Seit dem Jahr 1974 werden Vermisstenfälle statistisch erfasst – und in Südtirol sind seitdem viele Menschen nicht mehr aufgetaucht. <BR /><BR /><BR /> Vom 1. Jänner bis Ende November 2021 verschwand jeden zweiten Tag in der Region Trentino-Südtirol eine Person – 179 insgesamt (117 davon waren italienische Staatsbürger). 38 von ihnen sind bis heute nicht aufgetaucht. Die meisten sind nicht italienische Staatsbürger, nämlich 25. 21 Verschwundene sind noch keine 18 Jahre alt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="770669_image" /></div> <BR /><BR />Diese Zahlen hat der Sonderkommissar für Vermisste erhoben. Zweimal pro Jahr – im November und im Juli – werden die Zahlen veröffentlicht. <BR />„Seit 1974 werden Vermisstenfälle in Italien erfasst. In unserer Region sind seither 300 Menschen nie mehr aufgetaucht“, sagt Mirella Spadotto. Auf gesamtstaatlicher Ebene sind es seither übrigens 68.023 Personen, die nie mehr gefunden wurden. <h3> Sie geben die Hoffnung nie auf</h3>Mirella Spadotto hat gemeinsam mit ihrem Mann Livio Liponi den Verein „Penelope“ in Südtirol gegründet – ihr Sohn Andrea Liponi ist einer der 300 Verschwundenen, die nicht wieder gefunden wurden. Andrea ist seit Juni 2008 wie vom Erdboden verschluckt. Sie haben die Hoffnung nie aufgegeben. Immer wieder organisiert das Paar Suchaktionen, so auch am letzten Mai-Wochenende wieder. „Ich möchte allen Angehörigen sagen: Das Leben muss weitergehen, es geht weiter“, sagt die gläubige Mutter des abgängigen Andrea Liponi. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="770672_image" /></div> „Penelope“ unterstützt Familien, deren Angehörige verschwunden sind, ehrenamtlich. „Leider sind wir nicht in die institutionellen Ablaufpläne für Vermisstenfälle aufgenommen worden“, sagt Spadotto. Dennoch steht der Verein immer wieder mit Rat und Tat bereit. „Wir sind in einem sehr intimen Moment für die Menschen da. In den meisten Fällen sind Freundschaften entstanden“, erzählt sie. So auch mit der Familie von Sara Pedri, der Gynäkologin, welche vor über einem Jahr im Trentino verschwunden ist. <h3> „Sehr oft leider Suizid“</h3>„Penelope“ verfolgt Vermisstenfälle aufmerksam, sitzt aber auch an zahlreichen Arbeitstischen in Rom und Bozen. Neuestes Projekt ist eine Zusammenarbeit mit der Caritas zur Suizidprävention. „Sehr oft hängen Vermisstenfälle in unserer Region leider mit Suizid zusammen – und leider sind oft junge Menschen betroffen“, sagt Mirella Spadotto. <BR /><BR />Doch nun zurück zu den Statistiken. Auf gesamtstaatlicher Ebene wurden im Zeitraum 1. Jänner bis 30. November 2021 insgesamt 17.650 Vermisstenanzeigen erstattet – 11.023 Vermisste waren jünger als 18 Jahre, 7965 von ihnen waren nicht italienische Staatsbürger. Die meisten gingen als „freiwilliges Verschwinden“ in die Statistik ein, auf Rang 2 steht die Entfernung aus einem Institut (über 600 insgesamt). 8883 Personen von ihnen wurden bis heute nicht gefunden – darunter 300 in Südtirol.<BR />