Ein Blick auf die Wetterdaten aus dem Archiv des Landeswetterdienstes zeigt: In den zehn Jahren zwischen 2015 und 2024 hat es in Bozen mehr als doppelt so viele Tage mit Temperaturen über 30 Grad gegeben wie in der Dekade 1981 bis 1990. Die Zahl der extrem heißen Tage sowie der Tropennächte hat sich sogar verdreifacht.<BR /><BR />Der meteorologische Sommer neigt sich dem Ende zu und beschert uns noch einmal ein paar Tage mit bis zu 30 Grad und vielleicht darüber. Kein Vergleich mehr zu den Hitzetagen vom Sommeranfang und im August, aber besser als der kühle Juli. Doch schon diese kurze Zusammenfassung zeigt: Auch unsere Wahrnehmung hat sich mit dem Klima bereits verändert.<BR /><BR /> Um auszusagen, ob ein Monat zu kalt oder zu warm ist, vergleichen Meteorologen die aktuellen Daten mit einem 30-Jahre-Mittel. Aktueller Bezugszeitraum: 1991 bis 2020. „Vergleicht man den heurigen Juli mit dem Mittel aus diesen 30 Jahren, dann war er um ein halbes Grad zu kühl“, sagt Landesmeteorologe Dieter Peterlin. <BR /><BR />Doch vergleicht man den Juli 2025 mit dem Mittelwert des 30-Jahres-Zeitraumes von 1961 bis 1990, „dann war der Juli um ein ganzes Grad zu warm“, betont der Experte. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1204680_image" /></div> <BR />Dass sich unsere Wahrnehmung derart verschoben hat, zeigt sich auch an einem anderen Begriff: der Sommertag. Für Wetterdienste im deutschsprachigen Raum ist ein Sommertag ein Tag mit Temperaturen über 25 Grad Celsius. Das entspricht kaum noch unseren Vorstellungen von „Sommer“. Denn wir gewöhnen uns sowohl an steigende Temperaturen als auch an eine steigende Anzahl heißer und sogar extrem heißer Tage. <h3> Zweitwärmster Juni seit Beginn der Aufzeichnungen</h3>Als heißer Tag gilt stets nach der Definition der Meteorologen ein Tag, dessen Temperatur mindestens die 30 Grad Celsius erreicht. Insgesamt schwankt die Anzahl dieser Tage von Jahr zu Jahr stark (siehe Grafik), es ist jedoch ein klarer Trend zu erkennen: Es werden immer mehr.<BR /><BR /> Während zu Beginn unserer Zeitleiste 20, 30 heiße Tage pro Sommer die Regel waren – für den Zehn-Jahres-Zeitraum 1981 bis 1990 liegt der Mittelwert bei 24,6 solcher heißen Tage, sind wir mittlerweile an 50 bis 60 solcher heißen Sommertage gewöhnt. <BR /><BR />Der Mittelwert der Jahre 2015 bis 2024 liegt bei 57. Heuer sind wir bislang bei 51 und ein paar Tage können im August und September noch dazukommen. Und das, obwohl der Juli „zu kühl“ war. (Noch) Ausreißer nach oben war dabei das Jahr 2020 mit 82 Tagen über 30 Grad Celsius. Schon im Jahr 2003 war man mit 81 solcher Tage ähnlich unterwegs. <h3> Extrem heiße Tage verdreifacht</h3> Mit den heißen Tagen nehmen auch die extrem heißen Tage zu – und zwar schneller. Immer im Vergleichszeitraum 1981 bis 1990 gab es davon in Bozen nämlich „nur“ 27, also im Schnitt 2,7 Tage pro Jahr. Im Zeitraum von 2015 bis 2024 waren es hingegen insgesamt 88, also acht Tage im Schnitt pro Jahr. Das sind dreimal so viele. Und für heuer hat der Landeswetterdienst zwölf extrem heiße Tage mit Temperaturen über 35 Grad aufgezeichnet. <BR /><BR /><embed id="dtext86-71145990_quote" /><BR /><BR />Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn während es sich früher dann um Tage mit 35 oder auch einmal 36 Grad handelte, „stecken in den jüngsten Zahlen auch Tage mit 37 oder 38 Grad“, präzisiert Dieter Peterlin. Und diese Temperaturen, „vor allen Dingen auch über mehrere Tage hintereinander, sind ein neues Phänomen“, erklärt der Experte. <BR /><BR />Von dem wir im heurigen Juni gleich eine gehörige Portion abbekommen haben: Immerhin hatten wir den zweitwärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1850. Die höchste Temperatur wurde am 29. Juni mit 37,5 Grad Celsius in Auer gemessen.<BR /><BR />Solche Temperaturen bergen Gefahren, besonders für Kleinkinder, Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen und für Schwangere. Denn bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und höher steigt das Gesundheitsrisiko merklich an. So führt das Robert Koch-Institut (RKI) seit Jahren Auswertungen zu hitzebedingter Sterblichkeit durch. Demnach gab es im Jahr 2024 in Deutschland 2.800 hitzebedingte Sterbefälle, im Jahr davor 3.100. <h3> Dreimal so viele Tropennächte </h3>Verdreifacht hat sich übrigens auch die Zahl der Tropennächte – Nächte mit Temperaturen von mindestens 20 Grad Celsius. Von knapp sieben solcher Nächte im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 1990 kann man heutzutage nur mehr träumen. Zwischen 2015 und 2024 hat es insgesamt 200 Tropennächte in Südtirol gegeben, knapp 21 pro Jahr. „Ist es untertags sehr warm, dann findet nachts einfach keine ausreichende Abkühlung mehr statt“, erklärt Peterlin. <BR /><BR />Vor allen Dingen, wenn die Nächte kurz und die Tage lang sind. Der heurige Juli hat uns dabei einen neuen Juli-Rekord beschert: neun Tropennächte. Insgesamt gab es heuer 24. Die bisher meisten Tropennächte verzeichnete man im vergangenen Jahr: 33. Das Jahr mit den frühesten Tropennächten – nämlich im Mai – war 2022.<h3> Warme Nächte belastender als heiße Tage</h3> Für die Gesundheit sind solche Tropennächte noch weniger zuträglich als heiße Tage: „Wenn man nachts aufgrund der Hitze nicht schlafen kann, dann belastet das den Körper ziemlich“, weiß Dieter Peterlin: „Man sagt, eine Tropennacht ist für den Körper so unangenehm wie drei sehr heiße Tage“. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie ein Fehler gefunden? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>