Die neuen Omikron-Varianten des Coronavirus greifen um sich. Derzeit gibt es in Europa drei Varianten: BA.2, BA.4 und BA.5. <BR /><BR />„Die 2 neuen Varianten weisen zusätzliche Mutationen auf. Mit diesen Varianten kann das Virus der bislang dank Impfung oder Infektion aufgebauten Immunität teilweise entgehen. Daher sind die neuen Varianten auch für diejenigen gefährlich, die sich schon vorher mit den Omikron-Subtypen BA.1 oder BA.2 angesteckt hatten“, erklärt Wiedermann.<BR /><BR />BA.4 und BA.5 würden auch in Südtirol BA.2 verdrängen. „Das hat mit der Kombination von erhöhter Ansteckungsfähigkeit und teilweise umgangener Immunabwehr (Immunflucht) zu tun“, betont der Professor.<BR /><BR /><b>„Durch die Zunahme der Zahl an mit BA.4 oder BA.5 Infizierten könne es auch zu einer Zunahme von schweren Krankheitsverläufen kommen“</b><BR /><BR />„,Immunflucht“ bedeutet, dass sich die Gestalt eines Krankheitserregers deutlich verändert. Das auf das Virus schon eingestellte Immunsystem könne dieses dann schlechter oder nicht mehr ausreichend erkennen und bekämpfen. „Im Einzelfall verlaufen die durch eine Infektion mit BA.4 oder BA.5 entstehenden COVID-19-Erkrankungen nicht schwerer als bei früheren Omikron-Varianten. Doch durch die Zunahme der Zahl an mit BA.4 oder BA.5 Infizierten könne es auch zu einer Zunahme von schweren Krankheitsverläufen kommen“, stellt Wiedermann klar. <BR /><BR /> „Damit ist vor allem bei Menschen mit schwachem Immunschutz zu rechnen. Das sind in erster Linie die bekannten Risikogruppen, darunter Ungeimpfte“, so der Professor. <BR /><BR /><b>„Die Durchseuchung gibt es bei uns in Südtirol, doch die oftmals erwähnte Herdenimmunität ist nicht erreicht worden“</b><BR /><BR />„Omikron hat die ansteckbare Bevölkerung weltweit in wenigen Monaten bis Jänner 2022 weitgehend durchseucht und quasi wie ein Lebendimpfstoff gewirkt, wenngleich mit einer zehnfach höheren Sterblichkeitsrate als bei der Grippe.“<BR /><BR /> Nach der Kombination aus Omikron-Wellen und Impfung könne man davon ausgehen, dass nahezu alle Menschen zumindest eine gewisse Immunität gegen das Virus entwickelt haben. „Aber es gibt immer noch coronabedingte Todesfälle, eben weil die Immunität nachlässt“, so Wiedermann. <BR /><BR />Wenn der Immunschutz tatsächlich anhalten würde, könnte den Viren der Nährboden entzogen werden. „Ja, die Durchseuchung gibt es bei uns in Südtirol, doch die oftmals erwähnte Herdenimmunität ist nicht erreicht worden. Die Immunflucht des Virus und die Besonderheiten der Regulation unseres Immunsystems verhindern das Auslöschen von COVID-19“, so Wiedermann. <BR /><BR /><b>„Schutzwirkung durch eine Booster-Impfung bei jenen Menschen besser, die noch keine Corona-Infektion durchgemacht haben“</b><BR /><BR />Aus den aktuellen Entwicklungen gewinne der Wissenschaftler am Institut für Allgemeinmedizin der Claudiana 2 zentrale Erkenntnisse: „Zum einen, dass eine Auffrischungsimpfung (Booster) besser vor einer Ansteckung mit den Omikron-Varianten schützt als eine durchgemachte Omikron-Infektion. Zum anderen weisen erste Daten darauf hin, dass die Schutzwirkung durch eine Booster-Impfung bei jenen Menschen besser ist, die noch keine Corona-Infektion durchgemacht haben.“<BR /><BR /> Eine überstandene Erkrankung könnte die Wirksamkeit künftiger Impfungen abschwächen. Das sei deswegen so wichtig, weil die Impfung nach wie vor der beste Schutz vor kritischen COVID-19-Erkrankungen und vor dem Corona-Tod ist, so Wiedermann. <BR /><BR />Mittlerweile werde das Boostern für Menschen ab dem 5. Lebensjahr empfohlen. Dabei werde nach der Grundimmunisierung (zumeist mit 2 Impfdosen) ein Wechsel auf einen anderen Impfstoff als möglicherweise sinnvoll erachtet. <BR /><BR /><b>„Im heurigen Herbst könnte eine weitere, immunisierende Corona-Mutante auftauchen“</b><BR /><BR />„Angesichts der steigenden Fallzahlen und der wissenschaftlichen Evidenz bin ich persönlich für eine Verstärkung der Impfbemühungen. Dazu zählt auch die 4. Impfdosis für alle, die sie sich wünschen“, bekräftigt Wiedermann. <BR /><BR />Er befürchtet, dass im heurigen Herbst eine weitere, immunisierende Corona-Mutante auftauchen könnte. Daher sei es schon jetzt wichtig, Maßnahmen zu treffen: „Das wichtigste Präventionsmittel ist mit Sicherheit die Impfung. Dazu zählen die Erstimpfungen – auch bei Kindern, die das Virus derzeit vielfach in die Familien bringen, aber auch das Boostern zum frühestmöglichen Zeitpunkt.“ <BR /><BR />Zwischen August 2020 und Oktober 2021 konnte die Virus-Übertragung dank der Kombination aus AHA-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen) und Schutzimpfung um 53 Prozent reduziert werden. Die AHA-Maßnahmen ohne Impfung erreichten alleine beachtliche 35 Prozent. Zu diesem Schluss kommt die Wissenschaftszeitschrift Nature. <BR /><BR />„Schutzmaske tragen und Abstand halten sind in der Omikron-Sommerwelle 2022 wichtiger denn je“, so der Appell von Wiedermann. <BR />