„Die Kultur wird zusehends ein zentrales Thema im Tourismus“, so Pechlaner. Da es auch in der Kultur es eine klare Globalisierungstendenz gebe, werde sie zwangsläufig oberflächlicher. Gerade deshalb und mit dem steigenden Interesse für weit entfernte Kulturen böten sich regionalen Kulturen und somit Minderheiten gute Möglichkeiten zur Entwicklung. Dabei sieht er die Herausforderungen in der Authentizität der Destination. Es gehe nicht um die museale Ausstellung der Besonderheiten, sondern um die Wahrung der eigenen Identität durch die kulturelle Vielfalt. Die Einheimischen würden das Thema Minderheit oft stärker sehen als die Gäste, für die das bloße Vorhandensein einer Minderheit kaum zur Entscheidung über den Urlaubsort beitrage. „Vielmehr werden sie von der größeren kulturellen Diversität angezogen.“, so Pechlaner. Erst wenn die Gäste da seien, käme dann durch Informationen über das Minderheitenthema der Begeisterungsfaktor hinzu und man gewinne so Stammkunden.Der Tourismus könne also durchaus zur Identitätsstiftung und den Erhalt von Minderheiten beitragen, jedoch sei die Planung und Entwicklung eines nachhaltigen Tourismuskonzeptes absolute Voraussetzung.Im Gegensatz zur Wirtschaft sei die Präsenz einer Minderheit für den Tourismus für sich alleine noch kein Standortfaktor. Doch bei umfassender Information und mit entsprechendem Kommunikationsaufwand sei ein großes Potential für eine höhere Wertschöpfung vorhanden.Über Geschichte und HerausforderungenÜber Geschichte und Herausforderungen des Minderheitenschutzes in Südtirol referierte Martha Stocker, Vize-Präsidentin der Region und der FUEV, der föderalistischen Union europäischer Volksgruppen. Sie gab den aus ganz Europa stammenden Teilnehmern des Kongresses einen ausführlichen Überblick über die Geschichte Südtirols und die Prinzipien und Besonderheiten der errungenen Autonomie.Eine Herausforderung für die Zukunft sieht Martha Stocker so wie viele ihrer Kollegen in der Politik in der Arbeit für ein Europa der Regionen: „Es geht auch um die Eigenverantwortung der Minderheiten zur Weiterentwicklung“. So wie um die ethnopolitischen Herausforderungen, die zum Beispiel durch die weltweite Migration entstehen.In der abschließenden Diskussions- und Fragerunde wurden mehrere Themen durchaus kontrovers diskutiert. Viel Raum bekamen Zusatzinformationen über Zwei- bzw. Dreisprachigkeit im öffentlichen Dienst und der Gerichtsbarkeit. Bei der Frage nach der Umsetzbarkeit von Grenzverschiebungen und Neugründungen von Staaten im heutigen Europa vertraten die Teilnehmer des MIDAS-Kongresses verschiedene Ansichten.Einig sind sie sich jedoch in der weiteren Zusammenarbeit ihrer Tageszeitungen. Man werde sich auch in Zukunft gegenseitig austauschen und sich gemeinsam für die Rechte der Minderheiten in Europa einsetzen.kls