<b>von Karl Psenner</b><BR /><BR />Der 33-Jährige ist gebürtiger Spanier, dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. „Nach meinem Uniabschluss habe ich noch einen Master in Bologna absolviert, wo ich meine Kenntnisse vervollständigen konnte“, sagt Ramirez Bachir. Die Streetworker in Bozen sind eine Gruppe von gut ausgebildeten jungen Leuten, die im Verein Volontarius, zusammen mit „La strada – der Weg“, die meiste Zeit auf den Straßen und Plätzen unterwegs sind. „Eigentlich arbeiten wir nicht zeitgebunden, wir kommen, wenn wir gebraucht werden. Ob am Wochenende oder zu später Stunde, wir sind für unsere Zielgruppe da.“ <h3> Wer ist aber nun die Zielgruppe?</h3>„Das sind all jene jungen Leute, die in irgendeiner Form vernachlässigt werden, das kann familiär bedingt sein, sie können sich vielleicht nicht angenommen fühlen, haben keinen Ansprechpartner zu Hause oder in ihrem Umfeld. Diese Jugendlichen ‚rebellieren‘ auf ihre Art und Weise, besuchen teilweise auch die Schule nicht, lungern herum oder treffen sich mit Gleichgesinnten.“<h3> Wie erfahren aber die Streetworker, wann ihr Einsatz nötig ist?</h3>„Das läuft unterschiedlich ab. Wir arbeiten ja sehr eng mit dem Betrieb für Sozialdienste bzw. mit dem Jugendamt der Gemeinde Bozen zusammen. Diese dienen als Filter, so bekommen wir die Kontakte. Andererseits sind wir ja permanent auf Achse. Wir kennen die neuralgischen Punkte der Stadt, wo sich die Jugendlichen treffen. Meist sind es Parks, aber auch die Höfe von Mehrfamilienwohnungen.“ Es sei schon eine heikle Aufgabe, denn die Jugendlichen – es beginnt schon mit 11 oder 12 Jahren – seien oft misstrauisch, verschlossen, manchmal unnahbar. „Wir kennen aber die Szene, viele kennen inzwischen auch uns, so können wir beginnen, Vertrauen aufzubauen, um die Nöte und Sorgen der Betroffenen zu erfahren.“<h3> Wie bewegen sich die Streetworker?</h3>„Wir beobachten und verfolgen die Szene genau, greifen notfalls auch ein. Unabdingbar ist die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsorganen, denn wir können und wollen uns nicht auf Gewalttätigkeiten jeglicher Art einlassen, wir fungieren als Mediatoren, sind Vermittler. Dabei müssen wir sehr flexibel sein, dürfen die Türen nie zuschlagen, müssen offen für jegliches Problem sein. Unterwegs sind wir fast immer mit dem Fahrrad, aber wir haben auch einen Camper, den wir vor Kurzem auf Vordermann gebracht haben. <BR /><BR />Mit diesem Camper fahren wir dann in die Parks, bleiben dort eine Weile und die Jugendlichen, denen wir bekannt sind, kommen auf uns zu. Es geht vor allem darum, eine Beziehung mit ihnen aufzubauen, ins Gespräch zu kommen. So quasseln wir dann in lockerer Atmosphäre mit ihnen, spielen Karten oder Brettspiele, mit Bällen oder es wird einfach gechillt. Wir sind auch mit Getränken oder Snacks ausgestattet, das erleichtert die Kontaktaufnahme mit den anderen“, erklärt Ramirez Bachir.<h3> Jede Altersklasse benötigt ihre spezielle Begleitung</h3>Was die Altersgruppe betrifft, sind die Betreuten von etwa 11 bis über 20 Jahre alt. Jede Altersklasse benötige ihre spezielle Begleitung. „Die Jugendlichen wieder auf die rechte Bahn zu bringen, die nötige Einfühlsamkeit gepaart mit der erforderlichen Härte aufzubringen, ist ein Balanceakt, der uns immer wieder fordert“, berichtet der Streetworker. Sein Team betreut derzeit etwa 40 Jugendliche intensiver. Kontakt habe man mit etwa 150 jungen Mädchen und Buben, wobei das männliche Geschlecht überwiegt. Bachirs Mannschaft besteht aus 12 Personen, die auch in den gesellschaftlichen Veränderungen eine Ursache für die Probleme der Jugend sehen: „Die Welt der Jugendlichen ist viel komplexer geworden, viele Familien seien überfordert, vor allem, wenn beide Elternteile arbeiten müssten, aber es fehle vielfach auch an Kenntnissen und Erfahrung, um eine gute Erziehung zu meistern.“