Bekannte und Kollegen gingen davon aus, dass eine Klage gegen den Weltkonzern erfolglos bleibe – aber ein Südtiroler beweist, dass das nicht stimmt und der Automobilriese Geld herausrücken muss. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Als erster Südtiroler hat der Kastelruther Arnold Trocker eine Diesel-Klage gegen Volkswagen in Deutschland gewonnen: Er erhält 9000 Euro. „Hartnäckigkeit lohnt sich. Ich bin meinen Weg gegangen und mehr als zufrieden“, meint Trocker. Audi hatte dem Kastelruther vor etwa 4 Jahren im Rahmen eines möglichen Vergleichs bereits 4000 Euro angeboten, damals lehnte Trocker ab – und kann sich nun über mehr als die doppelte Summe freuen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="739877_image" /></div> Arnold Trocker ist Verkaufsberater bei der Firma Wörndle in Bozen, er fährt einen Audi Q5 – dieses Diesel-Auto hatte er 2013 direkt bei Audi in Ingolstadt gekauft – für 44.000 Euro. 2015 erfuhr der Kastelruther von den Manipulationen des VW-Konzerns, von denen neben Pkw der Marke VW auch, Audi-, Skoda- und Seat-Fahrzeuge betroffen waren.<BR /><BR /> Trocker wandte sich an den österreichischen Verbraucherschutzverein (VSV), der auch Südtiroler Dieselkäufern half, sich wegen der Abgasmanipulationen an der deutschen Musterfeststellungsklage gegen Volkswagen zu beteiligen. Die aus Bozen stammende Lydia Ninz, Vorstandsmitglied des VSV, hatte 2018 auf diese Möglichkeit der Klage hingewiesen – auch im Tagblatt „Dolomiten“. Ninz ist selbst Betroffene der Abgasaffäre – mit ihrem VW Tiguan.<BR /><BR />Arnold Trocker nutzte die vom VSV gebotene Chance, Volkswagen individuell in Deutschland zu klagen. „Ich hatte nicht viel zu verlieren“, meint der Kastelruther rückblickend. Zwar hatte VW seine Verantwortung bereits zugegeben, trotzdem gingen Bekannte und Kollegen davon aus, dass man sich gegen so einen großen Konzern wohl am Ende als Kläger nicht durchsetzen werde. <BR /><BR /><embed id="dtext86-53044931_quote" /><BR /><BR />Am Ende kam es dann aber anders: Da Trocker sein Auto direkt in Deutschland gekauft hatte, wurde sein Verfahren nach deutschem Recht entschieden – vom Landgericht Braunschweig. Und aufgrund eines Urteils des Landgerichts wurden ihm 9000 Euro zugesprochen – bereits Ende 2021. Das Geld erhält Trocker von Audi (gehört zum VW-Konzern).<BR /><BR />Trocker hatte die Wahl: Er hätte sein Auto auch an Audi zurückgeben können – um etwa 23.000. Euro: Dabei wäre vom ursprünglichen Kaufpreis (44.000 Euro) das Nutzungsentgelt für die gefahrenen Kilometer abgezogen worden. Trocker entschied sich jedoch dazu, seinen Pkw zu behalten. Über 4000 Euro (von insgesamt 9000) hat der Kastelruther bereits erhalten. Seine Rechtsspesen sind über die Rechtsschutzversicherung abgedeckt.<BR /><BR />In all diesen Jahren konnte Trocker seinen Audi immer nutzen. „Ich habe technisch nichts verändert“, berichtet Trocker. Zwar habe es Schreiben der Autohersteller gegeben, dass man seinen Pkw in die Werkstatt bringen solle für eine Anpassung der Software. <h3> Verzicht auf Software-Update</h3>Darauf hat Trocker aber bewusst verzichtet, denn er ging davon aus, nach einer Anpassung keine Ansprüche mehr stellen zu können. „So lange der Fall nicht abgeschlossen ist, wollte ich weder etwas richtigstellen noch etwas unterschreiben“, berichtet Trocker. Das Auto habe immer gut funktioniert. „Mittlerweile habe ich auch deshalb entschlossen, diese Anpassung nicht mehr vornehmen zu lassen, denn man hört von einigen Pkw-Besitzern, dass sie mit dem Software-Update nicht zufrieden waren.“<BR /><BR />Viele Pkw-Besitzer, die ihren Fall bereits abgeschlossen haben, sind finanziell bei weitem nicht so gut ausgestiegen wie Trocker.<BR />Insgesamt sind wie berichtet über 1000 Südtiroler vom Dieselskandal betroffen. Das Oberlandesgericht Braunschweig hat diese Woche die Musterfeststellungsklage der Verbraucherzentrale Südtirol angenommen. Die Klage war im Namen Hunderter Südtiroler eingereicht worden.