Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat Mischí, verantwortlich für die ethnologische und kulturwissenschaftliche Forschung am Museum Ladin Ciastel de Tor in Sankt Martin in Thurn, den Brief erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet – sprich transkribiert, übersetzt und analysiert. <BR /><BR />Der Brief beziehe sich auf die Antoniuskapelle in Untermoi, heißt es in einer Aussendung der Südtiroler Landesmuseen. Er gewährt 100 Tage Ablass für Gläubige, die an bestimmten Feiertagen die Kapelle besuchen oder spenden. Ziel war es, die Kapelle als geistliches Zentrum zu stärken und ihre finanzielle Grundlage zu sichern.<h3> In lateinischer kurialer Minuskel mit Abkürzungen verfasst </h3>Zwei Kardinäle hatten den Ablassbrief ausgestellt, verfasst wurde er vom päpstlichen Notar Hieronymus Salvius in lateinischer kurialer Minuskel mit zahlreichen Abkürzungen. <BR /><BR />Dabei dokumentierte er auch dessen schlichte äußere Gestaltung, den Erhaltungszustand sowie die Reste der Siegel. „Die Wiederentdeckung des Ablassbriefes von 1500 ist für das Gadertal von großer Bedeutung, da sie nicht nur neue Einblicke in die religiöse Praxis und das geistliche Leben der Region im Spätmittelalter eröffnet, sondern auch das kulturelle Erbe rund um die Antoniuskapelle in Untermoi dokumentiert und bewahrt“, freut sich Mischí.<h3> Ablässe bestehen in veränderter Form weiter </h3>Ablassbriefe galten im Spätmittelalter als Möglichkeit, zeitliche Sündenstrafen (solche, die im Fegefeuer oder auf Erden abgebüßt werden konnten) zu mildern – eine Praxis, die später im Zuge der Reformation in die Kritik geriet. In veränderter, nicht-kommerzieller Form bestehen Ablässe bis heute weiter.