Telefondaten und Überwachungsaufnahmen enthüllen nämlich verschiedene Täuschungsmanöver. Hier die Details. <BR /><BR />Wie ein Zeuge am vorhergehenden Prozesstag ausgesagt hatte, war Peter Neumair um 15.30 Uhr nach Hause gekommen. Benno Neumair erzählte in seinem Geständnis, sein Vater habe ihn aus dem Schlaf gerissen, sie hätten gestritten, und infolge der Auseinandersetzung habe er ihn getötet. Doch „Kommissar Technik“ zeichnet ein anderes Bild. <BR /><BR />Anhand von Log-in-Daten der E-Learning-Plattform des Landes konnten die Fahnder belegen, dass Benno Neumairs Nutzerprofil von 16.08 bis 16.40 Uhr aktiv war, er absolvierte einen digitalen Arbeitssicherheitskurs. In der Folge – und auch dafür wollen die Ermittler technische Beweise vorlegen – habe er Netflix eingeschaltet. Noch zu klären bleibt allerdings, ob er das Programm verfolgte oder möglicherweise doch davor eingeschlafen ist. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="753053_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Eröffnet hatte den Reigen der Zeugen gestern Gennaro De Gabriele, Kommandant der Carabinieri Bozen. Er hatte die Suche nach dem Lehrerpaar Peter Neumair und Laura Perselli koordiniert. Nie habe es in Südtirol und wohl auch in Italien etwas Vergleichbares gegeben, sagte er. 650 Personen waren daran beteiligt, 600 Kilometer – am Boden und aus der Luft – waren abgesucht worden, mit Suchhunden aus dem Inland, aus der Schweiz und aus Deutschland, mit hochsensiblem Echolot, mit Tauchern, aus Hubschraubern, Drohnen, Booten und natürlich von den vielen unermüdlichen Einsatzkräften zu Fuß. Am 6. Februar wurde nahe der Brücke bei St. Florian in der Gemeinde Neumarkt der Leichnam von Laura Perselli entdeckt. Entscheidend war laut De Gabriele das Absenken des Pegels der Etsch. <BR /><BR />Dass sich die Ermittler schon so bald auf den Fluss konzentriert hatten, lag an einem Fund, der vorerst streng geheim gehalten wurde: Im Schnee beim Geländer der Etschbrücke zum Safety Park hatten die Carabinieri eine Blutspur von Peter Neumair entdeckt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="753056_image" /></div> <BR /><BR />Benno Neumair, der davon nichts wusste, stellte in Interviews in den TV-Sendungen „Chi l'ha visto?“ und „Quarto grado“ die Frage in den Raum, weshalb man „Energie beim Fluss verschwende“. Man sollte besser auf den Spazier- und Wanderwegen suchen, die seine Eltern oft benutzten. Er hoffe weiterhin, dass sie gefunden werden. Die Interviews wurden gestern dem Schwurgericht vorgeführt – als Beleg für die falschen Fährten, die Benno Neumair nach Auffassung der Staatsanwaltschaft gelegt hatte. Dazu gehört laut Anklage auch die Sache mit den 4 Paar Schuhen, die er den Carabinieri für die Spürhunde übergeben hat. Wie sich herausstellte, gehörte nur ein Paar seinem Vater, der Rest ihm selbst bzw. seiner Schwester. <BR /><BR />Anhand zeitlicher Überschneidungen der Aufnahmen von Überwachungskameras und Telefondaten zeichneten die Fahnder nach, was am späten Nachmittag des 4. Jänner 2021 passiert sein dürfte. Peter Neumairs Handy war um 18.05 Uhr zum letzten Mal aktiv. Jenes von Laura Perselli war um 18.43 Uhr bei ihrer Wohnung – der Zeitpunkt, als sie nach Hause kam. Um 20.03 Uhr rief Benno Neumair sie an – ein Täuschungsmanöver, glauben die Ermittler. Laura Perselli war da den Erhebungen zufolge bereits tot, ihr Handy war aber zu dem Zeitpunkt in den Funkmast bei der Rombrücke eingeloggt. Dorthin – so der Verdacht – habe Benno Neumair das Gerät nach der Tat gebracht. <BR /><BR />Sein Handy „bewegte sich“ hingegen vorerst nicht aus dem Haus. Die Überwachungskameras zeigen, dass der Volvo der Familie Neumair von der Runkelsteiner Straße zur Rombrücke fährt. Der Lenker steigt um 21.30 Uhr aus und kehrt nach 8 Minuten zurück. Die Telefondaten bestätigen, dass Benno Neumair dort war. Ab dem Moment ist Laura Persellis Handy nicht mehr aktiv. Erst nach rund 20 Minuten wird der Volvo im Leiferer Tunnel wieder gefilmt, Fahrtrichtung Auer. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="753059_image" /></div> <BR /><BR />Benno Neumairs Handy kann im fehlenden Zeitraum nicht geortet werden, die Ermittler glauben, er hat es ausgeschaltet. In dieser Zeit soll er zur Etsch gefahren sein, um die Leichen ins Wasser zu werfen. Im Gerichtssaal wurde die Aufnahme einer Überwachungskamera des Safety Park gezeigt: Auf dem Konsortialweg fährt ein Auto. Plötzlich gehen die Scheinwerfer aus, und der Wagen fährt im Schutz der Dunkelheit langsam bis zur Brücke. <BR /><BR />15 biologische Spuren wurden im Volvo der Familie Neumair gesichert. Das Blut-Nachweismittel Luminol brachte sie an den Tag. Fast alle Spuren befanden sich im Kofferraum, in dem – so der Vorwurf – Benno Neumair die Leichen seiner Eltern abgelegt und zur Etsch transportiert hat. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="753062_image" /></div> <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/live-der-prozess-gegen-benno-neumair-neue-zeugen-und-details" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Lesen Sie hier die Chronik des 3. Prozesstages.</a><BR /><BR />