Mit einer gezielten Bereichserhebung, die in diesem Jahr abgeschlossen werden soll, will das Land weitere kulturhistorisch wertvolle Substanz vor Verfall oder Abriss retten.<BR /><BR /><BR />Ob Bahnhof oder Remise, Befestigungsanlage oder Brücke, Sägewerk, Schmelzofen, Schmiede oder Ziegelei – sie alle zeugen von der jüngeren technischen Geschichte im Land. Wie Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer auf Anfrage der Grünen Brigitte Foppa wissen lässt, fallen in den Bereich der Technischen Kulturgüter vor allem Bauwerke und Objekte, die in den vergangenen 150 Jahren im Land errichtet worden sind. <BR /><BR />Allein im Vorjahr sind mit der Widmannbrücke in Brixen, der Trasse der Standseilbahn auf den Virgl, der Steinbrücke in Prissian, dem Froschbrunnen in Bozen und einem Eisenbahnerwohnhaus in Atzwang 5 Objekte in die Liste neu aufgenommen worden. <BR /><BR />Die Entscheidung darüber, was unter Schutz gestellt wird, fällt laut Kuenzers Antwort anhand einer Erhebung, die das Landesdenkmalamt seit 2019 durchführt. Diese erfolgt nach Bereichen getrennt und sollte noch in diesem Jahr zum Abschluss gebracht werden. Im laufenden Jahr werden Kasernenareale und Bunker unter die Lupe genommen. „Die Bauforschung ist nur ein Mosaikteil des Ganzen und die Vorstufe der Unterschutzstellung“, erklärt Landeskonservatorin Karin Dalla Torre.<BR /><BR />Im Fall der ehemaligen Kaserne in Schlanders kamen Erhebung und Unterschutzstellung allerdings zu spät. Wie berichtet, hatte Bürgermeister Dieter Pinggera per Notanordnung den Abbruch eines Gebäudes verfügt. „Wohl des architektonisch wertvollsten“, sagt Dalla Torre. „Da brauchen wir nicht von Nachhaltigkeit zu reden, wenn wir bestehende Gebäude dem Erdboden gleichmachen statt sie zu nutzen.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="819740_image" /></div> <BR /><BR />Im Gegensatz zur „Palazzina Commando“ in Schlanders ist die Nutzung anderer Liegeschaften, die als Technische Kulturgüter unter Schutz gestellt sind schwieriger. „Ein historisches Sägewerk oder ein E-Werk lassen sich eben nur sehr schwer anderweitig nutzen als zu ihrem eigenen Zweck“, so Dalla Torre. Eine Umnutzung Technischer Kulturgüter ist somit noch schwieriger als bei anderen Kulturgütern. So sind einige der unter Schutz gestellten Gemäuer quasi dem Verfall preis gegeben. „Hier sind die Eigentümer gefragt, sich um Erhalt und Nutzung dieser Gebäude zu kümmern“, so Dalla Torre.<h3> „Bauinventar Südtirol“</h3>Statt des derzeitigen Stückwerks einen Gesamtüberblick bieten soll das groß angelegte Projekt „Bauinventar Südtirol“. „Dabei werden Gemeinde für Gemeinde der Baubestand erhoben“, erklärt die Landeskonservatorin. „Eine wahre Mammutaufgabe, die sich aber lohnt.“ Am Ende haben die Gemeinden nämlich einen guten Überblick über die schützenswerten Gebäude auf ihrem Gebiet und kann bei der Erstellung der Gemeindepläne als Grundlage herangezogen werden.<BR /><BR /> Derzeit läuft ein entsprechendes Pilotprojekt in der Gemeinde Schluderns. Bis das Großprojekt aber abgeschlossen ist, dürften wohl noch ein paar Jahre vergehen – und Südtirol um ein paar schützenswerte Gebäude ärmer sein. <BR /><BR />