Wie sich Sprache im Laufe der Lebensjahre weiterentwickelt und welche Begriffe Jugendliche derzeit besonders häufig nutzen. s+ hat nachgefragt. <BR /><BR />Wie Südtirols Jugendliche heute sprechen, ist schwierig herauszufinden. „Bis man die Daten gesammelt und ausgewertet hat, ist der Wandel schon passiert“, erklärt die Sprachwissenschaftlerin Verena Platzgummer. Bestimmte Merkmale seien jedoch feststellbar. So habe es immer Entlehnungen aus anderen Sprachen gegeben, sagt ihre Kollegin Jennifer Frey. <h3> „Anglizismen sind immer noch im Trend“ </h3>Laut Frey werden hierzulande oft Begriffe aus dem Italienischen übernommen, aber auch von Sprachen, die durch Migrationsphänomene präsent sind. Ein Beispiel ist das Wort „yallah“ aus dem Arabischen. Im Trend seien hauptsächlich Anglizismen. „Sie sind jetzt besonders relevant, weil viele Begriffe aus der Technologie kommen“, weiß Frey.<BR /><BR /> Begriffe aus Spielen, Apps oder den sozialen Medien. Ein Begriff, der auf Medienverhalten fuße, sei „ghosten“.<b>*</b> Dazu kommen, so Jennifer Frey, Streamingdienste wie Netflix. „Anderssprachige Inhalte kann man rezipieren.“ Das habe einen großen Einfluss, welche Entlehnungen genommen werden.<h3> Schnellere Ausbreitung, Räume vergrößern sich</h3>„Das große Potenzial der sozialen Medien für Jugendliche ist, dass sie die Chance haben, sich in bestimmte Nischen zu sammeln“, erklärt Frey. Auf Plattformen wie „youtube.com“ oder „TikTok“ könnten sie eine eigene Nische finden, dort die Jugendsprache ausprobieren. <BR /><BR />„Es könnte sein, dass sich einige jugendsprachliche Begriffe heute schneller ausbreiten als früher“, vermutet Verena Platzgummer. Warum? „Weil sich die Räume, in denen sich Jugendsprache bewegt, vergrößern.“ Das könnte mit der Mediennutzung zusammenhängen. <BR /><BR />„Jugendsprache hat immer einen sehr starken Bezug zur Generation, wo bestimmte Wörter und Formulierungen auftreten“, erläutert Jennifer Frey. Teilweise sei sie regional begrenzt, dann gebe es Wörter und jugendsprachliche Phänomene, die im gesamten Sprachraum verteilt seien.<h3> Wie sich Sprache mit dem Alter weiterentwickelt</h3> „Der Sprecher der Sprachvarietät will sich durch die Verwendung bewusst von anderen Gruppen absetzen“, sagt Frey und „bewusst zeigen, dass man zu dieser Gruppe gehört.“ Diese könne dann die Funktion einer Geheimsprache haben, ebenso wie einen identitätsbildenden Effekt. <BR /><BR /> Und wie lange benutzt man Ausdrücke aus seiner Jugend? „Es kann schon sein, dass man gewisse Wörter aus der Jugendsprache der eigenen Generation mit ins Erwachsenenalter nimmt“, erklärt Jennifer Frey. <BR /><BR />Wenn man die Sprachverwendung der gesamten Bevölkerung betrachte, sei die Entwicklung, wie stark man sich an die Standardsprache anpasse, u-förmig. „Als Jugendlicher ist das Bedürfnis, sich abzugrenzen, groß. Begriffe zu nutzen, die nicht jeder versteht“, erläutert Frey. <BR /><BR />Im Erwachsenenalter hingegen, wenn man mitten im Berufsleben stehe, müsse man sich mit anderen Menschen austauschen, man passe sich sehr stark an. „Von 30 bis 45 Jahren werden sprachliche Merkmale, die Herausstellungsmerkmale sind, am allerwenigsten benutzt.“ <BR /><BR />Das ändert sich wieder im Alter. „Das Berufsleben, wo man vielleicht prestigeprächtig spricht, ist nicht mehr so wichtig. Man spricht wieder mehr mit der Familie und mit Nachbarn.“ Das Bedürfnis, sich anzugleichen, verringere sich. Man tendiere dazu, wieder mehr Dialekt und umgangssprachlichere Merkmale in die Sprache einzubauen. <BR /><BR />„Letztendlich geht es bei Jugendlichen darum, sich abzugrenzen, eigen zu sein. Menschen und Dinge zu bewerten. Auszudrücken, was man gerade cool, blöd oder genial findet“, sagt Verena Platzgummer. Es gehe um Fragen von Freundschaft und Liebe, also darum soziale Beziehungen zu pflegen und einen Gruppenzusammenhalt herzustellen. „Das ist schön und war für uns alle als Jugendliche wichtig.“<BR /><BR /><b>*</b> „ghosten“ = Leitet sich vom englischen Wort „ghost“, also Geist, ab. Steht für einen plötzlichen Kontakt- oder Kommunikationsabbruch. <h3> Kleines Wörterbuch der Jugendsprache</h3> <div class="embed-box"><div class="container-wrapper-genially" style="position: relative; min-height: 400px; max-width: 100%;"><img src=" https://img.genial.ly/5fd380c29270490f70f47a03/f30fb79b-ab39-43a4-b16e-6acb3b0565c8.jpeg" class="loader-genially" style="position: absolute; top: 0; right: 0; bottom: 0; left: 0; margin-top: auto; margin-right: auto; margin-bottom: auto; margin-left: auto; z-index: 1;width: 80px; height: 80px;"/><div id="65d47debfca2190014a4ae3d" class="genially-embed" style="margin: 0px auto; position: relative; height: auto; width: 100%;"></div></div><script>(function (d) { var js, id = "genially-embed-js", ref = d.getElementsByTagName("script")[0]; if (d.getElementById(id)) { return; } js = d.createElement("script"); js.id = id; js.async = true; js.src = " https://view.genial.ly/static/embed/embed.js"; ref.parentNode.insertBefore(js, ref); }(document));</script></div>