In den Jahren 2013 bis 2023 gingen bei der Opferschutzkommission rund 200 Meldungen ein, acht davon betrafen Gmeiner. Hier gaben Personen plausibel an, von Gmeiner sexuelle Gewalt erlitten zu haben und wurden seitens SOS-Kinderdorf mit bis zu 25.000 Euro und der Übernahme von Therapiestunden entschädigt. Große interne Untersuchungen blieben aber aus.<BR /><BR />Die genauen Inhalte der Angaben durften von der unabhängigen und weisungsfreien Opferschutzkommission nicht weitergegeben werden - auch nicht an andere Stellen von SOS-Kinderdorf. Erst die Reformkommission wird nun Einblick bekommen, in welcher Form die Missbrauchstaten von Gmeiner tatsächlich stattgefunden haben und ob es bei seinen Übergriffen Muster, Mitwisser oder gar Mittäter gab. Mit einer ersten Abschätzung rechnete Wölfl kommende Woche.<BR /><BR />Eine Anzeige gegen etwaige Mitwisser oder weitere Täter - sofern diese überhaupt noch am Leben sind - hätte nur das Opfer selbst tätigen können. Bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck ging bisher keine entsprechende Anzeige ein, wie es auf Anfrage hieß. Entsprechend konnten auch keine behördlichen Ermittlungen aufgenommen werden.<BR /><BR />Allerdings rückt ein älterer Fall erneut ins Schlaglicht: 2022 wurde bekannt, dass ein österreichischer Großspender im Verdacht stand, bei seinen Besuchen in einem südostasiatischen Land acht Burschen sexuell missbraucht zu haben, die unter Betreuung von SOS-Kinderdorf standen.<BR /><BR />Der Mann, der inzwischen verstorben ist, reiste in den Jahren 2010 bis 2014 immer wieder dorthin. Erst nach einer Beschwerde der Einrichtung, denen die Handlungen aufgefallen waren, wurden die Besuche gestoppt. Der Fall wurde als „Einzelfall“ ad acta gelegt.<BR /><BR />Der Reformkommission ist dieser Fall bekannt. Man habe aber beschlossen, sich vorerst auf die Vorfälle und Strukturen in Österreich zu beschränken und etwaige Verflechtungen ins Ausland außen vor zu lassen.