Der neue Gesundheitslandesrat Dr. Hubert Messner hat die Entlastung der Notaufnahmen bereits in seinem 11-Punkte-Plan vor den Wahlen zu seinen wichtigsten Anliegen erklärt. Messner will die Gemeinschaftspraxen der Hausärzte – die „wohnortnahe Versorgung“ – stärken, um Druck von den Notaufnahmen zu nehmen. <BR /><BR />Dazu sollen die Hausärzte Instrumente erhalten wie Ultraschall-Geräte – zudem sollte ihnen Bürokratie abgenommen werden – und die Hausärzte sollten untereinander und mit dem Spital optimal vernetzt werden. <h3> „Hausärzte können keine Wunder vollbringen“</h3>Mit der Gruppenmedizin könne man zwar einiges auffangen, stimmt ihm Dr. Domenico Bossio, Hausarzt in Lana, zu. „Aber wenn Dr. Messner meint, mit den aktuellen Hausärzten das ganze Problem zu lösen, dann irrt er sich komplett“, meint Bossio. Schließlich habe Südtirol zu wenig Hausärzte. Bereits 2022 fehlten Südtirol 80 Basisärzte – über 20 Prozent der insgesamt vorgesehenen Stellen.<BR /><BR /> Zudem dürfe man „nicht so kurzsichtig zu sein, zu meinen, dass die Hausärzte Wunder vollbringen können – wenn das Krankenhaus hinten und vorne nicht funktioniert“, kritisiert Dr. Bossio. <h3> 98-Jährige wartet 12 Stunden in Notaufnahme</h3>Dass eine 98-jährige, gebrechliche Frau 12 Stunden lang in der Notaufnahme warten musste, nur um einen niedrigen Hämoglobin-Wert zu kontrollieren, sei „etwas Unmenschliches“ – und dürfe ganz einfach nicht passieren. Die 98-jährige Frau habe wegen eines Panikwertes (Hb 7,0 ) in die Notaufnahme müssen.<BR /><BR /> Es war dringend. Die Frage war, ob sie eine Transfusion braucht oder nicht. Dr. Bossio hatte zuvor einen entsprechenden Anruf aus dem Labor erhalten. Die 98-Jährige sei dann nach ihrem Aufenthalt in der Notaufnahme erst zwischen 23 Uhr und Mitternacht heimgekommen.<h3> Personalmangel in vielen Bereichen</h3>Dr. Norbert Pfeifer, Primar der Notaufnahme in Meran, will dem Fall nachgehen – und verweist zugleich auf den Personalmangel und – damit verbunden – auch auf den Bettenmangel. Tatsache sei, dass „immer wieder Ärzte fehlen, aber auch Krankenpfleger und Pflegehelfer“, berichtet Dr. Pfeifer. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63291748_quote" /><BR /><BR />In Meran seien 4 Ärzte im Dienst – und oft gebe es einen sehr starken Zulauf an Patienten, sodass man fast nicht mehr wisse, wohin mit ihnen. Aufgrund des Personalmangels habe man viel weniger Betten zur Verfügung. Die Orthopädie-Abteilung habe eine eigene Erste Hilfe, dorthin kämen Bürger oft wegen Banalitäten und ohne jede Dringlichkeit. Und dann müssten eine Reihe von Untersuchungen bei denen durchgeführt werden. <h3> Gemeinschaftspraxen als Lösung?</h3>Für Landesrat Messner wird es somit einiges zu tun geben. Er zeigt sich überzeugt, dass man das Problem der vielen Patienten in den Notaufnahmen nur mit wohnortnahen Gemeinschaftspraxen der Hausärzte lösen werde. Damit könnte sich das Personal in den Notaufnahmen der Krankenhäuser um die tatsächlichen Notfälle kümmern. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63291744_quote" /><BR /><BR />Dr. Bossio gibt zu bedenken, dass die Versorgung von Hausärzten mit Zusatzinstrumenten wie Ultraschall-Geräten, wie sie Landesrat Messner vorschlägt, seine Zeit brauche. Er mache Ultraschall-Untersuchungen bereits seit 30 Jahren und habe auch EKG im Haus, erzählt Dr. Bossio. <BR /><BR />Bei Ultraschall „macht die Erfahrung den Meister“ – das lerne man nicht von heute auf morgen, gibt der Lananer Hausarzt zu bedenken. Für eine Gruppenmedizin brauche es zumindest 4 Ärzte, um beispielsweise von 8 Uhr bis 12 Uhr in der Früh und von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet zu halten – und geeignet große Strukturen. Dr. Bossio wäre für ein „Strafsystem“ in der Notaufnahme: Patienten, die ungerechtfertigt dort hinkommen, sollten 50 Euro Geldbuße zahlen müssen. <h3> Vorschlag: „Prioritäre Schiene“</h3>SÜGAM-Präsidentin Dr. Doris Gatterer, Hausärztin auf dem Ritten, spricht sich dafür aus, dass Patienten, die vom Hausarzt bereits untersucht wurden und dann von diesem in die Notaufnahme geschickt werden, dort eine „prioritäre Schiene“ erhalten – beispielsweise für Röntgen, EKG oder Blutabnahme. <BR /><BR />„Es kann nicht sein, dass diese Patienten sich noch einmal in der Notaufnahme einreihen und viele Stunden warten müssen“, meint Dr. Gatterer. <BR />