Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie fahren in den Urlaub und lassen das Smartphone mal ganz bewusst ausgeschaltet. Eine Zeit lang „digitales Detoxing“, wie es heutzutage heißt. Dann, bei der Rückkehr, beim Smartphone-Einschalten am Heimatflughafen, der große Schock: Nichts geht mehr! Keine Anrufe möglich, keine mobilen Daten. Stattdessen die Meldung, dass diese SIM-Karte auf einem anderen Gerät aktiv sei. Was wiederum heißt: Telefonnummern, Chats oder schlimmstenfalls Bank- oder Kreditkartendaten sind in Gefahr! <h3> Mieser Fake-Ausweis, dennoch klappt SIM-Swap</h3>So geschehen einer Südtirolerin, der dies 2017 nach einer längeren Afrika-Reise widerfuhr und die sich dann an die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) und die Behörden wandte. Bis heute ist der Fall dort aufgrund seiner Einzigartigkeit in Erinnerung. Auch, weil die Frau hierzulande die einzige bekannte Betroffene von SIM-Swapping (Anm. d.Red.: engl. „to swap“ – dt. „tauschen/vertauschen“) war.<BR />Dabei handle es sich aber weniger um ein Klonen, sondern um ein regelrechtes „Kapern“ der SIM-Karte, wie Simone Romani erläutert. Er arbeitet in der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) als Berater für den Bereich Telefonie und kennt den damaligen Fall: „Im Prinzip funktioniert ein solcher Swap wie ein ganz normaler Austausch der SIM-Karte. Das ist z.B. notwendig, wenn man auf ein neues Smartphone umsteigt und statt der alten SIM-Karte eine kleinformatigere Nano-SIM braucht. Nur dass sich im Fall eines solchen Swaps jemand anderer beim Provider als SIM-Eigentümer ausgibt.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="901703_image" /></div> <BR /><BR />Wie im eingangs erwähnten Südtiroler Fall. Wobei unklar ist, ob die Frau digital ausgespäht worden war oder jemand aus ihrem Umfeld von der Reise erfahren und die Chance ergriffen hatte. Wie auch immer: Ein Mann war in einem Turiner Mobilfunkshop vorstellig geworden, hatte einen Handyverlust gemeldet und eine Ersatz-SIM-Karte beantragt. Samt – wie es sich gehört – Vorlage eines Personalausweises. Der aber gefälscht war, wie sich herausstellte. Denn: Die für die Unterlagen kopierte Fake-Identitätskarte war auf braunem Papier und nicht auf dem für Südtirol typischen grünen Papier gedruckt. Nur wusste das der Shop-Mitarbeiter nicht – und das Unheil nahm seinen Lauf.<h3> Phänomen in Italien selten</h3>Sechs Jahre später, so der VZS-Experte, sei in Italien die Aufmerksamkeit hinsichtlich derartiger Betrugsmaschen bei den Providern höher. „Die Gesetzeslage ist eine ganz andere, Fälle von SIM-Swapping sind staatsweit selten. Nur wenn eine behördliche Anzeige von Verlust oder Diebstahl vorliegt, können die Mobilfunkanbieter eine Ersatz-SIM aktivieren. Selbst der simple Austausch ist erschwert, muss persönlich erfolgen“, weiß Romani. Und auch eine rasche Nachfrage in der Bozner Sektion für Cyber-Sicherheit (Staatspolizei) bestätigt diesen Eindruck, dort ist das Betrugs-Phänomen SIM-Swapping derzeit kein Thema.<h3> Vorsicht jenseits der Berge!</h3>Ganz im Gegensatz zu Deutschland und Österreich. Dort nämlich warnen aktuell die Bundeskriminalämter und mehrere Verbraucherschützer eindringlich vor diesem erneut aufflammenden Betrugsphänomen. Auch renommierte Medien wie „PC-Welt“ oder „ORF-Online“ berichteten darüber.<BR /><BR />Vor allem die Methoden, wie die Täter an die notwendigen Informationen für einen SIM-Swap kommen, geben dort aus datenschützerischer Sicht zu bedenken. Denn mussten die Täter einst die potenziellen Opfer persönlich kennen, ausspionieren oder z.B. via Phishing-Mails angehen, gelingt dies heutzutage sehr leicht via „Social Engineering“ – also mittels relativ simpler Internet-Recherche. <BR /><BR />Noch dazu, weil manche Mitmenschen ihr gesamtes Leben online quasi offenlegen und damit Rückschlüsse für Passwörter usw. liefern. Also alles, was ein gewiefter Online-Betrüger so braucht. Zudem ist die digitale Gesetzeslage jenseits des Brenners etwas laxer, wie tausende Südtiroler Studenten von ihren eigenen Handyverträgen wissen. SIM-Karten gibt es dort sozusagen an der Supermarktkasse. <BR /><BR />Das beobachtet auch Romani, der zu „Zurückhaltung“ im Umgang mit persönlichen Infos mahnt. Und in Erinnerung an das heimische Fallbeispiel zu Vorsicht rät: „Sollte die SIM plötzlich nicht mehr funktionieren, ist eine Nachfrage beim Provider ratsam, denn es kann auch nur ein technisches Problem sein.“ Liege ein solches aber nicht vor, dann heiße es: „SIM-Karte über den Anbieter sperren lassen, Anzeige erstatten, neue SIM-Karte beantragen und sicherheitshalber wichtige Passwörter ändern!“<BR />