Im September läuft der Pachtvertrag zwischen Valbruna und dem Land für das 19 Hektar große Areal aus und muss in einem transparenten Verfahren neu zugewiesen werden. Vorerst aber geht Valbruna ein Jahr in die Verlängerung.<BR /><BR />Valbruna zählt nach Aspiag, Alperia, Eurocar Italia, Würth Italien und Seetech Global Industries (Leitner) zu den Umsatzmilliardären in Südtirol. Der Umsatz des Stahlproduzenten Valbruna sank einer Erhebung der „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ 2024 zwar von 1,39 auf 1,23 Milliarden Euro. Der Mitarbeiterstand stieg aber auf 2.894. „Über 700 davon sind am Standort Bozen beschäftigt“, betont Wirtschaftslandesrat Marco Galateo. Dass Valbruna ihren Rechtssitz in Bozen hat, sorgt dafür, dass stattliche Steueranteile in den Landessäckel fließen. Neben dem Halten von Arbeitsplätzen wohl mit ein Grund dafür, dass das Land Ende der 90er-Jahre das fast 19 Hektar große Areal von Valbruna abkaufte und es um einen jährlichen Pachtzins von damals kolportierten 1,2 Mio. Euro im Jahr zurückvermietete. Um die Schließung des Werkes und Personalabbau in der Stahlkrise zu verhindern, wurde der Zins 2011 halbiert. <BR /><BR />Im September läuft der Vertrag mit Valbruna aus, das Areal muss in einem transparenten und öffentlichen Verfahren neu zugewiesen werden. <h3> Galateo will Stahlindustrie in Bozen halten</h3>„Seit Durnwalders Zeiten hat sich die Welt komplett verändert. Wir können nicht direkt mit Valbruna verhandeln“, sagt Galateo. Geplant sei keine Ausschreibung, sondern eine öffentliche Interessensbekundung. Derzeit arbeite man an den Kriterien. „Wir brauchen aber sicher eine technische Verlängerung des Vertrags mit Valbruna von einem Jahr“, so Galateo. Bis dahin werde die Interessensbekundung durchgeführt.<BR /><BR />Galateo lässt keinen Zweifel daran, dass er Valbruna bzw. die Stahlindustrie in Bozen halten will. „Daran hängen nicht nur unzählige Südtiroler Handwerksbetriebe. Sie ist vielmehr über Südtirol hinaus für ganz Italien von strategischer Bedeutung, wenn wir nicht von Billig-Stahl aus China abhängig sein wollen“, so der Landesrat.<BR /><BR />In der Interessensbekundung werde das Land deshalb klare Kriterien vorgeben. Wer sich für das Areal interessiere, müsse zum einen alle Mitarbeiter übernehmen. „Zum anderen aus dem Metall und Stahl verarbeitenden Gewerbe kommen“, sagt Galateo. Zudem würden solide Bilanzen von allen Interessenten eingefordert und es werde auch Umweltauflagen geben. „Wir brauchen weder eine zweite ILVA noch eine zweite MEMC“, stellt Südtirols Wirtschaftslandesrat klar.<BR /><h3> Mussolinis Anliegen</h3>1935 forderte Diktator Benito Mussolini den Unternehmer Giorgio Falck persönlich auf, in Bozen die „Accaierie“ zu eröffnen – auch als Teil der faschistischen Italianisierungspolitik. 1938 wird die Produktion aufgenommen. 1994 wird das Areal vom Land aufgekauft und der Valbruna aus Vicenza verpachtet, die die Belegschaft übernimmt und unter Einhaltung von Umweltauflagen die Produktion bis heute fortsetzt.