s+ hat mit Streetworker Oliver Schrott gesprochen, warum es immer wieder zu Problemen kommt, warum gewisse Grenzen immer wieder überschritten werden und was die Jugendarbeit dagegen tun kann.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="828800_image" /></div> <BR /><b>Herr Schrott, wie ist die Stimmung unter den Meraner Jugendlichen nach über 2 Jahren Pandemie?</b><BR />Oliver Schrott: Für die Jugendlichen ist die Situation immer noch schwierig. Positiv ist, dass sie viel mehr Kontakt suchen als früher. Sie kommen in die Jugendzentren und zu uns Streetworkern. Sie wollen mit Jugendarbeitern in Kontakt treten. Sie brauchen Menschen, die ihnen zuhören.<BR /><BR /><b>Gleichzeitig verabreden sie sich aber in den Sozialen Medien und machen Radau.</b><BR />Schrott: Sie testen ihre Grenzen aus und schaukeln sich gegenseitig hoch. Das ist eine Herausforderung für uns Erwachsene.<BR /><b><BR />Braucht es mehr Polizei und Kontrollen, um Gewaltausbrüche und Vandalismus zu verhindern?</b><BR />Schrott: Ich glaube nicht, dass mehr Polizei die Lösung ist. Vielleicht würde es in den Meraner Stadtviertel und an Brennpunkten Menschen brauchen, die generationenübergreifend arbeiten. Früher hat diese Arbeit die Kirche übernommen. Heute kann sie das nicht mehr leisten. Wenn Jugendliche in Sinich etwas anstellen, zum Beispiel unerlaubterweise ein Graffiti schaffen, dann werden sie beschimpft. Geredet wird mit ihnen nicht.<BR /><b><BR />Wie sollen Erwachsene im öffentlichen Raum auf Provokationen reagieren?</b><BR />Schrott: Sie sollten den Jugendlichen nicht alles durchgehen lassen. Natürlich muss man vorsichtig sein und auf den Selbstschutz achten, aber es ist auch wichtig, klare Linien aufzuzeigen.<BR /><BR /><b>Warum werden diese Linien immer öfter überschritten?</b><BR />Schrott: Bei einem Regelverstoß fehlen die Konsequenzen. Wir als Gesellschaft sind vielleicht zu nett. Man muss den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und sie ernst nehmen, vor allem in Zeiten von Covid. Aber man muss ihnen auch klar die Grenzen aufzeigen.<BR /><BR /><b>Ist das so einfach?</b><BR />Schrott: Nein, denn wir Erwachsenen sind oft kein Vorbild. Wenn ich einen Jugendlichen darauf hinweise, dass er Müll nicht einfach auf den Boden werfen darf, dann sagt er: Das machen die Erwachsenen auch. Alkohol zu trinken – manchmal auch zu viel – , gehört bei uns zur Alltagskultur. Wenn ich Jugendlichen sage, sie sollen nicht „saufen“, sagen sie mir: Das machen die Erwachsenen auch. Wir empören uns über Gewalt bei Jugendlichen, aber wir haben auch oft keine Streitkultur. Wir stellen für die Jugendlichen Ver- und Gebote auf, halten uns aber selbst nicht daran.<BR /><BR /><b>Ok, wir sollten kohärenter sein, aber liegt das Problem nicht oft auch in den Familien?</b><BR />Schrott: Ja, es gibt Eltern, die ihre Kinder immer in Schutz nehmen, auch vor der Polizei oder den Carabinieri. Eltern schaffen zudem – und das soll kein Vorwurf sein – oft ihre Erziehungsaufgaben nicht mehr. Sie schieben diese der Schule oder der Jugendarbeit zu. Aber es geht nur gemeinsam.<BR /><BR /><b>Wie sollte man aus der Sicht eines Streetworkers mit Jugendlichen umgehen?</b><BR />Schrott: Die Masse der Jugendlichen ist in Ordnung. Es gibt nur ein paar schwarze Schafe in Meran, wobei die Gruppendynamik bei Vorkommnissen eine große Rolle spielt. Aber auch mit den schwarzen Schafen lässt sich arbeiten. Man muss ihnen halt die Regeln wieder beibringen. Das braucht Zeit. Bei vielen Jugendlichen kann schon ein Gespräch zur Einsicht führen. Wir hören aber oft auch, dass sich „brave“ Jugendliche durch Generalisierungen in den Medien und populistische politische Äußerungen ungerecht behandelt fühlen.