinderung und Blindheit bekommen Betroffene Unterstützung.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-66921911_listbox" />