Die serbische Justizministerin Snezana Malovic unterzeichnete die Genehmigung für die Überstellung des früheren Chefs der Serben in Kroatien am Freitag. Mit der Auslieferung des letzten flüchtigen Haager Angeklagten hat Serbien seine Verpflichtungen gegenüber dem UNO-Kriegsverbrechertribunal erfüllt.EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle wies allerdings Serbien darauf hin, dass die Festnahme und Überstellung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern an das Haager Tribunal für den Status eines EU-Beitrittskandidaten nicht ausreichend sei. Serbien stünden nun politische Reformen und vor allem die Verbesserung der Beziehungen mit dem Kosovo bevor, sagte Füle laut Belgrader Medienberichten vom Freitag. „Es liegt an Belgrad und Prishtina, mit Hilfe der Europäischen Union eine Lösung zu finden“, wurde Füle vom Belgrader Sender B-92 zitiert.Hadzic wurde am Freitag gegen Mittag von Belgrad nach Rotterdam geflogen, wo er nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur ANP gegen 14.30 Uhr landete. Zuvor hatte er in den Morgenstunden in Polizeibegleitung in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad, wo seine Familie seit dem Kriegsende in Kroatien im Jahre 1995 lebt, seine schwerkranke Mutter und das Grab seines Vaters besucht.Beim UNO-Tribunal sind unterdessen alle Vorbereitungen für die Aufnahme von Hadzic getroffen worden. Dies erklärte Tribunalssprecherin Nerma Jelacic gegenüber der serbischen staatlichen Presseagentur Tanjug am Freitag. Hadzic wird sich vermutlich Anfang kommender Woche zur Haager Anklage äußern. Der Richtersenat wird vom Vizevorsitzenden des Haager Gerichtes, dem koreanischen Richter O-Gon Kwon geleitet. Der Haager Chefankläger Serge Brammertz hat am Freitag für 16.00 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.Der heute 52-jährige Hadzic wird sich vor dem UNO-Tribunal wegen Kriegsverbrechen in Kroatien zwischen 1991 und 1993 zu verteidigen haben. Die Anklage wirft ihm in acht Punkten Verbrechen gegen die Menschlichkeit und in weiteren sechs Punkten Verletzungen des Kriegsrechts vor. Sie bezieht sich auch auf das schlimmste während des Kroatien-Krieges begangene Kriegsverbrechen, das Massaker an rund 200 kroatischen Kriegsgefangenen auf dem Landgut Ovcara bei Vukovar im November 1991.Der frühere Präsident der 1991 in Kroatien selbstproklamierten „Serbischen Republik Krajina“ war nach siebenjähriger Flucht am Mittwoch unweit von Novi Sad festgenommen worden. Die Auslieferungsprozedur wurde in nur zwei Tagen abgeschlossen, ein Rekord in der mehrjährigen Zusammenarbeit Belgrads mit dem Haager Gericht. Dies wurde durch die Entscheidung des Angeklagten ermöglicht, nicht gegen die Überstellung an das Haager Gericht zu berufen.Das serbische Regierungsbüro für die EU-Integration meldete unterdessen am Freitag gute Ergebnisse im Annäherungsprozess. Seit Juni 2008 wurden nach Angaben des Büros von 185 geplanten EU-konformen Gesetzen 172 verabschiedet. Dies bedeute, dass das Nationale Integrationsprogramm im Hinblick auf die Gesetze zu 93 Prozent erfüllt worden sei, hieß es in einer Regierungsaussendung.Belgrad ist bemüht, vor Jahresende den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu erhalten. Gehofft wird auch auf einen Termin für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen. apa