Günstige Heimplätze in Bozen bleiben Mangelware: SH-Chef Alexander von Walther warnt, Bozen drohe zum Uni-Standort nur für Wohlhabende zu werden – und schlägt Alternativen für bezahlbare Unterkünfte vor.<BR /><BR /><BR /><b>Wie beurteilen Sie die Lage bei den Unterkünften für Uni-Studenten in Bozen?</b><BR />Alexander von Walther: Es ist ein bisschen frustrierend. Wir von der SH beobachten seit Jahren und kritisieren das offen, dass die Politik das Thema den Privaten überlässt, damit das Problem so weit wie möglich von der öffentlichen Hand wegbleibt. Wie sich zeigt, geht auch kaum etwas weiter. Unternehmen, die Heime bauen würden, erklären, dass 600 Euro pro Zimmer und Bett nicht reichen, um ein Studentenheim profitabel führen zu können. Was in Bozen fehlt, ist ein Konzept.<BR /><BR /><BR /><b>Was schlägt die SH vor?</b><BR />von Walther: Die öffentliche Hand sollte einerseits selbst Heime bauen und sie sollte mit Bozner Schülerheimen zusammenarbeiten, die freie Plätze haben, da mittlerweile vermehrt Schüler pendeln. Über diese Möglichkeit wird überhaupt nicht gesprochen, obwohl die Heime sehr offen dafür sind. Das Antonianum und auch das Gamperheim haben das Know-how und könnten günstige Unterkünfte für Uni-Studenten anbieten. Was ihnen fehlt, ist das Geld, um ihre Strukturen zu sanieren und eventuell zu erweitern, um mehr Zimmer zur Verfügung stellen zu können. Aus Sicht der SH wäre das optimal, auch weil das billiger wäre, als neu zu bauen. Wir haben der öffentlichen Hand den Vorschlag, mit den Schülerheimen zu kooperieren, bereits mehrfach gemacht – getan hat sich diesbezüglich aber nichts. Die Politik überlässt das Thema, wie gesagt, lieber der Privatwirtschaft. <BR /><BR /><BR /><b>Sie sprechen von öffentlicher Hand. Ist das Land gemeint oder die Gemeinde?</b><BR />von Walther: Beide. Die Landesregierung hat die Zuständigkeit für Heime im Gewerbegebiet der Gemeinde übertragen, die dann eine Ausschreibung für neue Heime gemacht hat, die zu den 600-Euro-Zimmern geführt hat. Auffällig ist, dass die Gemeinde bei Gesprächen mit uns auf das Land verweist und umgekehrt das Land auf die Gemeinde. Jeder schiebt dem anderen die Themen zu. Wenn die Politik nur mehr eine Uni für Reiche haben will, kann man das zur Kenntnis nehmen. Goutieren werden wir das nicht.<BR /><BR /><BR /><b>Wieviel kostet ein Studentenzimmer in Bozen?</b><BR />von Walther: In öffentlichen Heimen liegen die Preise bei 300 Euro bis 450 Euro monatlich. In Doppelzimmern kostet ein Bett etwas weniger als 300 Euro. In Wohngemeinschaften muss man für ein Zimmer zwischen 400 und ca. 600 Euro zahlen. Private Heime in der Peripherie verlangen 600 Euro, was etwas absurd ist. Die Betreiber der Schülerheime haben uns gesagt, dass sie sich bei Zimmern für Uni-Studenten an den Preisen der öffentlichen Heime orientieren würden.<BR /><BR /><BR /><b>Wie viel zahlt man für ein Zimmer in Innsbruck?</b><BR />von Walther: Heime neben der Uni verlangen zwischen 400 und 500 Euro. Wenn in Bozen ein Heim in Randlage 600 Euro fordert, halte ich das für nicht vertretbar. Das ist die falsche Botschaft. Auch weil das schlecht für den Bozner Mietmarkt ist. Wenn ein Zimmer in der Peripherie schon so viel kostet, dann orientieren sich auch die Vermieter im Zentrum daran und passen ihre Preise an. 600 Euro pro Zimmer sind zu teuer, auch im Vergleich mit viel größeren Studentenstädten. Selbst in einer teuren Stadt wie München wären 600 Euro in der Peripherie viel.<BR /><BR /><BR /><b>Bozen ist bekanntlich teuer...</b><BR />von Walther: Ja, und meiner Ansicht nach ziehen viele Jugendliche aus anderen Regionen und Ländern deshalb Bozen erst gar nicht für ein Studium in Betracht. Wenn die Entwicklung weiter in diese Richtung geht, wird Bozen immer mehr ein Uni-Standort für Wohlhabende, was ich für falsch halte. Jeder sollte sich ein Uni-Studium in Bozen leisten können.<BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler gefunden? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>