Vor 35 Jahren: Bei einer Südtiroler Seilbahn bricht das Tragseil, aber das Sicherheitssystem funktioniert. <BR /><BR /><BR />In der Seilbahn hängt das Leben von Menschen an einem stählernen „Faden“. Dass dieses Seil plötzlich reißen könnte, ist die Horrorvorstellung beim Dahingleiten über Wälder, Schluchten und Täler.Bei der Anlage auf den Monte Mottarone am Lago Maggiore trat aber dieser extrem seltene Fall ein, aus bisher noch nicht geklärter Ursache riss das Zugseil. Aber auch das hätte keineswegs in der Katastrophe geendet; die 14 Menschen verloren nur deshalb ihr Leben, weil das Notbremssystem der Anlage bewusst ausgeschaltet worden war. <BR /><BR />Genau diese seit Jahrzehnten bewährte Technik sorgte dafür, dass Südtirol vor bald genau 35 Jahren nicht auch ein schweres Seilbahnunglück erlebte. Ort des Geschehens war das Gadertal, und zwar die Seilbahn von Corvara auf den Piz Boè. Vor allem im Winter wird diese Bahn mit prächtigen Ausblicken auf die Dolomitengipfel täglich von vielen Skifahrern benützt, denn sie bildet ein Teilstück der beliebten Ski-Runde um den Sellastock (Sellaronda). <BR /><BR /><b>Glück im Unglück</b><BR /><BR />Der schwere Zwischenfall ereignete sich aber im eher ruhigen Sommerbetrieb, und zwar genau am Samstag, 5. Juli 1986. Und das zweite Glück im Unglück: Es war gegen 17 Uhr, also gegen Ende des Arbeitstages. Bei einer der letzten Fahrten riss plötzlich das Tragseil. Wie sich später herausstellte, waren nicht etwa Materialermüdung oder Überlastung der Grund, sondern wohl ein menschlicher Fehler: Ein Metallteil war in den Antriebsraum der Bahn geraten und hatte das Tragseil beschädigt. Auch bei der Unglücksbahn am Lago Maggiore könnte übrigens ein Fremdkörper zum fatalen Riss des Zugseils geführt haben. <BR /><BR />Beim schweren Zwischenfall in Corvara griff aber sofort das Sicherheitssystem, die Bahn wurde gestoppt. Und so waren zwar ein Verletzter und großer Sachschaden, aber keine Menschenleben zu beklagen. Daher ist im Tagblatt „Dolomiten“ auch erst Tage später – am 10. Juli – und auf Seite 6 auf eine kurze Meldung zum Vorfall im Gadertal zu finden. Unter dem Titel „Piz-Boe-Seilbahn nun gesperrt“ wird Folgendes berichtet:<BR /><BR />„Corvara — Nach einem gefährlichen Zwischenfall, der sich am vergangenen Samstag ereignete, bleibt die Piz-Boe-Seilbahn in Corvara vorläufig für einen Monat gesperrt.<BR /><BR />Bei einer der letzten Fahrten war gegen 17 Uhr das Tragseil der Bahn gebrochen. Da sich sofort eine automatische Sperre in Betrieb setzte, konnte Schlimmeres verhindert werden. <BR /><BR />Trotzdem wurde ein Urlauber aus Florenz, der zusammen mit dem Schaffner einziger Fahrgast war, verletzt. Es handelt sich dabei um Sergio Montanelli, dessen Heilungsdauer mit einem Monat angegeben<BR />wurde.<BR /><BR />Wie zu erfahren war, soll an der Seilbahn ein Schaden von 500 Millionen Lire entstanden sein. Die Instandsetzungsarbeiten werden voraussichtlich mindestens einen Monat in Anspruch nehmen.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="647834_image" /></div> <BR />Neben diesem Vorfall in Corvara ist in den mehr als 100 Jahren der Seilbahngeschichte in Tirol kein Seilriss dokumentiert. <BR /><BR />Die Nachbarprovinz Trient erlebte dagegen vor 45 Jahren aus diesem Grund eine historische Katastrophe. Am 9. März 1976 warf ein heftiger Wind das Zugseil der Cermis-Seilbahn in Cavalese über das Tragseil, die beiden Stahlseile rieben über eine lange Strecke übereinander, gegen 17.30 Uhr brach schließlich das Tragseil. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/alessandra-piovesana-als-einzige-ueberlebte-sie-1976-das-cermis-unglueck" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Die voll besetzte Kabine stürzte rund 50 Meter in die Tiefe, 43 Menschen starben; nur ein Mädchen überlebte.</a> Dies war der folgenschwerste Unfall einer Luftseilbahn weltweit bis heute.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR />