Südtirols oberster Forstbeamter schlägt Alarm. „Die Lage in unseren Wäldern ist heuer extrem dramatisch“, sagt Unterthiner. Auch die Rahmenbedingungen für die Waldbesitzer sind sehr schwierig. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="795785_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie dramatisch ist die Lage in Südtirols Wäldern?</b><BR />Günther Unterthiner: Heuer extrem dramatisch. Wir haben schon seit dem Vorjahr einen starken Borkenkäferbefall, der in bestimmten Teilen des Landes sehr stark aufgetreten ist. Durch die extreme klimatische Entwicklung, die sich heuer eingestellt hat, sind die Waldbestände gestresst, anfälliger für einen Befall, und der Käfer kann sich noch rasanter ausbreiten.<BR /><BR /><b>Mit Hoffen auf Regen und kühlere Temperaturen allein wird es wohl nicht getan sein ...</b><BR />Unterthiner: Wir setzten weiter auf Maßnahmen, die darauf abzielen, betroffene Bäume so rasch als möglich aus dem Bestand zu nehmen. Das wird auch entsprechend gefördert. Wir setzen dabei auf die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern. Die Rahmenbedingungen sind aber alles andere als gut: Es fehlen spezialisierte Unternehmen, der Holzpreis schwankt stark, Fernheizwerke haben ihren Bedarf bereits eingedeckt. Zudem ist der Befall fleckenartig verteilt und solche Streuschäden erschweren die Bringung zusätzlich. Zudem muss man gut abwägen, ob man befallene Bäume, die einen Schutz darstellen, stehen lässt.<BR /><BR /><embed id="dtext86-55453007_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>58 Prozent von Südtirols Wald sind als Schutzwald eingestuft. Legt man darauf besonderes Augenmerk?</b><BR />Unterthiner: Ja, die Forstbehörde konzentriert sich hauptsächlich auf die Schutzwaldbestände. Ist Schutzwald betroffen, versucht man, über Arbeiten in Eigenregie Maßnahmen zu setzen, um dort möglichst rasch zu intervenieren. An gewissen Orten muss man sicher mit temporären, technischen Maßnahmen eingreifen, weil die Schutzwirkung des Waldes nicht mehr gegeben ist. Zusammen mit dem Straßendienst werden Erhebungen gemacht, um dann kurzfristig einzugreifen.<BR /><BR /><b>Neben dem Schaden also auch noch Kosten?</b><BR />Unterthiner: Ja, und die hat die öffentliche Hand zu tragen, weil es sich ja um Objektschutzwald handelt. Dafür kann der Waldeigentümer nicht aufkommen. <BR /><BR /><b>Wie sieht es mit der chemischen Bekämpfung des Borkenkäfers aus?</b><BR />Unterthiner: Wie Versuche in großflächig befallenen Wäldern in Deutschland gezeigt haben, macht der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln keinen Sinn, weil es noch kein so spezifisches Mittel gibt. Bleibt echt nur zu hoffen, dass die Witterung wechselt. Sonst wirken auch alle von uns getroffenen Maßnahmen nur bis zu einem bestimmten Punkt. <BR /><BR /><h3> Der Klimawandel verändert unsere Landwirtschaft: Ein Blick in den Agrar- und Forstbericht</h3>Bis vor wenigen Jahren noch kerngesund, habe sich Südtirols Wald zum Sorgenkind gewandelt, zeichnete Landesrat Arnold Schuler gleich zu Beginn der Vorstellung ein düsteres Bild der Lage. Allein im Landesforstgarten Latemar rechne man heuer mit 30.000 Kubikmetern Holz, das aufgrund von Borkenkäferbefall entnommen werden müsse, so Albert Wurzer, Direktor der Agentur Landesdomäne. Dabei habe man im Vorjahr aus den 5300 Hektar Waldfläche, die sich in Landesbesitz befindet, an die 19.000 Festmeter verarbeitet. <BR /><BR />Während Waldbesitzern derzeit nichts anderes übrig bleibt, als nach den enormen Sturm- und Schneeschäden nun auch noch vom Borkenkäfer befallene Bäume aus ihren Wäldern zu holen, haben Obst-, Wein- aber auch Grünlandbauern zumindest die Möglichkeit, sich gegen Ernteausfälle abzusichern. Allein über die Hagelversicherung würden Südtirols Obst- und Weinbauern einen jährlichen Wert von 420 Millionen Euro absichern, erklärte Andreas Werth, Direktor im Amt für Landmaschinen und biologischen Anbau. 70 Prozent der jährlich anfallenden rund 50 Mio. Euro schweren Prämien würden durch EU, Staat und Land abgedeckt. <h3> Auch die Gewässer leiden</h3>Südtirols Landwirtschaft in Sachen Klimawandel und Biodiversität auf die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen, ist Hauptaugenmerk des Versuchszentrums Laimburg. Geforscht werde laut Direktor Michael Oberhuber in erster Linie an nachhaltigen und resilienten Anbausystemen aber auch an der Biodiversität. <BR /><BR />Letzteres sei laut Oberhuber eine der Möglichkeiten, auf den Klimawandel zu reagieren. „378 Forschungsprojekte wurden allein im Vorjahr an der Laimburg durchgeführt“, sagt er. Dabei würden die Forschungsprogramme immer wieder an aktuelle Erfordernisse angepasst.<BR /><BR />Unter dem Klimawandel leiden aber nicht nur Wald, Obst-, Weinbau und Grünlandwirtschaft. Auch die Gewässer und ihre Bewohner sind davon betroffen. Dem will man im zur Landesdomäne gehörenden Aquatischen Artenschutzzentrum entgegenwirken. „Allein im Vorjahr wurden insgesamt gut 18.000 Eier heimischer Fischarten wie Marmorierte Forelle oder Äsche befruchtet und in die Ursprungsgewässer zurückgeführt“, hat Direktor Wurzer, dann doch noch eine positive Nachricht. <BR />