Es war der 3. Jänner: Kurz vor 22 Uhr verschaffte sich ein Mann Zugang zu dem Heim.Er streifte durch die Korridore, bis er schließlich in das Zimmer einer 82-jährigen Frau trat.Die Frau, bewegungsunfähig und krank, war dem Mann hilflos ausgeliefert.Über die folgenden Minuten kann die Polizei nur mutmaßen. Allerdings lägen „erdrückende Beweise“ gegen den Mann vor, erklärte Stefano Mamani, Kabinettschef der Bozner Quästur, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Bozen.Krankenschwester wird zur ZeuginZum einen eine Zeugin: Gegen 22 Uhr hörte eine Krankenschwester bei ihrem Kontrollgang ungewöhnliche Geräusche, die aus dem Zimmer der alten Frau kamen, so die Polizei.Ohne das Licht anzumachen, trat sie ein.Was sie erblickte, war – so Leiter der Fahndungsabteilung Giuseppe Tricarico – eine „eindeutige Szene“: Da stand ein Mann mit heruntergelassener Hose, die Beine der Frau waren gespreizt.Von der Krankenschwester überrumpelt sprang der Mann sofort auf, stieß die Krankenschwester zu Boden und stürmte aus dem Zimmer.Überwachungskamera: Mann wiedererkanntZweites Indiz: Aufnahmen einer Überwachungskamera.Sofort nach dem Vorfall hatte die Krankenschwester die Polizei alarmiert, berichtete Tricarico. Die Spurensicherung begann mit den Ermittlungen.Als besonders wertvoll erwies sich die Aufnahme einer Überwachungskamera: Eine Drei-Sekunden-Sequenz soll den mutmaßlichen Täter zeigen.41-Jähriger einschlägig vorbestraftVor zwei Tagen dann klickten für den Mann die Handschellen: Es handelt sich um den 41-jährigen Salvatore Morghen.Der Bozner ist mehrfach vorbestraft und soll bereits wegen ähnlicher Delikte in Konflikt mit dem Gesetz geraten sein.Morghen, der zurzeit arbeitslos ist, befindet sich nun in Verwahrungshaft im Bozner Gefängnis.Ihm wird sexuelle Gewalt und Körperverletzung vorgeworfen. Die Krankenschwester wurde bei dem Sturz verletzt. Die Heilungsdauer ihrer Verletzungen wird mit 15 Tagen prognostiziert.Ermittlungen wegen zwei weiterer FälleDie Ermittlungen gegen den Mann laufen derzeit auf Hochtouren. Er wird verdächtigt, für zwei weitere Vergehen verantwortlich zu sein.Zum einen soll er kurz vor der Tat in der Klinik in die Wohnung einer 87-jährigen Frau eingestiegen sein. Die Frau, die in seiner Nachbarschaft wohnt, stand gerade unter der Dusche, berichtete Fahndungsleiter Tricarico am Donnerstag.Als der Ehemann der Dame nach Hause kam, flüchtete der Eindringling.War man zuvor von einem versuchten Überfall ausgegangen, sehe man den Fall nach den neuesten Erkenntnissen in einem ganz anderen Licht, hieß es auf der Pressekonferenz.Ein dritter Fall ereignete sich der Polizei zufolge in den Tagen um Silvester. Morghen soll in die Leichenkapelle des Bozner Friedhofes eingedrungen sein. Es seien „widerliche Taten“, so Dietmar Angerer, stellvertretender Kommissar der Staatspolizei, gegenüber STOL. „Der Mann ist gemeingefährlich.“Barbara Raich