Und doch sollte es ab dem Schuldspruch in erster Instanz noch Jahre dauern – spektakuläre Wendungen inklusive –, bis das Urteil rechtskräftig war. Hier alle Details inklusive Grafik und Videointerview mit Chef-Ermittler Cuno Tarfusser. <BR /><BR /><BR />Am 15. Februar 1997 gegen Mittag wurde der damals 37-jährige Landtagsabgeordnete Christian Waldner (Freiheitliche, dann Liberale bzw. Bündnis98), am Reichrieglerhof erschossen, 2 Tage später wurde sein Leichnam gefunden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="738515_image" /></div> <BR /><BR />In den folgenden Tagen kamen die Ermittler kaum zur Ruhe – dann der dringende Tatverdacht gegen Peter Paul Rainer. Er wurde verhaftet. Rainer legte ein Geständnis ab. Als Motiv gab er an, Waldner habe ihn mit einem gefälschten Maturadiplom erpresst. Noch vor Prozessbeginn widerrief er sein Geständnis aber. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="738518_image" /></div> <BR /><BR />Am 11. August 1997 wurde Rainer vom Bozner Schwurgericht (Vorsitz Richter Carlo Bruccoleri, Beisitzer Richter Carlo Busato) nach 17 Prozesstagen und 13-stündiger Beratung zu 22 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Obwohl es 1.45 Uhr nachts war, als das Urteil verlesen wurde, war der Schwurgerichtssaal voller Zuschauer. Die Anspannung war greifbar, einige Geschworene hatten Tränen in den Augen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="738521_image" /></div> <BR /><BR />Am 2. Dezember 1998 dann der Paukenschlag in Trient: Rainer wurde vom Berufungsschwurgericht freigesprochen und aus der Haft entlassen. Im Herbst 1999 hob das Kassationsgericht den Freispruch aber auf. Im Mai 2000 verurteilte das Oberlandesgericht Brescia Rainer zu 20 Jahren und 6 Monaten Haft, das Kassationsgericht bestätigte den Schuldspruch. Rainer war inzwischen nach Wien gereist, am 3. Jänner 2001 wurde er dort von einem Sonderkommando festgenommen, an Italien ausgeliefert und ins Gefängnis gebracht. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-52674251_listbox" /><BR /><BR /><BR />5 Jahre später die nächste spektakuläre Wendung: Die Verteidigung wartete mit 3 neuen Zeugen auf, die Christian Waldner noch gegen Mittag des 15. Februar lebend gesehen haben wollten – laut Ermittlungen war er da aber bereits tot. <BR /><BR />Das Oberlandesgericht Venedig lehnte den Antrag auf Neuaufnahme des Verfahrens ab, wogegen die Verteidigung Beschwerde einlegte. 2007 gab das Kassationsgericht dieser Beschwerde statt. Nun sollte das Oberlandesgericht Triest prüfen, ob die Anhörung der Zeugen die so genannte Prozesswahrheit beeinträchtigt hätte. Falls ja, wäre das Verfahren neu aufzurollen gewesen. Doch in Triest wurde im 0ktober 2008 das Urteil aus Brescia bestätigt. Die Verteidigung legte erneut Beschwerde ein, die im Herbst 2010 vom Kassationsgericht abgewiesen wurde. Im Juni 2013 wurde Peter Paul Rainer dann nach 14 Jahren Haft wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen. Er zog mit seiner Frau – er hatte im April 2007 während eines Hafturlaubes in Winnebach geheiratet – nach Oberösterreich, wo er sich ein neues Leben aufbaute. <h3> Cuno Tarfusser räumt mit Verschwörungstheorien auf</h3>Für s+ erinnert sich der damalige Staatsanwalt in Bozen, Cuno Tarfusser, im Video-Interview an einen der größten Kriminalfälle Südtirols. Heute ist Tarfusser stellvertretender Generalstaatsanwalt beim Berufungsgericht Mailand. <a href="https://www.stol.it/video/media/cuno-tarfusser-raeumt-mit-verschwoerungstheorien-auf" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier geht's zum Video.</a>