Seit 2017 engagiert sich Hubert Messner beim Verein „Helfende Hände“. Über die verschiedenen Tätigkeiten, über seine Erlebnisse in Rumänien und in der Ukraine sowie über zukünftige Projekte sprach er im Interview. <BR /><BR /><Fett>Wie kam es zur Gründung des Vereins „Helfende Hände“ in Südtirol?</Fett><BR />Hubert Messner: 2017 wurde der Verein mit 10 Gründungsmitgliedern und einem 5-köpfigen Ausschuss aus der Taufe gehoben. Die Idee entstand in Rumänien, als sich eine Zusammenarbeit mit dem „Missionswerk Osteuropa“ in Botosanì ergab. Gemeinsam wollten wir Hilfe anbieten, um die dortige Bevölkerung zu unterstützen. Bevor die Zusammenarbeit startete, sind die Mitglieder des Vereins nach Rumänien gereist, um sich alles anzusehen. Wir haben dann Hilfsgüter, unter anderem Küchen, nach Rumänien geliefert, aber auch bei Lebensmittelkauf, Strom- und Gasbezug finanziell mitgeholfen. <BR /><BR /><b>Was veränderte sich während der Pandemie?</b><BR />Messner: Während der Pandemie-Zeit wurden wir immer öfters von Südtirolern angerufen, weil Küchen oder andere Möbelstücke gebraucht wurden. Die erste Küche montierten wir in Sand in Taufers bei einer jungen Frau. Nach einem Fernsehbericht nahmen die Anfragen Fahrt auf und es meldeten sich auch Privatpersonen oder Firmen, die Möbel oder Küchen abliefern konnten. Insgesamt haben wir wohl schon an die 50 Küchen abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgestellt. Wir waren schon in ganz Südtirol unterwegs: Schlanders, Meran, Bozen, Bruneck, … um nur einige Orte zu nennen. Auch von Innsbruck haben wir schon eine Küche geholt.<BR /><BR /><BR /><b>Ist die Montage der Küche kostenlos?</b><BR />Messner: Die Arbeitsplatte und auch das verwendete Material, wie Silikon, Klebeband oder Schrauben, stellen wir in Rechnung. Dies ist in unseren Augen ein kleiner Beitrag, da ja die Arbeiter alle ehrenamtlich dabei sind und auch die Küche an sich kostenlos zur Verfügung gestellt wird. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-56214494_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Aufmerksamkeit erregten die Lkw-Lieferungen, die Sie 2022 für die Ukraine organisierten. Wie kam es dazu?</b><BR />Messner: Die Vize-Präsidentin unseres Vereins Carmen Olariu in Rumänien machte mich auf die verheerende Lage in der Ukraine aufmerksam. Sie berichtete von über 2000 Flüchtlingen, die über die Grenze bei Siret (RU) geflüchtet waren. Ich wollte helfen und habe gleich bei einigen Unterstützern nachgefragt. Sie haben mir sofort eine Zusage gegeben und so ging es weiter. Dies war die erste Aktion in Südtirol zugunsten der Ukraine-Flüchtlinge. Bald hatten wir Sammelstellen an verschiedenen Orten in Südtirol und 20 Tonnen Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter kamen zusammen. Zahlreiche Matratzen wurden aufgeschichtet. Ich erlebte eine riesige Solidarität vonseiten der Südtiroler Bevölkerung und der Südtiroler Wirtschaftstreibenden – beeindruckend und berührend! Fünf Transporte in die Ukraine mit insgesamt 100 Tonnen an Lebensmitteln und Hygieneartikeln sind uns bereits gelungen, ein nächster Transport ist im Herbst geplant. <BR /><BR /><b>Sind Sie auch in die Ukraine gereist?</b><BR />Messner: Ich bin das erste Mal mit vielen Lieferwagen im Konvoi in die Ukraine gefahren und ein zweites Mal habe ich mit 6 Lieferwagen die Grenze in die Ukraine passiert. Ich konnte mir dort ein Bild von der Flüchtlingssituation machen. Die Menschen, denen wir begegneten, wirkten abweisend und niedergeschlagen. An der Grenze mussten wir einmal 5 Stunden und einmal 2 Stunden warten, bis wir weiterkonnten. Nach dem Grenzübergang fuhren wir 140 Kilometer und dann noch einmal 160 Kilometer, um jeweils Fracht abzulegen. Weiter konnten wir aber nicht fahren, da kein Diesel mehr zu bekommen war. Wir brachten Lebensmittel zu einem Waisenhaus, in dem an die 150 Kinder untergebracht waren. Darunter waren 100 Geflüchtete aus Kiew, Butcha und Mariupol. Sie wirkten seelisch sehr belastet. Bei einer anderen Ablagestelle wurden wir vom Jugend-Fußballclub „Arsenal Academy Kiew“ willkommen geheißen. Sie halfen, die Hilfsgüter abzulegen und dann wurde ihnen mit den Lebensmitteln ein Essen zubereitet. Mit den von uns gelieferten Matratzen wurde außerdem eine Kirche ausgestattet, damit die Menschen dort übernachten konnten. <BR /><BR /><BR /><b>Hat Sie ein Ereignis besonders berührt?</b><BR />Messner: Ja, als wir die Lebensmittel bei einem Kinderhospital abgeben konnten. Der Primar war derart gerührt und er konnte sich nicht oft genug bedanken für die vielen Sachen, die wir lieferten. Dieses Ereignis ist mir ans Herz gegangen. Das sind die Momente, die einem deutlich machen, was im Leben wirklich zählt.