Was kann, was sollte am Stilfser Joch geschehen? Buchautor und Experte Arthur Gfrei kennt sich rund um das Gebiet aus und er spricht Klartext, was passieren müsste rund um Gebühr, Straßenerhaltung und Co.<BR /><BR /><b>Herr Gfrei, Sie haben bereits 2 Bücher über die Straße auf das Stilfser Joch geschrieben, woher diese Begeisterung?</b><BR />Arthur Gfrei: Ich bin praktisch am Joch aufgewachsen, war bis zu meinem Abgang im Jahre 1997 Hotelier, Präsident der Liftanlagen und 10 Jahre auch für das Verkehrsamt Ortlergebiet als Präsident tätig.<BR /><BR /><b>Würde die Straße heute nochmals so gebaut werden wie vor 200 Jahren?</b><BR />Gfrei: Auf keinen Fall auf dem Tiroler Abhang nach Trafoi, wenn dann über den Umbrailpass oder mit einem Tunnel unter dem Joch. Pläne dazu gibt es viele. Das Veltlin brauchte immer einen Ausgang zum Norden. Stellen Sie sich vor, der Vinschgau mit Meran (so groß ist das Veltlin) hätten am Reschenpass nur einen Übergang von vier bis fünf Monaten.<BR /><BR /><b>Wenn Sie die Situation von heute mit jener von vor 30, 40 Jahren vergleichen.. welche Unterschiede gibt es auf der Straße bzw. dem Joch?</b><BR /> Gfrei: Die Straße war vor 40 Jahren auf unserer Seite in einem viel schlechteren Zustand, konnte aber dennoch fast immer befahren werden. Die Schneeräumung erfolgte in maximal einer Woche oder bei sehr großen Schneemengen in zehn Tagen. Nicht in einem oder sogar zwei Monaten wie letztens, bei sehr geringen Schneemengen. Die Situation der Hotels am Joch ist dramatisch. Von 14 ehemaligen Häusern mit fast 2000 Betten sind noch 7 geöffnet mit höchstens 700 zum größten Teil nicht mehr zeitgemäßen Unterkünften. <BR /><BR /><b>Sollten aus Ihrer Sicht entlang der Straße umfangreichere Bauarbeiten durchgeführt werden? Also z. B. zusätzliche Parkplätze oder Aussichtspunkte errichtet werden?</b><BR />Gfrei:In erster Linie wäre es wichtig gewesen, bei den vergangenen Baumaßnahmen auf den historischen Bestand mehr zu achten und nicht einfach alles in ein Betonkorsett zu zwängen. Aussichtspunkte und Parkplätze entlang der Straße haben keine Berechtigung. Sie würden nur zu mehr Chaos und Verschmutzung führen. Ein abschreckendes Beispiel wurde vor einigen Jahren unter der Langen Straße in Cortenstahl errichtet. Zum Glück haben die Lawinen ihre Aufgabe erfüllt. Nur wer wird diesen Blödsinn wegräumen und wer wird dafür die Verantwortung übernehmen? Wohl keiner.<BR /><BR /><b> Zum Schluss vielleicht noch ein Thema, das seit langem diskutiert wird: Sollte eine „Maut“ bzw. Eintrittsgebühr für das Gebiet eingehoben werden?</b><BR /> Gfrei: Eine Maut kann nicht erhoben werden, weil es eine Staatsstraße ist, die zudem noch in ein anderes Land führt (Schweiz). Das Müstair-Tal hat sich gegen eine Bemautung der Umbrailstraße ausgesprochen. Südtirol hat sie lediglich in Konzession vom Staat. Eine Gebühr wäre dennoch längst fällig, aber auch eine Regelung oder zeitweise Schließung für bestimmte Fahrzeuge, wenn dies erlaubt würde. Für die sog. Eintrittsgebühr hat man viele Pläne entworfen und Geld hinausgeschmissen – ohne ein Ergebnis. Es geht ja immer nur darum, für die Planer und Baufirmen etwas locker zu machen. Es wäre längst an der Zeit, am Joch für Ordnung zu sorgen. Parkplätze sind reichlich vorhanden. Jeder hält am Übergang, dessen Fläche nicht größer als ein kleiner Dorfplatz ist.